Planer mit Familienanschluss

WINTERSPELT. Vom "Wohnküchenbüro" zum renommierten Unternehmen mit 14 Mitarbeitern: Das Winterspelter Planungsbüro "Lenz und Partner" wird 50 Jahre alt.

In Klüsserath betreuten sie ein Hochwasser-Schutzprojekt an der Mosel, in Mannheim erlaubten sie sich eine "angeschrägte" Kunstgalerie, in Plütscheid planten sie das Gewerbegebiet: Die Mitarbeiter im Winterspelter Büro Lenz und Partner lassen sich nicht auf Spezialgebiete begrenzen. Sie planen Brücken und Straßen, Kanäle und Kläranlagen, Wohnhäuser, Geschäftsgebäude und erarbeiten Konzepte zur Dorferneuerung. Kurz: "Es gibt eigentlich kein Fachgebiet des Bauwesens, das wir noch nicht bearbeitet haben", sagt Horst Lenz, Sohn von Firmengründer Christoph und neben seiner Schwester Rosemarie Bitzigeio einer von zwei Partnern im Firmennamen.Es gelingt nur dank der Vielfalt

Das muss auch sein in einer so genannten strukturschwachen Region: "Mancher Auftraggeber kann sich gar nicht vorstellen, welche Vielfalt notwendig ist, um im ländlichen Raum existieren zu können", sagt Rosemarie Bitzigeio.Das Büro in Winterspelt-Hasselbach existiert im Oktober bereits seit 50 Jahren, und für diese Firma hätte der Begriff vom "Familienunternehmen" nun wirklich erfunden werden müssen: Sechs Kinder haben Christoph und Anneliese Lenz, fünf von ihnen arbeiten zusammen mit dem Vater im Betrieb.Die Jüngste, Architektin Cornelia Welker, kam 1998 in die Firma. Als Einzige wohnt sie nicht in der Ortsgemeinde, sondern in Bitburg - "mit einer Ausnahmegenehmigung der Familie", wie die 30-Jährige sagt. Die weiteren Geschwister im Unternehmen: Computerspezialist Bernd und Bauzeichnerin Claudia Jänen. Die einzige Schwester in fremden Diensten ist Marianne Michels. Die Sozialpädagogin leitete bis zum Beginn ihres derzeitigen Erziehungsurlaubs den Kindergarten in Rittersdorf.Im Oktober 1953 eröffnete Christoph Lenz sein Büro. Schwierige Zeiten waren das, wie der 78-jährige Seniorchef in seiner Ansprache beim Jubiläumsfest berichtet: "Es waren keinerlei Rücklagen da und auch keine Aufträge. Die Wohnküche war gleichzeitig Büro und ein halbes Jahr später auch noch Kinderzimmer" - inzwischen war Sohn Bernd auf der Welt.Das Firmen-Mobil hatte Ehefrau Anneliese beigesteuert: Ein Fahrrad. Ein Jahr später konnte Christoph Lenz auf vier Reifen umsteigen, denn sein erstes nennenswertes Honorar investierte er komplett in einen VW Käfer. Das "leichtsinnige" (Christoph Lenz) Unternehmen glückte: Heute hat das Büro insgesamt 14 Mitarbeiter. "Und wir ziehen im gesamten Team an einem Strang", sagt Cornelia Welker. "Wenn es eng wird, lässt keiner den Stift fallen."Man habe von den Eltern Toleranz gelernt, sagt Rosemarie Bitzigeio. Auch die Entscheidung, ins väterliche Büro einzusteigen, hätten alle selbst getroffen. "Da ist nie ein Zwang gekommen", bestätigt Horst. Nie habe sich der Vater in ihre Projekte eingemischt, aber stets Rede und Antwort gestanden, wenn jemand eine Frage hatte.Machen lassen - vielleicht ist das der Grund für den Erfolg. "Und jetzt, wo wir selber Eltern sind", sagt Rosemarie, "wissen wir das besonders zu schätzen." Pure Harmonie also? Horst Lenz: "Wir haben alle eine große Streitlust. Aber wir wissen auch, dass wir uns immer wieder vertragen."

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