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Bräuche an Allerheiligen und Allerseelen Das ausklingende Kirchenjahr gedenkt an Allerheiligen/Allerseelen nicht nur der Verstorbenen, sondern auch dem Sterben der noch Lebenden. Der 1. November markiert den Winterbeginn und ist zugleich Auftakt in die "stille Zeit".

Altes Jahresendbrauchtum und die gefeierte Einheit der Lebenden mit den Toten führten zu ausgelassenen Feiern. Am Vortag von Allerseelen, dem Nachmittag an Allerheiligen, werden die Gräber mit Grün und Blumen (Astern und Chrysanthemen) geschmückt und ein "ewiges Licht” aufgestellt. Für das 16. Jahrhundert ist dies für Köln und die Eifel belegt, wo ein Gottesdienst und ein abendliches Gedächtnismahl dazu gehörten. Nach altem christlichen Volksglauben, der auch in evangelischen Gebieten verbreitet war, stiegen die Armen Seelen an Allerseelen aus dem Fegfeuer zur Erde auf und ruhten für kurze Zeit von ihren Qualen aus. Zuwendungen für Arme, Mönche, Nonnen und Patenkinder - zum Beipsiel das Seelspitzbrot oder Seelenkuchen -, aber auch spirituelle Gaben wie Gebet, Licht und Weihwasser prägten diesen Tag. "Um der armen Seelen willen” heischten die Kinder früher auch mancherorts und erhielten Äpfel, Getreide, Mehl, Schmalz, Geld und vor allem Brot. Es gab Gegenden, wo die Kinder auf den Gräbern kleine Münzen suchten und fanden, die dort hingelegt wurden, damit sie sich "Seelenbirnen” oder Gebäck kaufen konnten. Im Tal der Mosel aß man am Abend von Allerseelen Hirsebrei, weil angenommen wurde, dass so für jedes Korn eine Seele aus dem Fegfeuer befreit wird. Das Herdfeuer bleibt Tag und Nacht brennen, denn besonders die Seelen, die die "kalte Pein” erlitten, sollten sich wärmen können. Man stellte in den Räumen brennende Lichter auf, vor denen die Lebenden für die Ruhe der Seelen beteten. Das Licht sollte den Seelen zum ewigen Licht verhelfen. Die ganze Nacht über brannte ein Licht. Wer sich in der Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen ins Freie wagte, war in Gefahr zu sterben, denn Spuk und Zauber drohten, und alle Geister und Dämonen hatten freies Schalten und Walten. Am Tag selber war einiges verboten, so das Säen von Korn oder die Spinnen. Und durch "Totenbahrenziehen” konnte man angeblich alles erhalten, was man sich wünschte.(js)

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