Aljoscha hat einen Freund

BOLLENDORF. "Meine Freunde sind auch deine Freunde": Das sagen viele. Josepha Sander aber lebt diese Worte auch. Sie hat Aljoscha, einem Waisenkind aus Russland, geholfen. Nun unterstützt sie auch Andrej, Aljoschas Freund.

Aljoscha hat einen Freund. Nichts Ungewöhnliches für normale Siebenjährige. Aber Aljoscha ist nicht normal - mit westeuropäischen Maßstäben gemessen. Der russische Waisenjunge hat in seinem Leben wenig von all dem gehabt, was Kinder haben sollten. Liebe, ein Zuhause, Freunde. Bis Josepha Sander in sein Leben trat. Es war an Heiligabend im Jahr 1998 gegen 16 Uhr im Kinderheim bei Smolensk, als die Frau aus Bollendorf Aljoscha ihr Versprechen gab, sich um ihn zu kümmern, damit er mal ein normales Leben führen kann. Das Kind mit verkrüppelten Armen und Beinen wäre ohne fremde Hilfe dazu verdammt gewesen, sein Leben auf dem Boden zu verbringen. Denn Aljoscha leidet unter Arthrogryphose, einer angeborenen Versteifung der Gelenke im gestreckten und gebeugten Zustand. Nach jahrelangem Hick-Hack mit der Kinderheim-Leitung, vielen Behördengängen, Telefonaten und dank der Hilfe vieler Spender holte Josepha Sander Aljoscha vor gut einem Jahr zu sich nach Hause und ließ ihn mehrmals in Köln operieren. Nun kann Aljoscha laufen. Er besucht eine Schule. Und hat zum ersten Mal im Leben einen Freund. "Ich habe einen Freund: Das hat er mir gleich entgegen geschrien, als ich ihn nach Weihnachten im vergangenen Jahr besucht habe", sagt Sander. Damals hatte die 72-Jährige wieder einmal einen Hilfsgüter-Transport der Malteser nach Russland begleitet, um zu schauen, was vor Ort mit den Spenden passiert - und natürlich mit Aljoscha. Dem war viel passiert. Denn Andrej, acht Jahre, der unter der Krankheit Spina bifida, einer Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks ("offener Rücken") und einem Klumpfuß leidet, war Aljoscha begegnet. Und Josepha Sander damit ihr zweiter Schützling. "Die beiden sind unzertrennlich. Als sie wegen eines Klinikaufenthalts getrennt waren, war Aljoscha sehr traurig", erzählt Sander. Ein Zustand, der sich nicht wiederholen sollte, wenn Aljoscha zu ihr nach Bollendorf kommt. Deshalb hat Sander Andrej auch gleich eingeladen. Eine Menge Papierkram war zu erledigen, stundenlang hat Sander mit Russland telefoniert, Mails geschrieben, Dokumente besorgt. Nun steht es fest: In diesen Tagen kommen Aljoscha und Andrej. Dank der vielen Spender, die auf Aljoschas Konto bei den Maltesern eingezahlt haben. Vier Wochen Urlaub machen - das hört sich nach Luxus an. Es geht aber vor allem darum, beide gesundheitlich und psychisch zu stabilisieren. Denn im Heim ist gerade mal für das Nötigste gesorgt. Einen Kleiderschrank haben beide nicht. Auch keine Matratzen - sie schlafen auf Drahtgestellen. "Vielleicht brauchen wir für beide neue orthopädische Schuhe. Und Aljoscha benötigt eventuell auch eine neue Gehhilfe", sagt Sander. Auch eine kleine Operation ist notwendig. Da der Tränenkanal des Siebenjährigen verstopft ist, droht ein Augenschaden. Um das alles bezahlen zu können, ist sie auf Spenden angewiesen. Oder auf Menschen, die ihr solche Hilfsmittel zur Verfügung stellen. Sie sei für jede Unterstützung dankbar, versichert Sander. Denn Aljoscha hat jetzt einen Freund. Und Aljoschas Freunde sind auch Josepha Sanders Freunde. SPENDENKONTO: Über Spenden für beide Kinder freuen sich die Malteser, Spendenkonto 1111251, Stichwort "Aljoscha", Kreissparkasse Bitburg-Prüm, BLZ 58650030.

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