Dem Winter Feuer machen

NEUERBURG/STEFFELN/PRONSFELD. In den Dörfern der West- und Südeifel markiert der erste Fastensonntag einen Brauchtums-Höhepunkt im Jahr. An diesem Tag wird nach uralter Überlieferung der Winter ausgetrieben. Dazu entzündet die Jugend Höhenfeuer, richtet einen Burgbaum auf oder kullert Feuerräder ins Tal.

Dieses Fastenfeuer findet seit Jahrhunderten eine Fortsetzung als Frühlingsfeuer zwischen dem Winter- und Sommerhalbjahr. Zu Grunde liegt diesem Brauch eine Zauberhandlung zur Vernichtung des Winters, ein magischer Ritus zur Erweckung der Lebenskraft und die Vertreibung des letzten Winterdämonen. Rund um Neuerburg heißt der erste Fastensonntag "Hüttensonntag", im Prümtal nennt man ihn "Burgsonntag", in anderen Regionen wie im Bitburger Land sagt man "Schäfsonntag". In den Nachkriegsjahren war die Jugend vor allem darauf aus, viele Reifen zu sammeln und zu verbrennen. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend geändert. In Pronsfeld sammelt die männliche Jugend in den ersten Januarwochen die ausgedienten Christbäume ein, durchkämmt die Wälder nach Reisig und abgestorbenem Holz. "Wir haben einen Riesenberg an Brennmaterial zusammengetragen", sagt der diesjährige "Kupphär" Erik Waxweiler (15). Michael Gustävel (15): "Wir kommen auch zu den Häusern, um Heckenschnitt und Reisig abzuholen." In der Prümtalgemeinde wird an drei Standorten jeweils ein Burgbaum mit Stroh umwickelt ("Strohmann"), aufgerichtet und mit Beginn der Dämmerung in Brand gesetzt. In Neuerburg gibt es nach Aussage von Rudolf Homann (63) kein Hüttenfeuer. "Hier wird aber der Brauch praktiziert, am Fastnachtsdienstag eine Strohpuppe zu verbrennen, um die Asche anschließend an einem heimlichen Ort zu begraben. Die Puppe symbolisiert einen Winterdämonen." Klaus Balmes (58) aus Ammeldingen berichtet von einem Baum in Kreuzform, der am Burgsonntag mit Stroh umwickelt und aufgerichtet wird. "Bei ihren Heischegängen sammelt die Jugend die Zutaten für ihren abendlichen Kuchenschmaus", erläutert er. In Steffeln ist Werner Grasediek ein Brauchtumskenner. Nach seiner Aussage gibt es in wenigen Dörfern noch den Brauch des "Räderscheibens". "In Steffeln heißt es Freudenrad", sagt Grasediek, der froh ist, dass nach 50-jähriger Unterbrechung der Junggesellen- und Eifelverein den Brauch im Jahr 2002 wieder neu initiierten. Grasediek: "Am Vorabend des ersten Fastensonntags, dem Freudesonnich, wird oberhalb der Straße am Steffelberg das mit Stroh umwickelte Rad aufgestellt und angezündet. Vier starke Burschen führen das brennende Rad zu Tal bis zum Sportplatz. Hier gibt es dann ein kleines Fest." Nach seiner Aussage ist das Feuerrad das Symbol der Sonne, die den Winter verjagt.

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