Nach dem Kammersieg auf Jobsuche

GEROLSTEIN. Helene Hermann ist Kammersiegerin in der Kategorie Raumausstatter geworden. Die 20-Jährige sucht jetzt eine Arbeitsstelle. Ausbilder Martin Brakonier ist "stolz auf sie und überzeugt von ihren hervorragenden Fähigkeiten", kann sie aber bedauerlicherweise aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiter beschäftigen.

In ihre Abschlussarbeit zur Gesellenprüfung hat Helene Hermann viel Zeit, Fleiß und Ideen investiert. Es hat sich gelohnt. "Für die Dekoration und die Wandbespannung hat sie die höchstmögliche Punktzahl erzielt", erklärt Ausbilder Martin Brakonier vom gleichnamigen Betrieb in Gerolstein. Die Wandbespannung aus hellem Baumwoll-/Polyester-Mischgewebe sorge für gute Raumakustik und gutes Klima. Die 20-Jährige ergänzt: "Sehr gute Punktzahlen gab es für die Farbharmonie und die Materialzusammenstellung." Die Stoffe im anheimelnd wirkenden Burgundrot bauen Ambiente auf. Der perfekte Sitz erledigt das Übrige. "Ihre sehr guten Fähigkeiten an der Nähmaschine zeichnen sie aus", meint Brakonier. Hermann gesteht, dass sie die Arbeit an der Nähmaschine favorisiert. "Es macht einfach viel Spaß", sagt sie. Doch ihr Berufsfeld ist sehr vielschichtig. Es gehört auch die Polsterung dazu. Für den 45 Zentimeter mal 45 Zentimeter großen Sitz des Hockers, der zur preisgekrönten Arbeit gehört, hat sie 24 Stunden gebraucht. Hermann: "Es ist alles Handarbeit in traditioneller Technik. Da ist kein Schaumstoff drin, sondern ein Federkern, der mit getrockneter Palmfaser aufgepolstert wurde." Hermann fühlt sich als Raumausstatterin in "ihrem Element". Sie sagt: "Der Beruf ist klasse, weil er sehr abwechslungsreich ist und man viel mit Menschen zu tun hat." Dazu gehören auch die Einsätze im Verkauf und der Planung. Ausbilder Brakonier meint: "Unsere Arbeit hat viel mit Psychologie zu tun. Wir lenken die Kunden mit unserem fachlichen Know-how, und das zeichnet uns gegenüber den Handelsketten und Märkten aus." Kammersiegerin Hermann hat in der dreijährigen Ausbildung schon den gewissen Blick auf den Kunden entwickelt. Sie sagt: "Schon wenn der Kunde vor einem steht, weiß man, wo die Tendenz hingeht." Ihre Beratung wurde mit Fotos oder Skizzen untermauert. Das gute räumliche Vorstellungsvermögen und ihre Kreativität wollte die 20-Jährige eigentlich direkt nach der Schulausbildung für den Weg zur Architektin nutzen. Sie erinnert sich: "Doch das Praktikum war mir viel zu trocken. Nur Zeichnen und wenig Kontakt zu Leuten, das war's nicht." Da die Ausbildung zur "Assistentin Innenarchitektur" nur in München möglich ist, lag der Weg zur Raumausstatterin sehr nah. Hermann fand auf Anhieb die Ausbildungsstelle. Raumausstatter-Meister Brakonier hat als Ausbilder eine tolle Agenda vorzuweisen. Er ist seit 1996 selbstständig, und Hermann ist bereits seine zweite Kammersiegerin. Eine weitere Auszubildende wurde vor Jahren Vize. Brakonier, Chef von vier Mitarbeitern, erklärt: "Ich bedauere sehr, dass Helene nicht bleiben kann. Leider lässt die wirtschaftliche Situation eine Übernahme nicht zu." Hermann, die in Dahlem bei Blankenheim lebt, sucht auch im weiteren Radius nach einer Arbeitsstelle.

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