Vom Bau zum Bildhauer

IRRHAUSEN. Sein Zuhause in der Irrhausener Bergstraße gleicht einer Burg, das Gelände einem Skulpturenpark. Der Mann, der dort wohnt und arbeitet, gilt als "Urgestein": Peter, genannt Pit, Weiland. Seine Leidenschaft: aus Eifeler Sandstein gefertigte Figuren.

Aus einer Höhe von 400 Metern schweift der Blick vom Weiland-Anwesen hinunter ins Irsental, auf sein Heimatdorf Irrhausen und auf die Berge, jenseits der Grenze im "Ländchen". Alte Baumbestände, Pavillons, Brunnen, Gewände und zahllose Skulpturen prägen das weitläufige Gelände. "Ich bin der Pit", stellt sich der Hausherr vor. Er sitzt auf einem uralten Wackelstuhl an seinem Amboss und bearbeitet den "Sämann". Im staubigen Jeanshemd, zerknuddeltem Hut und urigen Schuhen. Seine Werkstatt findet er mitten in Gottes Natur, oberhalb seines Hauses. Kaum zu bremsen ist er, wenn er erzählt, dass er um sechs Uhr zu seinem "Atelier" aufsteigt und nach den Meißeln greift. Mit Amboss und Meißeln verbringt er dann seinen Tag bis in den Abendstunden. "Auch im Winter, das Wetter spielt keine Rolle", sagt Pit. Das bestätigt auch Ehefrau Lisa: "Es muss schon ganz schlimm kommen, wenn er seinen Arbeitsplatz verlässt." 73 Lenze Jahre alt ist der Mann, der nächstes Jahr Goldene Hochzeit feiert. Zur Bildhauerei kam er vor sechs Jahren als Rentner, nachdem er zuvor als Bauführer der Irrhausener Firma Weiland tätig war, die 1897 von seinem Großvater gegründet wurde. "Mit Karl dem Großen fing alles an, Größe 180 Zentimeter, in voller Montur", erzählt Pit und ergänzt: Es folgten die Geburt der Venus, eine Pieta und Heiligenfiguren. Mehr als 1000 Skulpturen hat Pit inzwischen erschaffen. Sandstein aus Matzen und Bier vom Fass

Sein riesiges Areal zieren heute etwa 100 Steinfiguren. Darunter auch religiöse Darstellungen, obgleich Pit von sich sagt, er sei kein frommer Mensch. Sämtliche deutsche Bundespräsidenten und -kanzler hat Pit in Stein gehausen - auch die erste deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, hat er vor Wochen mal auf Verdacht in Angriff genommen. Auch Fantasiefiguren mit Titeln wie "Der Maurer", "Der Geldzähler", "St. Petrus in Ketten", "Das ewige Idol", "Die Frau mit dem Rosenhut" und "Der Kuss" zählen zu seinen Werken. Das Gelände um sein eigenwilliges Haus gleicht einem Kunstgarten. "Jeder muss an die Objekte heran dürfen, nur so entsteht eine Beziehung", erklärt Pit. Als Material dient dem Bildhauer Eifeler Sandstein, den er aus Bitburg-Matzen bezieht. Inzwischen stehen seine Skulpturen überall im Eifeler Land - ob in Auw, Mechernich, Bitburg oder im Heimatort. Für Niederpierscheid schuf er soeben ein Mahnmal für die Gefallenen. Darüber hinaus schmücken Objekte im Allgäu ("Da spielen manchmal die Eifeler Alphornbläser"), im Schwarzwaldpark und am Rhein so manche Gemeinde oder Anlage. Mittlerweile haben Pit und der TV-Mann den Rundgang beendet und sind in der "Trinkhalle" gelandet, wo es Bier aus dem Fass gibt. "Bei so viel Staub muss auch kräftig getrunken werden", findet der Künstler. Apropos Staub: Seine Frau mag es nicht, wenn er so verdreckt in die Wohnung kommt, findet aber dennoch: "Gut, dass mein Mann dieses Hobby hat. So hängen wir uns nicht immer auf der Pelle." Amboss, Hammer und 20 Meißel - das ist die Welt des Pit Weiland. "Eigentlich ist jeder ein Künstler, jeder mit seiner eigenen Begabung", sagt er beim Abschiednehmen. Pit greift zum Hammer, fasst nach dem Meißel und zaubert dem "Sämann" feine Konturen ins Gesicht.

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