4500 Quadratmeter für 11 000 Kubikmeter Schlamm

GEROLSTEIN-LISSINGEN. Der Bau der neuen Klärschlamm-Aufbereitungsanlage in Lissingen hat begonnen: Mit der Investition von 800 000 Euro stabilisieren die Verbandsgemeindewerke Gerolstein den Abwasserpreis und werden unabhängig von anderen Entsorgungsarten.

Der Klärschlamm von 4000 Haushalten wird ab Frühherbst in die Schilfbecken der neuen Klärschlamm-Aufbereitungsanlage in Lissingen geleitet und nicht mehr wie bisher landwirtschaftlich genutzt. Dadurch sollen jährlich 20 000 Euro eingespart werden. Da die Gebühren für die Abnahme des Klärschlamms durch die Landwirte entfallen. "Der Abwasserpreis wird stabil bleiben"

Würde der Klärschlamm verbrannt, wären es sogar 40 000 Euro, die eingespart werden könnten. Aber dieses Verfahren kommt wegen der großen Distanz zur nächsten Verbrennungsanlage und dem damit verbundenen kostenintensiven Aufwand nicht in Frage. Deshalb haben sich die Lissinger für die Alternative mit der Aufbereitungsanlage entschieden. Die Einsparung führt allerdings nicht zur Senkung der Abwassergebühren. Schließlich muss die Investition von 800 000 Euro für die neue Anlage finanziert werden. Werkleiter Karl Seidel versichert aber: "Der Abwasserpreis wird stabil bleiben." In die 4500 Quadratmeter große Aufbereitungsanlage werden die in der Lissinger Anlage gewonnenen Klärschlämme eingeleitet und zu einem humusähnlichen Konzentrat verarbeitet. "Vererdet" nennen das die Experten. Der erste Humus kommt nicht vor 20 Jahren

In die Beete werden unterschiedliche Sorten Schilf gepflanzt, die den biologischen Abbau beschleunigen. Werkleiter Wolfgang Bohr erklärt: "Die Pflanzen brauchen viel Wasser und der Klärschlamm besteht zu 95 Prozent aus Wasser. Außerdem wirkt das verrottende Schilfgras wie Belüftungsschläuche, was den Abbau-Prozess beschleunigt." 11 000 Kubikmeter Schlamm wird die neue Aufbereitungsanlage fassen. Das ist nach Prognosen ein für die kommenden 20 bis 25 Jahre ausreichend großes Fassungsvermögen. Die Gerolsteiner Verbandsgemeindewerke haben bereits Erfahrung mit dieser Aufbereitungsart. Seit zwei Jahren arbeiten sie in Birresborn mit diesem Verfahren. Die Birresborner Vererdungsanlage hat allerdings nur ein Viertel der Größe der jetzt in Lissingen entstehenden Anlage. Jährlich werden von einem Speziallabor die Ablagerungen untersucht. Werkleiter Bohr: "Wir haben da bisher sehr gute Ergebnisse erzielt." Mit der ersten Humusentnahme rechnet er "nicht in den nächsten zehn Jahren". In der Birresborner Anlage wird der Klärschlamm aus 1000 Haushalten aufbereitet. In Lissingen steht eine Humus-Entnahme nicht vor 20 Jahren an. Die Gerolsteiner Klärschlamm-Vererdungsbecken entstehen auf der "Stadtseite", jenseits von Kyll, Straße und Bahnlinie, gegenüber der herkömmlichen Kläranlage Lissingen. Um die Verbindung herzustellen, wird unter den Trassen eine 100 Meter lange Bohrung gemacht. In etwa drei Wochen, schätzen die Werkleiter, wird eine Fachfirma aus Bitburg anrücken, um diese Arbeiten zu erledigen. Bis dahin wird entlang des Kylltal-Radwegs fleißig gebaggert und der Erdaushub verladen. Lastwagen fahren auf der Baustelle hin und her, um die Erde zur Aufschüttung der Dämme zu transportieren. Anschließend werden die Becken mit dicken Folien abgedichtet. Seidel: "Ins Erdreich gelangt nichts. Das ist ein abgeschlossenes System." Damit die Radfahrer und Inline-Skater, die mitunter fragend den Bauarbeiten zusahen, aufgeklärt werden, sollen Info-Tafeln aufgestellt werden.

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