"Mein Advent ist jedes Jahr zu kurz"

KALENBORN. Der Schreinermeister Josef Leuschen aus Kalenborn ist seit drei Jahren begeisterter Drehorgelspieler. Die Erlöse seiner Auftritte in der ganzen Region spendet er der Kinderkrebshilfe. Mehr als 10 000 Euro kamen so bereits zusammen.

Seit Josef Leuschen seine 1963 gegründete Firma "Joleka Fensterbau/Schreinerei" in die Hände zweier ehemalige Mitarbeiter übergeben hat, liegt dem 66-Jährigen aus Kalenborn die Musik besonders am Herzen. "Ein Schlüsselerlebnis war für mich, als ich während meiner Kur einen Drehorgelspieler kennenlernte. Ich war schon immer neidisch auf Musikleute, da ich nie ein Instrument lernen konnte", sagt Leuschen, der sich daraufhin sofort eine brandneue Drehorgel kaufte. Das sehens- und hörenswerte Instrument hat es in sich: 460 Lieder erklingen dank moderner Mechanik. "Drehorgelspieler sind Kulturträger", sagt Josef Leuschen und begründet: "Der Leierkasten hat den Primärklang, der das menschliche Ohr nicht beleidigt, wie es ein Lautsprecher mit seinem Tonbrei tun kann." So macht sich der rüstige Josef rund 30 mal im Jahr auf, um in der Ferne oder auch in der Region seinen Leierkasten in Bewegung zu bringen. Seit drei Jahren geht das nun so, dass der Enthusiast sein kostbares Instrument verfrachtet und am Zielort vor den staunenden Zuhörern zum Klingen bringt. Mit im Gepäck: Eine Eifelfahne, das Prospekt "Die Drehorgel lebt" und seine Sammeldose. Unter dem Sinnspruch "Das Große birgt das Kleine - das Kleine stützt das Große" drehte er in der Liebfrauenkirche in Bitburg seine Kurbel für die neue Orgel. In Mainz trug er mit dem Erlös aus seinem Orgelspiel zur Renovierung eines Kinderspielplatzes bei. Seit drei Jahren jedoch gilt sein Reisen, Packen, Orgeln und Sammeln der Trierer Kinderkrebshilfe. "Mein Advent ist jedes Jahr zu kurz", sagt Leuschen. Eins von vielen Zielen ist der Trierer Weihnachtsmarkt, weitere Auftritte sind in Fließem, Leudersdorf, Kröv, Cochem, Bernkastel Trittenheim, Wittlich oder im Hessenpark. Erstaunliche 10 500 Euro hat Leuschen bereits auf das Konto der Kinderkrebshilfe überwiesen. Einige Male im Jahr tritt der Solist auch als Orchestermitglied auf: Zusammen mit seinen Kollegen Harald Ismar (Eppenich), Heinz Reuter (Mondorf) und Rudolf Wolsfeld (Trimport) als "Rhein-Eifel-Drehorgelorchester". Ob in Waxweiler, Lambertsberg, Gerolstein, Bitburg oder Mondorf - das Orchester hat schon an vielen Orten Gottesdienste gestaltet. Auch ein intaktes Dorf- und Vereinsleben ist ihm wichtig. Er selbst wirkte 42 Jahre in der Freiwilligen Feuerwehr mit und 28 Jahre im Kirchenchor. Woher er diese Energie hat, ist schnell erklärt: Bei einer Visite in Kalenborn traf Weihbischof Leo Schwarz auf Josef Leuschens Vater Nikolaus (98). "Dann sehen wir uns hoffentlich in zwei Jahren beim 100. Geburtstag", sagte der Gast aus Trier. "Wän dir daan noch levt", antwortete Nikolaus, und der Bischof staunte nicht schlecht.

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