Wenn die Engelchen Geschenke einpacken...

BÜDESHEIM. Advent 2006: Hektik pur, Frust, knappe Finanzen und trübe allgemeine Aussichten – die Freude auf Weihnachten ist für viele Erwachsene nicht ungetrübt. Anders dagegen bei den Kindern. Ein Besuch im Kindergarten zeigt: Für die Kleinen ist zumindest die weihnachtliche Welt noch in Ordnung.

Voller Erwartung und in kindlicher, freilich nicht ganz uneigennütziger Freude fiebern sie dem Fest entgegen. Die himmlischen Hauptakteure, Christkind, Nikolaus und auch der Knecht Ruprecht sind die Superstars ihres "real existierenden" Weihnachtsszenarios. Sofort und unbefangen geht es zur Sache. "Ist die Adventszeit schön ?" "Jaaaa". "Was gefällt euch daran ?" Leander (6): "Da macht man die Säckchen auf." Gina (5) sieht Erklärungsbedarf: "Da sind die Geschenke drin. Die Engelchen haben die eingepackt. Aber die Bösen (Kinder) kriegen nicht so viele." Gut informiert weiß die Kleine auch, warum Nikolaus und Christkind Geschenke bringen: "Weil Jesus, als der geboren wurde, auch welche gekriegt hat." Doch das Thema "weihnachtliche Geschenkaktion" ist längst noch nicht ausdiskutiert. "Das Christkind bringt braven Kindern nur große Sachen."Selbst schenken ist ein Bedürfnis

Die Bemerkung des vierjährigen Philipp lässt aufhorchen. Ist doch die Bonität aller Beteiligten über jeden Zweifel erhaben. Grund genug also, sich am Heiligen Abend räumlich auf einiges einzurichten. Intensiv beschäftigt sich die Runde mit Fragen der himmlischen Organisation und Logistik. Allzu viel Zeit hätten der Nikolaus und das Christkind wohl kaum, wenn sie alle Kinder besuchen wollten, konstatiert man mit Besorgnis. Derweil beweisen die kleinen Gesprächsteilnehmer nicht nur hohe "Nehmerqualitäten", auch selbst zu schenken, mit viel Liebe und Phantasie, ist ihnen ein Bedürfnis. Sie alle haben bereits für die Mami und den Papa etwas Schönes, meist selbst Gebasteltes, um es unter den Weihnachtsbaum zu legen. "Meine Mami kriegt eine Papierstadt", verkündet Andreas (5) mit leuchtenden Augen. Was wären Advent und Weihnachten ohne stimmungsvolle Lieder? "Kennt ihr auch welche?" "Jaaaa, viele." Justin, Alisha, Hanna und Daniel, alle sechs Jahre alt, zählen auf: "Lasst uns froh und munter sein", "Nikolaus, pack die Tasche aus", "Schneeflöckchen, Weiß röckchen" und wie sie alle heißen - die Kinder kennen nahezu alle. "Ich kann eins singen", kräht der vierjährige Eric: "O Tannenbaum, o Tannenbaum, die Oma hängt am Gartenzaun." Stolz, in Sachen Weihnacht etwas Wichtiges beigesteuert zu haben, blickt er in die leicht konsternierte Runde. Ob er das der Oma schon vorgesungen habe. "Ja", strahlte Eric, "die hat sich gefreut." Die etwas dezentere Version von "O Tannenbaum" singt dann der zweite Justin - es gibt gleich zwei im Büdesheimer Kindergarten. "Kriegst du auch was vom Christkind", fragt Alisha zum Abschied den Onkel von der Zeitung und sieht ihn etwas mitleidig an.

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