"Es macht mir Spaß, und ich kann Familie, Beruf und Hobby gut miteinander verbinden." Dieses erste Fazit zieht Sabine Schneider nach einem Vierteljahr. Am 1. April hat die 38-Jährige die Textilfabrik Michel übernommen - ein Unternehmen, das in Kelberg vor mehr als 40 Jahren seine Arbeit aufnahm und bei dem Sabine Schneiders Ehemann Gerd als Junge in die Lehre ging und danach mehr als zehn Jahre als Bürokaufmann arbeitete. Die junge Unternehmerin stammt aus Köln und absolvierte im elterlichen Betrieb eine Ausbildung als Malerin und Lackiererin. Der Liebe wegen zog sie 1991 nach Kelberg, heiratete, wurde Mutter von zwei Kindern, ließ sich zur Versicherungskauffrau umschulen und legte sich mit Pferdehaltung ein arbeitsintensives Hobby zu. Parallel dazu habe es aber immer auch den Traum von der Selbstständigkeit gegeben, und die Textilfabrik habe dabei besonders in den vergangenen Jahren eine Rolle gespielt. Als Ende 2002 Johannes und Wilgard Michel beschlossen, sich ins Privatleben zurückzuziehen, sei es ihnen ein Herzensanliegen gewesen, den überwiegend langjährigen Mitarbeitern ihren Arbeitsplatz zu erhalten. So fanden anderthalb Jahre vor der tatsächlichen Übernahme die ersten Gespräche statt. Sabine Schneider gab ihre Arbeit im Versicherungsbüro auf und ließ sich als Volontärin in der Firma einarbeiten. "Diese Zeit war eine wichtige Testphase für mich," weiß sie heute. In dem Unternehmen "Collection Michel" werden exklusive Heimtextilien hergestellt: Tischwäsche, Kissen, Gardinen, Schürzen. Bereits neu ins Programm genommen hat Sabine Schneider ein Dutzend verschiedene Wohndecken sowie Tischröcke - das sind auf die Tischdecke abgestimmte Stoffe, die mit Klettband und Klammern am Tisch fixiert werden und überwiegend in der Gastronomie Verwendung finden. Neu sind auch Heimtextilien, die auf bekannte Firmenfarben abgestimmt sind und als Präsente und für Werbezwecke dienen. "Ich habe viele bewährte Dinge übernommen, aber ich will der Kollektion immer mehr meine persönliche Handschrift geben," sagt Sabine Schneider. Eine äußerst positive Resonanz erfahre der von ihr ins Leben gerufene Tischdecken-Mietservice für Familien- und Firmenfeste, berichtet die Unternehmerin. Die Gastgeber erhalten in Transportboxen die gewünschte Anzahl an weißen oder farbigen Tischdecken; auf Wunsch wird die Leihgabe auch zugestellt und abgeholt. Ums Waschen und Mangeln kümmert sich Sabine Schneiders Firma. In dem Betrieb arbeiten 14 Frauen und zwei Männer. Vom Büro aus werden Einkauf, Vertrieb und der Fabrikverkauf mit Fachberatung geregelt; in der Werkstatt wird die Ware zugeschnitten, genäht, gebügelt und versandfertig gemacht. Ein Dutzend freier Handelsvertreter bereist mit der "Collection Michel" Geschäfte in ganz Deutschland und nimmt die Bestellungen auf. "Wir sind dabei, unser Programm auch im Ausland anzubieten," erläutert Sabine Schneider die jüngste Geschäftsidee und verrät, woher die erste Anforderung eines Pakets mit Stoffmustern, Produktfotos und Preislisten kam: von einer Handelsagentur in Saudi-Arabien.