Vom Schandfleck zum Prunkstück

Preist. (ae) Mitten in Preist steht es, das prachtvolle, historische Treppengiebel-Haus von 1788. Es gefällt nicht nur durch seine original und unverdorben wirkende Fassade, sondern auch durch den stilecht mit Natursteinen gepflasterten Hof.

Dass das Treppengiebel-Haus überhaupt noch steht, hat es Edmund Wallerius aus Idenheim und Nikolaus Platz aus Bitburg zu verdanken. Die beiden Freunde entdeckten das seit etwa dreißig Jahren leer stehende Haus Mitte der neunziger Jahre. Zwar stand es unter Denkmalschutz, der Verfall war aber schon weit fortgeschritten. Die beiden Männer, die schon vorher Erfahrung mit der Restaurierung alter Häuser gesammelt hatten, fühlten sich magisch von der Fülle der unverändert vorhandenen historischen Substanz angezogen. "Wir haben durch den Dreck hindurch geschaut und mit Hilfe der Phantasie das Wesentliche gesehen", erklärt Edmund Wallerius.Zuschüsse aus dem Dorferneuerungsprogramm

Sie kauften das Anwesen und wurden in ihren Bemühungen, es zu erhalten von der VG Speicher und von der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm unterstützt. Zuschüsse gab es im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms, Beratung von der Denkmalschutzbehörde. "Wichtige Grundvoraussetzungen waren, sich nicht unter Druck zu setzen und nicht ängstlich zu sein", beschreibt Nikolaus Platz den Ansatz. "Und die Chemie muss stimmen", ergänzt Wallerius. "Wir liegen mit Ideen und Geschmack völlig auf einer Linie." Beide Familienväter arbeiten als Büroangestellte und sehen ihren enormen handwerklichen Einsatz als Hobby und Ausgleich. Ihr Einsatz hat sich gelohnt. Das konnten auch die anfangs eher skeptischen Nachbarn feststellen. "Die haben sicher gedacht: ,Was sind denn das für Verrückte?'", sagt Wallerius. "Schließlich galt das Haus als Schandfleck. Als dann aber etwas Struktur hineinkam, waren alle überrascht." Das äußerte sich auch in großer Hilfsbereitschaft. "Mal brachte einer etwas Silikon vorbei, dann wurden wir mit Bier und Würstchen versorgt." Viele Interessierte haben das Haus schon besucht und waren, genau wie die jetzigen Mieter, von der reizvollen Kombination aus modernem Wohnkomfort und historischer Substanz begeistert. Betritt man das Gebäude durch die original erhaltene Haustür, entdeckt man sofort den noch funktionstüchtigen Backofen, dessen Rauchabzug sich dekorativ bis in das offene Dachgeschoss zieht. Eine alte Sandstein-Wendeltreppe führt nach oben, wo ein gut erhaltener Eichenfußboden ins Auge fällt. "Hier stimmen einfach alle Details", sagt Wallerius. Vier Jahre haben die beiden gearbeitet. Schließlich wurden sie mit dem Denkmalpflegepreis der Handwerkskammer Trier ausgezeichnet (der TV berichtete). Ob sie es noch mal machen würden? "Es ist schon viel Arbeit und für die Familien ist es auch nicht immer leicht", zögert Edmund Wallerius, "aber ich habe da so ein kleines Häuschen gesehen, da ist noch alles original...".

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