Knochenarbeit und Erntefeste

BLEIALF/PRONSFELD/ROCKESKYLL. Erntezeit – Dankzeit. Das war schon immer so, nicht nur in der Region Eifel-Mosel-Hunsrück. Dennoch gibt es einige spezifische Gepflogenheiten und Bräuche. Das Erntedankfest besteht schon seit dem dritten Jahrhundert.

Brot- und Früchtesegnungen stehen im Mittelpunkt der kirchlichen Feiern, die traditionell am ersten Sonntag nach "Michelstag" (29. September) stattfinden. Seit es Ackerbau gibt, brachte man Opfer aus Feldfrüchten dar. Das Christentum formte die alten Opferfeste in Dankfeiern um. Die Grenze zwischen Sommer- und Winterhalbjahr markiert in der Eifel der "Michelstag". Nebenerwerbslandwirt Peter Schröder aus Pronsfeld erzählt: "An diesem Tag hörte das Sorgen um die Ernte auf." An diesem Tag endete das Kühehüten, und ab dann herrschte Weidefreiheit. Als festlicher Ausklang des Sommers gab es bis ins vorletzte Jahrhundert den so genannten Hofsabend mit üppigem Schmaus. Mit dem Michelsfeuer verabschiedete man den Sommer. Michelstag war sogar ein Feiertag mit Kirchgang und Arbeitsruhe. Der Remigiustag am 1. Oktober galt früher als Zahltag für Renten und Zinsen. Auch war er als Termin für den Schweineeintrieb beliebt. Den Erntedanktag kennt die Kirche seit dem dritten Jahrhundert, allerdings gibt es verschiedene Ausprägungen und Riten. In der Eifel wird das Fest kirchlich mit einem Hochamt begangen, in dessen Mitte die Segnung der Brote und Früchte steht. Geweihte Brotschnitten werden bis heute nach dem Gottesdienst an die Gläubigen und Kranken verteilt.Rockeskyll wahrt die Tradition

Zu den weltlichen Feiern zählen bis heute Erntedankumzüge mit Erntekronen, -kränzen und -wagen. Dazu gibt es vielerorts Musik- und Tanzveranstaltungen. In einigen Eifeldörfern, beispielsweise Rockeskyll, finden bis heute farbenprächtige Umzüge mit geschmückten Erntewagen statt. Tanzmusik ist auf dem Rückzug, Oktoberfeste und Konzertveranstaltungen haben Konjunktur. "Das Ernten des Getreides war früher eine Knochenarbeit", berichtet Peter Schröder. Mühsam wurde das Korn geschnitten, die Kasten aufgestellt und später mit dem Vieh- oder Pferdefuhrweg eingebracht. "Die Kinder hatten die Aufgabe, die liegengebliebenen Ähren aufzusammeln", erinnert er sich. Im Spätherbst oder Winter wurde das Getreide gedroschen, bis vor 100 Jahren mit den Dreschflegeln, später mit Maschinen. Für die Gartenfrüchte war nun letzte Reifezeit. Rüben, Kohlrabi und Weißkohl wurden geeerntet und konserviert. Die Hausfrau bereitete das Sauerkraut, erntete die letzten Möhren und Rote Bete. Auf den langen Winter war man so gut vorbereitet.

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