High-Tech macht Sägewerk wieder flott

ST. THOMAS. Von der Industriebrache zum florierenden Familienbetrieb: Das Sägewerk in St.Thomas erlebt nach zehnjährigem Leerstand eine Renaissance. Alois Enders hat sich auf die Fertigung von Eichendielen spezialisiert.

 Alois Enders hat das Sägewerk in St. Thomas zu neuer Blüte geführt.Foto: Rudolf Höser

Alois Enders hat das Sägewerk in St. Thomas zu neuer Blüte geführt.Foto: Rudolf Höser

Der Chef selbst sitzt in der Kabine seines Rundholzsortier und -transportwagens. Vor ihm ein Monitor, der an einen leistungsstarken Rechner angeschlossen ist. Von diesem Arbeitsplatz aus kann er das angelieferte Rundholz optimal für die Produktion zuschneiden. "Mit dem Kranausleger werden die Bäume aufgenommen und auf den angebrachten Ablängbock gelegt. Dann fährt die Maschine mit ihrem Ultraschallmesssystem am Baumstamm entlang, der wird eingemessen und dreidimensional am Monitor dargestellt", erklärt der Fachmann und der Laie staunt. Das Computerprogramm gibt Empfehlungen, wie das Rundholz zugeschnitten werden kann, damit es optimal für die Aufträge genutzt wird. Alle Auftragsdaten sind im Rechner gespeichert.Eichendielen und Hackschnitzel

Die 150 000 Euro teure Maschine bewegt sich auf 50 Meter langen Laufschienen und ist das Herzstück des Unternehmens. "Das ist unerlässlich für eine effektive und qualitativ hochwertige Arbeit mit minimalem Zeitaufwand", ergänzt Enders, der die klare Struktur seiner Produktionskette als wesentlichen Erfolgsfaktor betrachtet. Die heute eingesetzte Technologie steht in krassem Gegensatz zu den Altlasten, die beim Gang über das Betriebsgelände in St. Thomas noch sichtbar sind. "Das geht nicht alles von heute auf morgen", sagt der 1969 geborene Holztechniker. Im elterlichen Betrieb in Bettingen hat er den Beruf erlernt und das Sägewerk in St. Thomas 1997 zunächst im Nebenerwerb betrieben. "Am Anfang sah es hier wirklich schlimm aus. Bevor mit einer ordentlichen Produktion angefangen werden konnte, war viel Aufräumarbeit notwendig", erinnert sich Enders. Bereits nach gut zwei Jahren aber machte Enders Nägel mit Köpfen. "Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Sicheres Einkommen aus festen Arbeitsverhältnissen zu kündigen und das gesamte verfügbare Eigenkapital für den ungewissen Schritt in die Selbstständigkeit einzusetzen, das war schon schwierig. Heute kann ich sagen: Es war die richtige Wahl", resümiert Alois Enders. Gemeinsam mit seiner Frau Hedi leitet er ein profitables Unternehmen. Die Arbeitsteilung ist klar: Er kümmert sich um den Einkauf, die Produktion und den Vertrieb. Sie ist die Fachkraft in Büro und Verwaltung und außerdem Hausfrau und Mutter. Mit Aufnahme der Produktion wurden sechs Vollzeit- und vier Teilzeitarbeitsplätze geschaffen. Im St.Thomaser Sägewerk arbeitet seither ein junges Team. In den Monaten von November bis Mai ist Enders überwiegend mit dem Einkauf beschäftigt. Mit den Forstämtern in ganz Rheinland-Pfalz, aber auch im Saarland und Luxemburg steht der Geschäftsmann in Verbindung. "Eichenrundholz ist der Rohstoff, den wir am besten verwenden können", erklärt Enders und verweist auf eine derzeitige Besonderheit. Zur Vermeidung von Schädlingsbefall muss das Rundholz rasch aus dem Wald abgefahren werden. "Zur Zeit nutzen wir einen Lagerplatz des Forstamtes Wittlich in Esch/Klausen. Dort sind rund 1500 Kubikmeter Holz zwischengelagert", sagt Enders. Den Transport zum Sägewerk lässt er zeitnah von Spediteuren erledigen, was kostengünstiger ist, als einen eigenen Fuhrpark zu unterhalten. Produziert wird nur auf Bestellung, die Auftragsbücher sind gut gefüllt. "Die Nachfrage ist so groß, dass wir an eine Ausweitung der Produktion denken. Werden heute rund 8000 Kubikmeter Holz jährlich verarbeitet, so streben wir eine Einschnittmenge von 12 000 Kubikmetern an", beschreibt er die Zukunftsperspektive. Auch mit den Säge-Nebenprodukten wie Hackschnitzel ist Enders gut im Geschäft. Davon geht derzeit noch der größte Anteil in die Spanplattenindustrie. Aber auch hier zeichnet sich ein neuer Trend ab: Auf dem Gelände türmt sich ein immer größerer Berg von Hackschnitzel auf. Die werden im Gärverfahren getrocknet und an Heizkraftwerke verkauft. Großkunden gibt es bereits. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ärgert sich der Jungunternehmer aber auch über manch unsinnige Bestimmung. Wer etwa anstelle neuer Maschinen generalüberholte anschafft, dem stehen keine Mittel aus der Wirtschaftsförderung zu. Davon lässt sich Enders jedoch nicht bremsen. Pläne für die Weiterentwicklung des Betriebs liegen schon in der Schublade. Investitionen zur Steigerung von Produktivität und Qualität stehen oben an.

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