1000 Bilder in sechs Wochen

BIRRESBORN. Der aus Birresborn stammende Diplomdesigner Sven Nieder macht mit Fotografien vom Jakobsweg Furore. Sie waren Thema seiner Diplomarbeit, eines Jahreskalenders und von Ausstellungen in Köln, Trier, Prüm und Schönecken. Inzwischen ist ein Fotobuch erschienen, dessen Verleger Christoph Schaden am 25. November ins Forum Daun kommt. Zu seinem Pilgerbericht werden Bilder von Sven Nieder gezeigt.

Dass der 29-jährige Sven Nieder Fotograf und Diplomdesigner für Film und Fotografie geworden ist, mag genetisch bedingt sein: Sein Birresborner Großvater legte als Fotograf und Fotohändler den Grundstein; sein Vater, dessen beide Brüder, eine Cousine und er selbst setzen die Tradition fort. Dass Sven Nieder ein leidenschaftlicher Fotograf und ein "Lichtbildner" - so die Übersetzung des griechischen "Photograph" - im wahrsten Sinne des Wortes ist, mag empfinden, wer sich, wie im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund - auf die Schilderung seines bisherigen Lebenswegs einlässt oder etwa sein im Juni 2005 erschienenes Fotobuch in die Hand nimmt.Gestochen scharfe Bilder mit selbst gebauter Kamera

Das Buch heißt "Santiago. Eine Pilgerreise in Bildern der Camera Obscura" und enthält eine Auswahl jener tausend Fotos, die Sven Nieder im Frühjahr 2004 mit einer selbst gebauten Lochkamera während eines sechswöchigen Fußmarsches mit seinem Vater und seinem Onkel auf dem Jakobsweg aufnahm (der TV berichtete). Sven Nieder hat an der Augustiner-Realschule Hillesheim die Mittlere Reife gemacht und zunächst eine Fotografenlehre absolviert. Er besuchte die Fachoberschule für Gestaltung in Rheinbach und wurde 1999 Student an der Fachhochschule (FH) Bielefeld - "ein Glücksfall für mich", sagt Sven Nieder heute und erinnert sich an seine liebsten Projekte während des Studiums. Etwa daran, dass er und drei Kommilitonen sich im Rahmen einer Studienarbeit vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2000 im 60-Minuten-Takt selbst fotografierten und die jeweils 8784 Fotos auswerteten. Später war er Kameramann bei einem als Diplomarbeit vorgelegten Musikvideo. "Und dann war ich an der Reihe", erzählt er mit dem Blick auf die Planung seiner eigenen Abschlussarbeit. Den Traum, über die Fahrt auf der Pan Americana von Alaska nach Feuerland eine Diashow zu produzieren, gab Sven Nieder zugunsten einer Fotodokumentation über den Jakobsweg auf. Mit einer "Superausrüstung" habe er sich im September 2003 auf den 900 Kilometer langen Weg gemacht, tolle Sonnenuntergänge erlebt und gestochen scharfe Fotos aufgenommen - und sich mit dem Bewusstsein "Das war's nicht!" auf den Heimweg begeben. "Aber ich hatte eine neue Idee", sagt er. Er überzeugte seinen Professor (und seinen Vater) und baute eine Lochkamera mit einem extremen Weitwinkel, ein Gerät ohne Linse und ohne Sucher. Mit Belichtungszeiten zwischen zwei Sekunden und acht Stunden nahm er im Frühjahr 2004 die eingangs erwähnten tausend Bilder auf. 200 davon verwendete er für die Diplomarbeit, ein Fotobuch, dessen Gestaltung von seiner Kommilitonin Greta Garle stammt und das in einer limitierten Auflage von 50 Exemplaren gedruckt wurde. Angespornt durch viele positive Rückmeldungen wurden zwölf Bilder für einen Kalender für das Jahr 2005 ausgewählt. Er legte das Fotobuch im Herbst 2004 Verlegern auf der Frankfurter Buchmesse vor und knüpfte schließlich auf der Kölner Photokina Kontakt mit dem Verlagshaus des Kunsthistorikers und Publizisten Christoph Schaden. Ein halbes Jahr später: An illustrem Ort, in der St.-Severins-Basilika in Köln, werden in einer Doppelveranstaltung eine Ausstellung mit 23 großformatigen Fotografien Sven Nieders eröffnet und sein Buch "Santiago" (auf Papier aus Spanien, mit Druckerfarbe aus England, Auflage: 2000 Stück) vorgestellt. Einladungen zu Ausstellungen in Trier, Prüm und Schönecken folgten. Jetzt zeigt der freischaffende Fo- tograf und Lehrbeauftragte an der FH Trier seine ungewöhnlichen Fotografien im Dauner Forum im Rahmen des Vortrags "Auf dem Jakobsweg. In 100 Ta- gen zu Fuß von Köln nach San- tiago de Compostela" von Christoph Schaden am Freitag, 25. November um 19.30 Uhr.

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