20 Beerdigungen pro Tag

Der "Aids-Truck" des Internationalen Katholischen Missionswerks "missio" war im Bistum Trier unterwegs und hat auf Einladung der Fachkonferenz Jugend in Daun Station gemacht. Neben Schulklassen und Firmgruppen besuchte auch Weihbischof Stephan Ackermann die multimediale Ausstellung zum Thema HIV/Aids.

 Weihbischof Stephan Ackermann (Zweiter von rechts) und Dechant Ludwig Gödert (Dritter von links) besuchten den missio Aids-Truck und diskutierten mit Jugendlichen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Weihbischof Stephan Ackermann (Zweiter von rechts) und Dechant Ludwig Gödert (Dritter von links) besuchten den missio Aids-Truck und diskutierten mit Jugendlichen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Daun. (bb) "Die Vielfalt der Besucher" ist für die missio-Diözesanreferentin Andrea Tröster das Besondere an dem Aids-Truck-Tag in Daun. Am Vormittag hatten Schulen den Truck gebucht: Förderzentrum, Hauptschule, Realschule, beide Gymnasien aus Daun und die Hauptschule Niederstadtfeld. "Der Marktplatz mit dem Boden aus losen Steinen und mit den typisch afrikanischen Gegenständen ist richtig gut gemacht", findet Annika Scheid. Den Unterschied zwischen "einem voll gefüllten Apothekenschrank in Deutschland und der einzigen Medikamentenpackung in der afrikanischen Gesundheitsstation" findet Tim McGarr besonders krass. "Ich habe auf einen Notizzettel in der Gedächtnis-Ecke geschrieben, dass mein Vater vor meiner Geburt bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist und ich ihn nie kennen gelernt habe", erzählt Mona Schneiders. Annika, Tim und Mona sind Schüler der Klasse 8 d der Leopold-von-Daun-Realschule. Ihr Religionslehrer Harald Neumann hatte die Klasse angemeldet. "Weil die meisten Schüler kaum etwas mit der Aidsproblematik anfangen können", erklärt er im TV-Gespräch. Das Begleitmaterial zur Vorbereitung des Truck-Besuchs sei sehr gut, die Schüler hätten schon im Vorfeld eine hohe Sensibilität entwickelt, sagt Harald Neumann. "Und nun hat der Besuch im Truck das Ganze rund gemacht", resümiert er.Für den Nachmittag sind alle Interessierten eingeladen. Gekommen sind ganze Firmgruppen, einzelne Firmkatecheten, einzelne Firmlinge mit Freunden, Eltern mit Kindern, eine Gruppe aus dem Haus der Jugend. Die zahnmedizinische Fachangestellte Ramona Preis aus Steiningen hat an ihrer Arbeitsstelle in Daun eine Stunde früher Feierabend gemacht, um sich die Ausstellung in dem Truck-Auflieger anzusehen. "Ich war schon zweimal ehrenamtlich als Zahnarztassistentin in einer Aidsklinik in Nairobi", erzählt die 26-Jährige dem Trierischen Volksfreund. "80 Prozent der Patienten haben Aids oder Hepatitis", erklärt sie. Und dann ist sie gleichzeitig mit Weihbischof Stephan Ackermann an der Reihe. Sie setzen Kopfhörer auf und werden per Hörspiel von dem 17-jährigen Charles aus Südafrika durch die Ausstellung begleitet. Sie erfahren, dass Charles' bester Freund Archie an Aids gestorben ist, dass Charles oft zu Beerdigungen geht ("zehn oder 20 an einem Tag"), weil es anschließend Essen gibt "und man noch mal richtig satt wird". Sie betrachten Archies Baseballkappe in der Memory-Box und die ABC-Formel zur Vermeidung einer HIV-Infektion auf dem Computerbildschirm und tragen schließlich ihren Eindruck in das virtuelle Gästebuch ein. EXTRA Der missio Aids-Truck ist seit 2002 bundesweit und im deutschsprachigen Ausland unterwegs. Der Stopp in Daun bildete jetzt - nach Dierdorf, Betzdorf, Neustadt/Wied und Koblenz - die letzte im Bistum Trier. Gesteuert wurde der Truck während dieser Zeit von Kraftfahrern des Malteser-Hilfswerks. Im September wird der Truck wieder im Bistum Trier sein, die Termine sind aber bereits ausgebucht. Wer sich für einen Termin im Jahr 2009 interessiert, kann sich an die missio-Diözesanreferentin Andrea Tröster wenden. Kontakt: Diözesanstelle Weltkirche Trier, Postfach 1340, 54203 Trier, Telefon 0651/7105598, E-Mail: andrea-troester@bgv-trier.de. (bb)

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