"2016 war eine Katastrophe"

Daun · Mit dem Fest der Landwirtschaft - oder traditionell Knollenball genannt - haben die Bauern im Kreis im Forum Daun das neue Jahr eingeläutet. Nach den schlechten Bedingungen in 2016 hoffen die Landwirte auf ein besseres Jahr 2017.

 Die Feierlaune lassen sich die Landwirte trotz ihrer schlechten Situation nicht verderben und schwingen beim traditionellen Knollenball das Tanzbein. TV-Foto: Helmut Gassen

Die Feierlaune lassen sich die Landwirte trotz ihrer schlechten Situation nicht verderben und schwingen beim traditionellen Knollenball das Tanzbein. TV-Foto: Helmut Gassen

Foto: Helmut Gassen (HG), HELMUT_GASSEN ("TV-Upload Gassen"

Daun. Zeitweise miserables Wetter, dadurch schlechtere Ernte und miese Preise für ihre Produkte, insbesondere für Milch: Mancher Landwirt im Kreis würde 2016 wohl am liebsten vergessen. Die Meinung aller ist, so was dürfe sich nicht wiederholen. Zumindest gab es kurz vor Jahresende noch die versprochenen Direktzahlungen aus dem vollen Topf der Europäischen Union, was wohl der Kasse manchen Landwirtes gut tat.
Viel zu lachen hatten die Landwirte also nicht im vergangenen Jahr, da sollte zumindest der "Knollenball" im Forum Daun mit der Kabarettistin Anke Brausch und dem Ueßbachduo für Erheiterung sorgen und ein gutes Jahr 2017 einläuten. Marco Weber, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Daun, ging auf das desolate vergangene Jahr ein.
"2016 war eine Herausforderung sondergleichen. Es war eine Katastrophe: sehr niedrige Milch-, Getreide- und Fleischpreise. Wie mit uns Landwirten umgegangen wird, das haben wir nicht verdient", sagte Weber.
Eine Prognose für das neue Jahr wollte und konnte er nicht abgeben. "Ich bin da vorsichtig. Die Nachfrage nach unseren Produkten ist da, aber wir werden uns wohl noch weiter auf schwankende Preise einstellen müssen."
Die Landwirte dürften an den vergangenen Jahren noch einige Zeit zu knabbern haben. So wie Winfried Braden aus Dohm-Lammersdorf. Der 54-Jährige hat 80 Milchkühe im Stall und bezeichnet seinen Hof als mittleren Betrieb. "Das vergangene Jahr war ein brutales Jahr, da fehlt einem viel Geld. Ich glaube auch nicht, dass der Milchpreis so hoch steigt, wie wir es brauchen. Es wird also nicht reichen, die Löcher vom vergangenen Jahr zu stopfen", sagt er. Die Preise kaputt, das Geld fehlt - Winfried Braden hat seine Konsequenzen daraus gezogen. "Investitionen, etwa in Maschinen, werden zurückgestellt. Da ist momentan nichts drin." Er befürchtet, dass die Landwirtschaft "die Perspektiven für die Jugend verliert."
Jungbauer setzt auf Biomilch


Philipp Hieronimus aus Immerath ist solch ein Jungbauer. Noch ist er bei seinem Vater auf dem Hof mit seinen 100 Milchkühen angestellt, aber er will den Betrieb einmal übernehmen. Er stellt sich jetzt schon auf die veränderten Bedingungen ein: Er will wegen der schlechten Milchpreise auf Biomilch umsteigen.
"Wir haben 2016 schon damit angefangen und wollen bis Ende 2017 die Voraussetzungen dafür erfüllen. Ich verspreche mir davon einen höheren Preis für die Milch", erklärt der 25-Jährige. Seinem Vater sei der Umstieg nicht recht gewesen. "Ich war die treibende Kraft dabei, er war dagegen, weil er Angst vor den Kosten hatte. Aber ich sehe im Biobetrieb meine Zukunft", sagt Philipp Hieronimus. HG

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