Mitarbeiter auf Knopfdruck

DREIS-BRÜCK. Nach langen Jahren des Leerstands ist die kleine Burg in Dreis Lebens- und Arbeitsstätte für Gaby Wimmer geworden. Von dort aus wird seit einem Jahr moderne Konzernkommunikation gemacht.

 Hat eine neue Heimat in Dreis gefunden: Gaby Wimmer.Foto: Angelika Koch

Hat eine neue Heimat in Dreis gefunden: Gaby Wimmer.Foto: Angelika Koch

Der erste Blick in das renovierte Burginnere löste bei Gaby Wimmer Begeisterung aus: "Wow, hier ist wirklich kreatives Arbeiten möglich." Das war der Eindruck, den die gebürtige Münchnerin von ihrem neuen Wohn- und Arbeitsplatz in der Dreiser Burg hatte. Als romantisches Architekturwunder im Stil von Walt Disney jedoch schmückt die Burg, virtuell reich mit Schnee beschenkt, die Weihnachtsgrüße, die Wimmer als Leiterin von "intakt - Büro für Kommunikation" an ihre Kundschaft sandte."Es ist eine ganze besondere Art, hier zu arbeiten", sagt sie und spielt damit nicht nur auf das bilderbuchreife Domizil an, sondern auch auf die Tatsache, dass sie von hier aus eine virtuelle PR-Agentur leitet. Sie ist alleinige Ansprechpartnerin für ihre Kunden, greift aber je nach Bedarf auf bis zu hundert freie Mitarbeiter und deren spezielle Fähigkeiten etwa im Bereich Text, Fotografie oder Grafik zurück. Wimmers Auftraggeber, allen voran Unternehmen aus der Automobilindustrie oder die Lufthansa, arbeiten schon viele Jahre mit der kreativen Einzelkämpferin: "Neue Kunden sind immer wieder erstaunt über diese noch eher unbekannte Betriebsform - doch für die meisten gibt es keinen Grund, darüber nachzudenken, weil alles hervorragend läuft."Gaby Wimmer beschreibt sich als "Frau aus der Praxis". Denn nach handfesten Erfahrungen mit beruflicher Selbstständigkeit durch die elterliche Gaststätte in München absolvierte sie eine kaufmännische Ausbildung, spezialisierte sich auf den Bereich Export und war viel im Ausland. "Doch ich wusste: Man braucht einen Titel, um weiter zu kommen". Also studierte sie Betriebswirtschaft, erlangte dafür eine Hochbegabtenförderung und hatte das Ziel, mit dem, was ihr Spaß macht, auch wirtschaftlichen Erfolg zu haben. "Ich durfte früh lernen, dass ich für das, was in meinem Leben geschieht, die Verantwortung trage - und es beeinflussen kann", begründet sie ihr Arbeiten.Mit dem Alltag der verschiedenen Menschen in Verbindung kam sie durch einen Job als Journalistin für die Süddeutsche Zeitung, mit dem sie ihr Studium finanzierte: Berichte über neue Armut in München. "Von da an hatte ich vor Augen, sozialkritische Reporterin zu werden mit einem Anspruch wie Carola Stern oder die Dönhoff." Doch stattdessen führte sie ein weiterer Ferienjob zum ersten Mal in die Welt der Konzernkommunikation bei Toyota in Köln. "Das war eine herrliche Aufbruchstimmung damals, der Slogan ‚Nichts ist unmöglich' war da Wirklichkeit, und ich habe gern Überstunden gemacht."Dort habe sie alles gelernt, was mit der Automobilbranche zu tun hatte, und so war es für sie ein logischer nächster Schritt, mit einem Millionenetat das Projektmanagement bei der Deutschen Verkehrswacht in Bonn zu übernehmen, deren Verbandsdirektorin und Geschäftsführerin sie wurde. "Doch schließlich stagnierte die Verbandsarbeit, niemand wollte wirklich etwas ändern, aber ich bin der Typ, der gern etwas voran bringen will."Dienstleisterin aus ganzem Herzen

Das ging am besten mit einer eigenen PR-Agentur, anfangs gemeinsam mit zwei Kollegen aus der Versicherungsbranche und am Standort Bonn. "Die meisten Probleme in Unternehmen entstehen, weil die Kommunikation mangelhaft ist, sowohl nach innen als auch nach außen." Also war das so genannte Business Re-Engineering mit Kick-Off-Seminaren, Coaching und Training und dem Aufbau von Intranetsystemen ihr Feld. Doch irgendwann war auch dort der Punkt erreicht, an dem alles zu etabliert war. "Ich fühlte mich gefangen, immer dasselbe tun zu müssen".Der Ausstieg aus der Agentur und die Gründung ihres eigenen Büros names Intakt war die logische Folge, "intakt, weil es um funktionierende Kommunikation geht". Seit 1999 läuft ihre virtuelle Firma gut durch Kunden, die seit Jahren mit ihr gegangen sind, und durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Noch immer sind Training und Coaching vor allem von Frauen in Unternehmen ein weiteres wichtiges Thema, als eines ihrer Talente bezeichnet sie die Fähigkeit, anderen Menschen die Angst zu nehmen. Ihr verinnerlichter Grundsatz ist, Dienstleisterin aus ganzem Herzen zu sein. Sie mag keine "Machtspielchen".Und die Eifel? "Hier habe ich die guten Seiten von Langsamkeit entdeckt. Und wenn ich könnte, würde ich alles, was ich brauche, hier vor Ort einkaufen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort