Schmelztiegel für Millionen

Premiere geglückt: Die Jünkerather Gießerei Ergocast hat ihre zwei neuen Schmelzöfen in Betrieb genommen. Rund zwei Millionen Euro wurden in das Werk investiert.

 Bei der Gießerei Ergocast fliegen die Funken, die Geschäfte laufen gut. TV-Foto: Stefanie Glandien

Bei der Gießerei Ergocast fliegen die Funken, die Geschäfte laufen gut. TV-Foto: Stefanie Glandien

Jünkerath. Der Kübel, der an einem riesigen Haken eines Krans unter der Decke hängt, bewegt sich langsam Richtung Schmelzofen. Das neue Kernstück der Gießerei Ergocast in Jünkerath hat an diesem Tag zum ersten Mal den Betrieb aufgenommen. In seinem Inneren brodelt das auf mehr als 1500 Grad Celsius erhitzte Eisen. Ralf Hoffmann nimmt den ersten Abstich vor. Wie bei einem Feuerwerk sprühen unzählige Funken, als er die oberste Schicht abschlackt. Noch kein halbes Jahr ist es her, dass die Jünkerather Gießerei Ergocast von der europaweit tätigen Firma Nimbus übernommen wurde (der TV berichtete). Die ersten positiven Auswirkungen sind nun zu spüren. Seit Ende August hat das Werk zwei neue Induktionstiegel-Öfen. Rund zwei Millionen Euro hat Nimbus in den neuen Schmelzbetrieb investiert. Während der Betriebsferien wurden die alten gegen die zwei neuen Tandem-Öfen ausgetauscht. Jeder schmilzt acht Tonnen Material mit sechs Megawatt. In 42 Minuten werden Stahlschrott und Roheisen bei 1500 Grad Celsius zu einer flüssigen, glühenden Masse. Wer glaubt, Strom fließe leise, sollte sich mal neben solch einen Ofen stellen.Ein Vierteljahrhundert im Einsatz

Das flüssige "Gold" wird in der Hand- und Maschinenformerei weiterverarbeitet. "Die neuen Öfen sind eine Riesen-Investition in die Zukunft", sagt Geschäftsführer Hansjörg Schneider. Er rechnet damit, dass die Öfen mindestens 25 Jahre im Einsatz bleiben. Statt bisher 120 Tonnen flüssiges Eisen täglich kann die Ergocast nun 230 Tonnen verarbeiten. Das ist gut so, denn die Auftragsbücher sind bis zum Jahr 2009 voll. Schneider: "Die Leute rennen uns die Bude ein, das ist der pure Wahnsinn."Mehr Arbeit bedeutet auch mehr Mitarbeiter. Seit Mitte 2006 stellte die Gießerei 40 neue Beschäftigte ein. Heute arbeiten dort 280 Menschen, davon 20 Auszubildende. Und die nächste Investition steht schon im Endstadium der Planungen. Die Erweiterung der Handformerei soll noch in diesem Jahr realisiert werden, sagt Schneider. Spätestens 2008 soll sie in Betrieb genommen werden. Bereits umgestellt haben die Jünkerather auch ihre Software. hintergrund Die Ergocast GmbH produziert jährlich mehr als 80 000 Tonnen komplexe Gussteile, die weltweit in Energie-, Kraftwerks- und Windkrafttechnik, Hydraulik sowie Maschinen- und Anlagenbau verwendet werden. Zu den Großkunden zählen Unternehmen wie Siemens, Bosch Rexroth, die ZF-Gruppe und die "Mannesmann Plastics Machinery"-Gruppe. Ein Drittel der Gussteile wird direkt exportiert nach Europa, in die USA, nach Brasilien, Indien, China und in die Schweiz. Zwei Drittel der Ware gehen an Kunden in Deutschland, die wiederum einen Exportanteil von 90 Prozent haben. Das Unternehmen produziert seit 320 Jahren am Standort Jünkerath. Seit März 2007 gehört die Gießerei zu Nimbus, einer ursprünglich niederländischen Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in München.

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