Der kleine Unterschied bleibt

Lernen Jungs anders als Mädchen? Untersuchung der Berliner Uni

DieWissenschaftler aus der Hauptstadt machen sich in Wittlichschlau: Melanie Rau, Psychologie-Studentin an der Uni Berlin hatam Wittlicher Cusanus-Gymnasium die Interessen der Schüler in derelften Klasse erforscht. "Die Zusammenarbeit war super", erzähltRau. Sie selbst hat einmal im Cusanus-Gymnasium die Schulbankgedrückt und ist begeistert von ihrem Forschungsprojekt. Englisch ist weiblicher

Mit Hilfe der Lehrer konnte sie die Schüler befragen und die schuleigenen Computer für ihre Arbeit einsetzen.

Welche Eigenschaften sie den Fächern Physik und Englisch zuordnen, sollten die Gymnasiasten beispielsweise beantworten. Während das Fach Physik oft als schwierig und sehr von der individuellen Begabung abhängig bezeichnet wurde, erhielt Englisch häufig die Bewertung "leichter, sinnlicher, weiblicher, weniger von Fähigkeiten und Begabungen abhängig". Dabei stellte Melanie Rau auch eindeutig den "Geschlechtereffekt" fest. Die Mädchen beurteilten die naturwissenschaftlichen Fächer eindeutig negativer als die Jungen. Doch woher kommt es, dass die Vorurteile sich also auch heute noch bestätigen? "Die Jugendlichen befinden sich in einer Phase der Persönlichkeitsbildung", erklärt die Psychologiestudentin. "Sie müssen sich neu definieren." Sie engagierten sich in den Schulfächern, die das darstellten, was sie selber gerne sein wollten. Leistungsbereitschaft würden Schüler nur in den Bereichen entwickeln, die sie als relevant für ihre Persönlichkeitsentwicklung empfinden. Neben Eltern und Mitschülern seien auch die Lehrer für das Image eines Faches verantwortlich. Je mehr ein Fach oder auch die Personen, die damit verbunden sind, vom eigenen Selbstbild abweichen, desto negativer erscheine das Fach. Aus diesem Grunde seien die Schüler dann auch weniger geneigt, sich entsprechend einzusetzen.

Beobachtungen an mono-edukativen Schulen, also Schulen an denen nur Mädchen oder nur Jungen unterrichtet werden, hätten gezeigt, dass die Vorlieben hier ganz anders gelagert seien und die Naturwissenschaften auch bei Mädchen durchaus einen hohen Stellenwert hätten.

Neue Erkenntnisse im März

Neben den Interviews gehörte ein Computerexperiment zu der Studie. Dabei sollten die Schüler mit Hilfe eines Fragebogens Auskünfte über ihre Person und ihre Interessen an den Computer weitergeben. Dieses Persönlichkeitsprofil soll dann mit den im Interview genannten Angaben zu den Schulfächern in Zusammenhang gebracht werden. Die Ergebnisse dieser Forschung sind zur Zeit noch in der Auswertung. Schätzungsweise im Februar oder im März sollen die neuen Erkenntnisse dann vorliegen.

Die Forschungsarbeit von Melanie Rau, Hilfskraft im Fachbereich Psychologie, ist Teil eines Projektes der Uni Berlin, an dem viele Wissenschaftler und Studenten beteiligt sind. Ziel des Projektes ist es, Strategien zu erarbeiten, die den Schulfächern zu einem besseren Image und größerer Beliebtheit verhelfen.

In beliebten Fächern wird mehr gelernt, was wiederum die Leistungen der Schüler verbessert. Und das ­ so hat Pisa hat gezeigt ­ ist dringend nötig.

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