"Datt Kendchen hat jär seijn Ruh..."

BITBURG/PRÜM/DAUN. Der Krippenbau hat in der Eifel eine lange Tradition. Das gilt sowohl für die Herrichtung einer großen Kirchenkrippe als auch für den Hauskrippenbau. "Das gehört einfach zum Weihnachtsfest dazu", findet auch der 15-jährige Schüler Tobias Schausen aus Daleiden.

Urkundlich bezeugt wird die erste Krippendarstellung im 13. Jahrhundert im Salzburger Land. Berühmte Meister des Mittelalters verewigten sie in ihren Schnitzaltären. Zunächst hielten Naturkrippen Einzug in die Kirchen und Klöster, ehe sie im 17. Jahrhundert in die Bauernhäuser gelangten. Der Weg ins Eifelland lässt sich dabei gut nachvollziehen: Über Domstädte wie Köln und Trier gelangten sie in die Klöster (Niederprüm, Steinfeld, Himmerod), um von dort aus ihren Siegeszug in die Stuben anzutreten. Krippe und Weihnachtsbaum bilden seit dem vergangenen Jahrhundert eine feste Einheit in der "Eifeler Wohnstub" und sind auch heute noch Mittelpunkt der häuslichen Feier."Tierische Dialoge": Wo Ochs und Esel sprechen

Mittelpunkt der Figurenkrippen sind natürlich das Christurkind mit Josef und Maria. In unserer Region findet sich die Heilige Familie häufig in einem Stall. Es kann aber auch eine Scheune, eine Mauernische oder eine Höhle sein - wie vielfältig die Darstellung sein kann, ist derzeit auf der Krippana in Losheim zu sehen und bei der Krippenausstellung in Daleiden (der TV berichtete). Das Jesuskind wird gewöhnlich durch helle Kleidung, einen Heiligenschein oder einen Stern hervorgehoben. An seiner Seite kniet Maria, meist in ein blaues Umschlagtuch gehüllt. Josef steht in gebührendem Abstand mit Wanderstab und Laterne in den Händen wachend an der Krippe. Die Tiere spielen in den meisten Eifeler Krippen eine besondere Rolle. Dies hat mit dem alten Volksglauben zu tun, dass die Tiere als Helfer und Ernährer des Menschen dienen. Sie sollen - so die Volkskunde - "teilhaben am Heilsgeschehen der Geburt". Bevorzugtes Tier ist dabei das Schaf, dem Attribute wie genügsam, folgsam und brav beigemessen werden. Ochs und Esel gelten ebenso als Helfer des Menschen, Hühner gar als Lebensspender. Im Volksglauben der Eifeler reden die Tiere in der Heiligen Nacht sogar miteinander. Beispiel eines "tierischen Dialogs": "Christus ass geburren!", kräht der Hahn. "Wu, wu - wu, wu?", bellt der Hund. "Zu Bätlähäm, zu Bätlähäm", antwortet die Huhn. Daraufhin die Ziege: "Jot seij Daank, Jot seij Daank!" Eine zweite wichtige Gruppe ist die Hirtenschar, die das Jesuskind anbetet und sich ihm betend nähert. Die Hirten tragen meist Pelze und wandern mit langen Hirtenstäben dem Licht entgegen. Manche haben ein Lamm als Geschenk in ihren Armen, andere stehen in gebührendem Abstand oder knien am Eingang des Stalls. Hunde halten sich pietätvoll im Hintergrund, "um das Kind nicht zu stören" (Nikolaus Kyll). Als weitere Gruppe kommen, allerdings erst am Dreikönigstag, die Drei Weisen aus dem Morgenland hinzu. Bei ihrer Darstellung konnte sich die Fantasie der Krippenbauer voll entfalten. Ob in exotischer Kleidung, ob schwarz oder weiß - die Eifeler ließen sie häufig als "Besucher aus der Region" auftreten, weshalb es in diesen Krippen weder Kamele noch Elefanten gibt. Die TV-Leser haben ja mit dem Adventskalender (siehe auch das Foto zu diesem Text) bereits einen Eindruck bekommen, wie verschiedenen das "Beiwerk" der Hauskrippen sein kann. In der Eifel dienen als Grundstock zum Auskleiden der Krippen traditionell knorrige Waldwurzeln, Moos, Baumrinden, Lavasteine und Holz. In diese Landschaft eingebettet findet der Betrachter neben dem Stall ortstypische Elemente wie Bauernhäuser, Tenne, Garten, Holzplatz. Selbst der Misthaufen gehörte früher dazu. Landwirtschaftliche Geräte wie Sense, Gabel, Axt, Egge und Pflug hatten im Vorhof der Krippe ihren festen Platz. Bei großen Landschaftskrippen kommen auch Mühlen und Wasserläufe, Brücken, Waldwege und Höhlen hinzu. "Krippen sind Orte der Verkündigung", sagte einst der ehemalige Bleialfer Pastor Werner Assmann. Auch die Hauskrippe erfüllt den Zweck, sich die Bedeutung der Geburt Christi zu vergegenwärtigen. Früher gab es sogar ein Wettstreiten um die schönste Hauskrippe. Die jungen Männer zogen durch die Häuser, um die Bewerber genau zu studieren. Preise gab es dafür nicht. Dafür waren aber neidvolle und bewundernde Blicke den Erbauern der schönsten Hauskrippen sicher.

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