Insolvenzverfahren bietet Chancen

DAUN. Im Forum Daun trafen sich auf Einladung der "Montagsrunde" Unternehmer und Fachleute zum Thema "Das Dilemma der Entscheider - loslassen oder durchhalten?" Die Experten klärten Fragen und zeigten Lösungsvorschläge auf, damit es gar nicht erst zur drohenden Firmenpleite kommt.

Das Thema ist heiß, und es wird nicht gerne darüber gesprochen: Die deutsche Wirtschaft lahmt, der Konkurrenzdruck ist durch die "Geiz ist geil"-Mentalität enorm. Und für in Not geratene Firmen hat Basel II die Kriterien für eine Kreditvergabe durch die Banken sehr hoch gesetzt. Die Folge: Immer mehr Unternehmen geraten in die Insolvenz und werden im ungünstigsten Fall aufgelöst, was wiederum die Arbeitslosenzahl in Schwindel erregende Höhen treibt. Im vergangenen Jahr mussten in Deutschland 100 723 Firmen den Weg zum Insolvenzrichter gehen - eine Steigerung um 16 000 Betriebe im Vergleich zu 2002. Allein in Rheinland- Pfalz endete für 1549 Unternehmen die Firmengeschichte mit der Insolvenz. Doch wie kann man verhindern, dass es so weit kommt, und wie sollte ein Unternehmen angesichts einer drohenden Insolvenz handeln? Fragen, die hochkarätige Experten wie Ursula Back von der Landesbank Rheinland-Pfalz International, Jörg Wunderlich, Fachanwalt für Insolvenzrecht, Insolvenzrichter Siegfried Bielau, Bernd Weber, Inhaber einer Personalberatungsfirma, Nikolaus Lex, Betriebsrat bei Michelin Trier, und Kautionsmakler Alfons Gracher zusammen mit heimischen Unternehmern diskutierten. Die "Montagsrunde" mit dem Thema "Das Dilemma der Entscheider - loslassen oder durchhalten?" moderierten Kommunikationskaufmann Dieter Scholz und die Journalistin Angelika Koch. Die Gründe dafür, dass es zu einer Schieflage des Unternehmens und damit zur Insolvenz kommt, können vielfältig sein. Meistens geht es um Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit. "Es sind aber oft nicht nur betriebswirtschaftliche Kriterien, die zum Aus einer Firma führen", sagte Ursula Back. Frühindikatoren wie das Annehmen von Aufträgen um jeden Preis und eine hohe Fluktuation von Mitarbeitern seien erste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimme, und es Probleme geben könne, erläuterte Ursula Back. Ebenso führte sie eine ungeklärte Nachfolgeregelung im Betrieb und familiäre Probleme als Warnhinweise auf.Beratung hilft aus der Krise

"Wichtig und richtig ist es, die Krise anzugehen und sich Beratung zu holen", appellierte Siegfried Bielau an Betroffene. Bernd Weber sagte: "Rechtzeitig vorbeugen und das Gespräch mit Fachleuten suchen, ist besser, als wenn es irgendwann den Bach runter geht. Die allgemeine Beratungsresistenz muss überwunden werden." Helfen können ein Fachanwalt, ein Steuerberater, eine Bank oder Einrichtungen wie die Wirtschaftsförderung Vulkaneifel. Ursula Back: "Wir geben lieber Hilfe im Frühstadium, als einen Kredit in den Wind zu schreiben." So weit braucht es erst gar nicht zu kommen. "Ein Unternehmer sollte sich Hilfe holen, bevor die Lichter endgültig ausgehen. Dann gibt es noch vielfältige Möglichkeiten, um der Firma einen Weg zu ebnen", sagte Jörg Wunderlich, der aber aus Erfahrung weiß, "dass man in den meisten Fällen zu spät gerufen wird". Doch warum wenden sich die Unternehmer vor dem drohenden Aus nicht an mögliche Helfer? Hier stehen Angst vor Imageverlust, Scheu und Ehrgefühl im Vordergrund. Auch die Belegschaft eines Betriebs sollte in die Offenlegung eingebunden werden, empfahl Nikolaus Lex. "Die Mitarbeiter gehen weit mit, wenn man sie als Betroffene involviert und zu Beteiligten macht", sagte er. Grundsätzlich ist ein Insolvenzverfahren auch nicht das Aus der Firma: "Das Insolvenzrecht ist viel flexibler als die frühere Konkursordnung - man hat hier alle Gestaltungsfreiheit. Die Insolvenz ist ein Instrument, das man nutzen und frühzeitig angehen sollte", berichtete Siegfried Bielau: "Denn es bietet viele Chancen."

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