Frohe Jubellieder klingen...

Wahrlich ein "erhabenes" Fest in der gesamten Region - und weit darüber hinaus: Fronleichnam. Volksfrömmigkeit und ein hohes Maß an Einsatz für die Ausgestaltung des Festtags prägen das Brauchtum rund um die kirchliche Feier und die Prozession.

Arenrath/Oberstadtfeld/Pronsfeld. Der Mai hält so manches bereit: Maifeiertag, Maibaum, Bittprozessionen, die ersten Dorfkirmessen, kirchliches und weltliches Brauchgut und eben - das Fronleichnamsfest. Es ist in besonderer Weise ausgestaltet: ein feierliches Hochamt, Orgelklänge, Außenaltäre, Blumenteppiche, Kommunionkinder in schmuckem Kleid oder Anzug, Blasmusik und Fahnenschmuck. Und das in jedem Dorf - so weit es noch priesterlich "versorgt" ist."Frohe Jubellieder klingen" - dieses weithin bekannte Kirchenlied drückt die Festtagsfreude in besonderer Weise aus. Das Brauchtum hatte und hat am Fronleichnamsfest immer seinen besonderen Platz. Besonders in ländlichen Gegenden wie in der Eifel, an der Mosel und im Hunsrück hat sich der Brauch des Blumenschmuckes erhalten, obwohl er vor zwei Jahrzehnten fast ausgestorben schien. Doch Frauengemeinschaften, Pfarrgemeinderäte oder dörfliche Gruppen belebten dieses Praxis wieder neu. Ein bis zwei Wochen vor dem Fest beginnen die Vorbereitungen: Welche Motive für den Blumenteppich wählen wir? Was gibt es noch an Feld- und Gartenblumen? Wer besorgt uns den Altartisch, das Kreuz, die Tischwäsche? Fragen, die alljährlich neu diskutiert werden. Früher waren es besonders die Kinder, die hinaus in die Wiesen liefen und Blumen "rupften". Heute sind es unterschiedliche Gruppen, die sich dazu freiwillig bereitfinden. Gemeinschaft und Geselligkeit spielen dabei eine Rolle.In Arenrath werden drei Außenaltäre aufgestellt

