Es geht um die Wurst

Walburga nervt mich. Jetzt kauft sie keinen Schinken und keine Wurst mehr.

Denn wenn ich das mein Leben lang esse, bin ich nämlich irgendwann tot. So viel habe ich verstanden. Das haben Fachleute herausgefunden. Dafür gibt es jetzt kleine Körner, die wie Leinsamen aussehen. Die kann ich aber nicht aufs Brötchen legen.
Gut, dass ich das wenigstens noch esse, besser wieder essen darf. Eine Zeit lang waren sämtliche Weißmehlprodukte verdächtig, mindestens Blähungen zu verursachen. Und Fisch: absolut ungenießbar! Davor gab es mal monatelang kaum Eier, und ich musste grünen Tee trinken und morgens lauwarmes Wasser pur. Dann war irgendwas mit Plätzchen gefährlich, und Milch auch nicht mehr gesund, dafür Soja. Zucker ist sowieso ganz, ganz schlecht, Salz auch. Und weil Käse eigentlich gar kein Käse mehr, sondern analog oder digital ist: auch kein Käse. Kaffee war mal ganz, ganz böse, jetzt ist er wieder gesund, jedoch nur, wenn die Säure stimmt oder fehlt. So genau weiß ich das nicht mehr. Auch gab es plötzlich nur 0,0-Prozent-Fett-Zeug, dann aber wieder gute Butter und schön fett Olivenöl.
Ich bin ganz durcheinander! Aber noch gesund. Walburga auch. Ich weiß auch wieso. Sie liebt Traditionen und hält wie ich eisern an ihnen fest. Montags wird das Wochenende mit ihren Freundinnen bei Sekt und Käseigel nachbesprochen, ich geh mit meinen Kumpels für die zweite Runde Stubbi kaufen. Dienstags ist Kaffeeklatsch mit Kuchen, wahlweise Plätzchen. Ich habe dann frei und Chipstag auf dem Sofa. Mittwochsabends ist gemeinsamer Schnittchenabend, abwechselnd in der Nachbarschaft, donnerstags gönnen wir uns eine kleine Auszeit "all you can eat", und freitags gibt es Fisch. Am Wochenende gehen wir essen, was sonst.
Schön, dass unser Leben so geordnet ist. Prost, Euer Pitter.

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