20 Jahre dicke Brocken

ÜXHEIM-AHÜTTE. Erweitere Abbaurechte für Kalkgestein sichern der Unternehmenskooperation Wotan-Zement und Müller-Kalk die Rohstoff-Ressourcen für die kommenden 20 Jahre. Umweltschützer kritisierten die Entscheidung des Landkreises. Wotan-Zement kämpfe als Schlusslicht der Branche gegen die "latente Gefahr des Geschlucktwerdens von großen Konzernen", sagt Vertriebsleiter Josef Spohr.

Sagenhaft, wie vielfältig Kalk gebraucht wird: in der Stahl-, Glas-, Zucker-, Putz- und Mörtelindustrie, beim Straßenbau, zur Wasseraufbereitung, in Kläranlagen sowie als Düngemittel. Und in allen Bereichen kommt der Kalk (gebrannt und ungebrannt) aus den vier Brüchen in der Verbandsgemeinde Hillesheim zum Einsatz. Jährlich werden bis zu 700 000 Tonnen abgebaut. Nur die Kalksteine zwischen vier und zwölf Zentimeter Durchmesser kommen in den 46 Meter hohen Kalkbrennofen im Werk Ahütte und werden bei 1200 Grad Celsius gebrannt. Die kleineren Stücke werden an die Futtermittel-, Glas- und Dünge-Industrie verkauft, die größeren als Splitte oder Schotter für Straßen- und Gartenbau.Symbiose aus Kalk und Zement

Der gebrannte Kalk kommt in erster Linie in der Stahlindustrie zum Einsatz. "Der Kalk bindet alles, was kein Eisen ist und sorgt so dafür, dass sich die Schlacke auf dem flüssigen Eisen absetzt. Die Stückschlacke wird dann zerkleinert für den Straßenbau und in der Zementproduktion wieder verwendet", erklärt Vertriebsleiter Josef Spohr. Weitere sieben "Standbeine" von der Kalksandsteinproduktion bis hin zur Putz- und Mörtelindustrie gebe es für den gebrannten Kalk. Minderwertige Rohstoffe mit mehr als drei Prozent Dolomitstein-Einlagerungen werden im Werk Wotan-Zement verarbeitet. "Unser Ziel ist es, die Vorkommen komplett auszubeuten. Müller-Kalk funktioniert nicht ohne Wotan-Zement und umgekehrt", erklärt der kaufmännische Leiter Jörg Ramcke. Seniorchefin Gisela Carnessali ergänzt: "Wegen der unterschiedlichen Zusammensetzungen müssen wir auch an vier Stellen gleichzeitig abbauen." Jüngst genehmigte die Kreisverwaltung trotz Kritik von Umweltschützern (siehe Artikel unten) 23 Hektar weitere Abbauflächen als Erweiterung der Gruben Berndorf (elf Hektar) und Meerbüsch IV (12 Hektar bei Nollenbach). Damit sind die Ressourcen für die kommenden 20 Jahre gesichert. Neue Arbeitsplätze entstehen allerdings nicht. Es bleibt bei der 100-köpfigen Belegschaft (Wotan-Zement 65 und Müller-Kalk 35). "Wir sind froh, dass wir uns so halten können", meint Carnessali. Bundesweit ging die Zahl der Beschäftigten in der Zementindustrie im Vorjahr um 17 Prozent zurück. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre verlor die Branche fast die Hälfte ihrer Arbeitsplätze. Spohr sagt: "Vier mittelständische Zementwerke sind innerhalb kürzester Zeit von Konzernen geschluckt worden. Auch für uns besteht latent diese Gefahr, da wir als kleinstes familiengeführtes Werk in Deutschland ja nicht in einem Glaskasten sitzen." Die Preise seien radikal gefallen. Erst langsam erhole sich der Markt wieder. Weiteres Handicap seien die steigenden Energiekosten: Die Kalk- und Zementproduktion sei sehr energieaufwändig. "Wir hatten zeitweise einen Preisverfall von 40 Prozent und einen Anstieg der Energiekosten um 30 Prozent", rechnet Ramcke vor. Dennoch investieren die Unternehmen. Im Bereich der Grube Berndorf wurden für eine Million Euro neue Förderanlagen angeschafft und Zufahrten ausgebaut. Weitere zwei Millionen Euro kostet eine neue Abgasfilteranlage, die schon heute die vorgeschriebenen EU-Staubgrenzwerte ab 2007 erfüllt.Brennende Sorgen: Funkloch und Internet

Vertriebsleiter Spohr brennen allerdings Sorgen unter den Nägeln: "Wir scheinen hier manchmal vergessen worden zu sein. Es gibt keinen DSL-Internet-Anschluss, wir liegen in einem Handy-Funkloch und warten seit ewigen Zeiten auf den A1-Anschluss." Das Handy-Funkloch sorge vor allem bei den Spediteuren für Ärger. Sie könnten ihre Lastwagen-Fahrer nicht erreichen. Dabei wird das Ahüttener Werk im Sommer von bis zu 150 Lastwagen täglich frequentiert.

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