Farbe erkennen

WIESBAUM. Mit Hightech in Sachen Elektronik stellt sich ein Start-up-Unternehmen den Herausforderungen des Weltmarkts. Vor allem Systeme zur Farberkennung wie LED-Funktionstester gehören zur Produktpalette. Rund 50 Prozent der Erzeugnisse werden exportiert.

Im Internet sieht man einen handfesten Beweis Eifeler Innovationskraft: Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage überreicht dem Premosys-Geschäftsführer, Matthias Kuhl, den Preis Success 2004 der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz für die Entwicklung und erfolgreiche Markteinführung herausragender Produkte und Produktionsverfahren. Bei aller Ehre sind Kuhl und sein Partner Ünal Dogan aber konzentriert auf das Wesentliche: "Wir bedienen Nischenmärkte, und wir liefern 110 Prozent Qualität", umschreiben sie ihre Ausrichtung."Wir kennen keine Berührungsängste"

Was sie als Team mit fünf Leuten herstellen, ist für Laien kompliziert, aber im Nutzen alltäglich spürbar: elektronische Systeme, mit denen man die gleichmäßige Farbqualität der Leuchtdioden auf dem Armaturenbrett prüfen kann. Oder ganz neu: ein Verfahren, mit dem die Lebensmittelqualität von Bier beim Abfüllen kontrolliert wird. Hinzu kommen Sensoren für die Feststellung feinster Farbunterschiede, Lichtschranken zur Messung von Materialdurchlässigkeit beispielsweise für Folien, die Kontrolle der Wasserqualität in Kläranlagen oder die Rauchgasdetektion im Schiffsbau: Färbt sich der Rauch eines Dampfers dunkel, weist das auf ein gravierendes technisches Problem hin. Ihre Kunden gewinnt die Premosys, die bis 2003 noch Vulkan Electronic hieß, vor allem über das Internet. Weltweit sind Techniker ständig auf der Suche nach individuellen Lösungen für bestimmte Produktionsanforderungen, und der Auftritt im Internet ist so international konzipiert, dass man schnell auf das seit 2000 existierende Unternehmen in der Eifel kommt, egal ob von den USA, von Indien oder China aus. Zur Klientel gehören die Marktführer in Automobilelektronik oder optischer Messtechnik ebenso wie Hersteller von Heizungssystemen oder Robotern. "Wir halten intensiven Kontakt zu den Technikern. Alles läuft in Englisch per E-Mail oder Telefon, da gibt es keine Probleme." Kuhl und Dogan brachten in ihre eigene Firma langjährige Erfahrungen im Sondermaschinenbau mit und eine Offenheit für den Umgang mit Menschen anderer Kulturen, die für sie selbstverständlich ist: "Wir kennen keine Berührungsängste." Ständig sind sie auf der Suche nach neuen Kontakten, weil ihre Produkte so ausgelegt sind, dass die Kunden nach dem Erwerb sehr selbstständig damit umgehen können und sich eine weitere Betreuung im Regelfall bis zum nächsten Innovationsschub erübrigt. Potenziellen Neukunden wird ein Produkt zur Probe überlassen, ein Vertrauensvorschuss, "der eigentlich immer funktioniert und sich dann in Aufträgen auszahlt". Die Kosten in Wiesbaum werden dabei "sehr streng betriebswirtschaftlich geführt", denn wegen des hohen Investitionsaufkommens muss ständig eine komplette und aktuelle Übersicht vorhanden sein. Geplant sind weitere Expansionen, doch eines ist klar: "Wir sind bodenständig, wir werden in der Eifel bleiben." Wenn die Region auf Forschung und Entwicklung setze, so sind die Premosys-Macher überzeugt, werden hoch qualifizierte junge Leute die Möglichkeit haben, in ihrer Heimat beruflich erfolgreich zu sein. So haben Studenten der FH Koblenz bei Premosys Semesterarbeiten geschrieben, "für uns mit Blick auf mögliche künftige Mitarbeiter". Firmenphilosophie ist, mit hohem Einsatzwillen aller Mitarbeiter voll auf das eigene unternehmerische Risiko zu setzen und möglichst wenig öffentliche Fördermittel in Anspruch zu nehmen. 16-Stunden-Arbeitstage gehören schon mal dazu, die klaglos gemeistert werden. Das Team ist so aufeinander eingeschworen, dass jeder umfassend Bescheid weiß und sich mit dem Betrieb identifiziert.

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