Glaube und Kommerz

PRÜM. Ostern in der Eifel: Das Weihwasser wird ausgetragen, Kerzen werden in den Kirchen entzündet und Eier bemalt. Bunte Nester schmücken den Ostertisch. Viele dieser Bräuche haben sich bis heute erhalten.

Ostern zählt zu den Hochfesten im christlichen Kulturraum. Entsprechend groß ist das Brauchtum, das sich um das Auferstehungsfest entfaltet hat. Das germanische Stammwort "ausa" bildet die semantische Grundlage für das Fest, es bedeutet "schöpfen, gießen". Damit verweist die Wortbedeutung "Ostern" auf die Taufe. Ostern feiern die Christen immer am Sonntag nach dem ersten Frühlings-Vollmond. Durch die feierliche Segnung von Feuer und Wasser in der Osternachtsmesse rückt die Osterkerze in den Mittelpunkt der nächtlichen Feier. Das Osterfeuer wird vor der kirchlichen Feier im Freien entfacht, die Asche wurde in früheren Zeiten dem Viehfutter beigemischt. Auch brachte man Kreuze als Heilszeichen an den Türen an. Am gesegneten Osterfeuer entzündete man einen Wachsdocht, mit dem die Osterkerze angezündet wurde. Auch die Segnung des Weihwassers ist uralter liturgischer Brauch. Früher drängten sich die Gläubigen um das Taufbecken, um das Weihwasser in Flaschen und Krügen mit nach Hause zu nehmen. Heute wird das Wasser vielfach in die Häuser gebracht, zum Lohn erhalten die Träger Eier oder Bargeld. In früherer Zeit wurde das Wasser auch getrunken und an Kranke weiter gereicht. Erstmals erklingen während der Osternachtsmesse auch die Glocken und Altarschellen, die ab Gründonnerstag schweigen. Die Altarschellen klingen in allen Kirchen zum Zeichen des Sieges über den Tod. Zum Osterfest gehört in der Eifel das Ei, zum Osterbrauchtum in den Familien gehören gewisse Eierspiele. Eierabgaben und -geschenke gab es seit altersher als Zins-, Tauf-, Klapper- und Beichteier. Nach den Wochen der Fastenzeit bekam an Ostern das Essen einen besonderen Platz in der Familie. Ostereier wurden ursprünglich als Heilszeichen verzehrt - als Abwehr gegen Erkrankung und "bösen Befall". Das Eierschenken hat sich zunächst in klösterlichen Kreisen herausgebildet. Mit dem Verschenken farbiger Eier will man Freude ausdrücken. Ostereier wurden früher mit Kaffeesatz oder einem Sud aus Zwiebelschalen, Veilchen, Seidelbast oder Efeublättern gefärbt. Am begehrtesten waren rote Ostereier, ihnen schrieb man eine besondere Schutz- und Lebenskraft zu. Die rote Farbe steht auch in Beziehung zum auferstandenen Christus, zu dem die rote Siegesfahne gehört. Der Osterhase zog erst vor etwa 100 Jahren in die Eifeldörfer ein. Dieser Gedanke entsprang einzig der Kommerzialisierung des Fests, vor allem durch Bilderbücher. Verbunden mit einem Osterspaziergang waren zumeist Eierspiele im Freien. Dazu gehörten Eierticksen, Eierschattern, Eierdippen und Eierkippen. Ausnahmslos ging es bei diesen Spielen um Geschichlichkeit und Geselligkeit. Das berühmteste Osterspiel ist die Eierlage, im Ursprung am besten erhalten in Schönecken. Veranstalter dieses Wettspiels, das in diesem Jahr am Montag, 17. April, ab 14 Uhr ausgetragen wird, ist die Junggesellensodalität. Der Raffer hat 104 Eier, die in einer Reihe ausgelegt sind, einzeln aufzuheben und in einen Korb zu tragen. Der Läufer muss den Weg ins benachbarte Seiwerath meistern, früher war es Niederhersdorf. Ein Osterspiel, das bis heute Tausende in den Burgflecken lockt.

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