Etwas zwei bis drei Stunden vor der Prozession beginnen die letzten Vorbereitungen: Aufstellen des Altares, Baumschmuck rund um die "Insel", Kübel mit Schnittblumen aus den Gärten und eben - der Blumenteppich. Er erfordert die Zusammenarbeit aller Akteure, eine gute Abstimmung und geschickte Hände. Am Ende freuen sich dann alle über das Werk, das auch eifrig mit den Kameras festgehalten wird. Die Prozession kann kommen!In Arenrath (Kreis Bernkastel-Wittlich) werden nach Aussage von Andrea Mennicke drei Außenaltäre aufgestellt. "Das hängt von den verschiedenen Straßen ab", sagt Andrea Mennicke. Den Entwurf erstellt Christa Klassen für die "Kirchsträßler". "Etwa zehn Eimer Blumen werden montags und dienstags gesammelt, wenn es nicht reicht, arbeiten wir auch mit Sand, Sägemehl, Kaffeesatz oder Kieseln", erklärt Mennicke. Ungefährt zwei bis drei Nachmittage dauert die "Blumenlese" in den Wiesen und Feldern. "Klee, Kornblumen, Lupinen und Pfingstrosen gehören zum festen Bestand", sagt Mennicke. Am Fronleichnamstag selbst beginnen die Teppicharbeiten morgen um sechs Uhr. Bereits am Vorabend werden die groben Arbeiten in der Kirchstraße in Arenrath verrichtet.In Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) werden schöne Blumenteppiche an den Außeraltären angebracht. Nachbarschaftliche Gruppen - die Prozession nimmt wechselnde Wege - sorgen für den Altaraufbau, den Schmuck rund um die "Altarinsel" und einen reichen Blumenteppich. Um den Altar herum sind "Maien" gepflanzt, Blumenkübel aufgesetzt und Teppiche verlegt. Die Motive sind meist der Bibel entnommen: Kelch mit Hostie, Segensspruch, Kreuz, Friedenstaube. An Blumen sammeln Frauen, Kinder und teilweise auch Männer Ginsterblüten, Lupinen, Pfingstrosen, Tannenspitzen, Kleeblumen oder Margeriten. "Früher wurde auch Sägemehl gefärbt, wenn es mal an Farben mangelte", weiß Luzia Schröder. Vielfach wurden Schablonen benutzt, um die Figuren akribisch verlegen zu können.In Ober- und Niederstadtfeld (Vulkaneifelkreis) geht die Prozession alljährlich durch eines der beiden Dörfer. Im Außenbereich werden zwei große Altäre aufgebaut, die mit viel Baum- und Blumenschmuck versehen werden. Als Motive für die herrlichen Blumenteppiche wurden "Der gute Hirt", "Das Lamm Gottes", "Die Brotvermehrung", "Der Geist Gottes" dargestellt. Frauen aus der Pfarrei und Mitglieder des Pfarrgemeinderates gehen auf die Wiesen, um Blumen zu sammeln. Schneeball, Pfingstrose und Flieder kommen aus den Gärten. Und Ihr Blumen-Bild? Haben auch Sie mit einer Gruppe Gleichgesinnter viel Mühe in einen Blüten-Altar investiert? Wir suchen Fotos von den schönsten Fronleichnams-Blütenteppichen. Die besten Fotos veröffentlichen wir im Trierischen Volksfreund und unter www.volksfreund.de. Es geht ganz einfach: Stellen Sie bei Ihrer Digitalkamera die größtmögliche Auflösung ein und senden Sie uns Ihr Digitalfoto bis Freitag, 8. Juni, 10 Uhr, mit Ort, Namen der Helfer und einer kurzen Beschreibung des Motivs an mosel@volksfreund.de oder eifel@volksfreund.de. Fotos, die nach 10 Uhr eingehen, können leider nicht berücksichtigen. Hintergrund Das Fronleichnamsfest am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest, auch Hochfest des Leibes und Blutes Christi, feiert die Kirche als Opfer, Kommunion (Opferspeise) und - wegen der Realpräsenz Christi im Tabernakel - zugleich als Gegenstand der Anbetung. Es ist ein Erinnerungsfest an die Einsetzung des Altarsakramentes, das eigentlich Gründonnerstag gefeiert werden müsste, aber der Passionswoche wegen als zu diesem Termin unangebracht empfunden wurde. Den besonderen Charakter erhielt Fronleichnam durch die Prozession, die schon 1279 durch Köln zog. Gerade die Fronleichnamsprozession versinnbildlicht gelebtes Christentum: Zum Ende des Osterfestkreises symbolisiert sie den christlichen Lebensvollzug, das gläubige "Wallen", das Ziehen durch die Zeit, Christus entgegen. Besondere Brauchhandlungen liegen zugrunde: vier Außenaltäre, festlich geschmückte Häuser, Beflaggung, Blumenteppiche und junge Buchenäste an den Straßenrändern. (js)Drei Fragen an... Bernhard Kramer, Pastor im Ruhestand aus Sellerich Worin liegt der Sinn des Fronleichnamsfestes? Kramer: Das Fest erinnert an die Einsetzung des Altarssakramentes. Wegen der Karwoche wurde diese Feier nicht auf Gründonnerstag, sondern auf den ersten Donnerstag nach Pfingsten gelegt. Wie erklären Sie sich das reichhaltige Brauchtum rund um das Fest? Kramer: Man wollte als Gemeinde die besondere Feierlichkeit und Erhabenheit dieses Festes betonen - mit Schmuck, Fahnen und Liedern. Woher kommt die Tradition des Blumenverlegens? Kramer: Dieser Brauch ist zu vergleichen mit einem roten Teppich. Die Gläubigen wollen dem Herrn den Weg bereiten. Auch Anklänge an Palmsonntag sind hier zu sehen. (js)

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