87 Jahre und noch jede Woche am Webstuhl

Schalkenmehren · 1993 wurde das Heimweberei-Museum Schalkenmehren gegründet. Seit der ersten Stunde ist im Arbeitskreis Heimweberei-Museum auch Nikolaus Schommers dabei. Er ist bereits 87 Jahre alt und der einzige Weber, der im Drei-Maare-Dorf noch aktiv ist. Von Mai bis Oktober zeigt er den Museumsbesuchern die Webkunst.

Schalkenmehren. Nikolaus Schommers hat von seinem 16. bis zu seinem 34. Lebensjahr gewebt und war im Aufsichtsrat der Heimweberei-Genossenschaft tätig.
Er hat nebenbei wie alle Weber in Schalkenmehren eine kleine Landwirtschaft betrieben. Seit der Gründung des Heimweberei-Museums 1993 hat er zu den Öffnungszeiten des Museums ehrenamtlich gewebt und dabei Halbleinen aus Baumwolle und Leinen hergestellt.
Was er heute noch an Maartuch-Erzeugnissen webt, wird im Museum verkauft. Mittlerweile ist er 87 Jahre alt. Er ist der einzige Weber im Fremdenverkehrsort und wird nicht müde, mit den Webvorführungen an fast allen Wochenenden fortzufahren und die Museumsbesucher über das Weberhandwerk zu informieren.
71 Jahre Erfahrung


Bei Weber Hermann Jungen, der seinen Webstuhl an Ort und Stelle in der Heimweberei hatte, musste er eine dreijährige Lehre absolvieren. Dann wurde ein Webstuhl bei ihm zu Hause aufgestellt, und er konnte das "Maartuch" in Heimarbeit herstellen. Als die Heimweberei-Genossenschaft endete, wurde der Webstuhl leider verbrannt. "Nikla" - so wird er allseits genannt - sagt: " Das Weben macht mir noch immer großen Spaß. Es stärkt das gute Allgemeinbefinden im Alter, denn man muss die Gedanken zusammenhalten, wenn man das Webschiff hin- und herschickt und den Webstuhl bespannt."
Er hat die Entwicklung des Museums miterlebt, und deshalb liegt die Ausstellung ihm auch sehr am Herzen." Schommers weiter: "Besonders gern arbeite ich am Webstuhl, wenn sich viele Interessenten angemeldet haben."
Dann werden dauernd Fragen gestellt, die er während des Webens gerne beantwortet, damit die Gäste sich ein genaues Bild davon machen können, wie es früher an jedem Webstuhl in Schalkenmehren zuging.
Mit dabei sind auch die Arbeitskreismitglieder Willi Dahmen und Rudi Schäfer, die loben: "Nikla hat selten einen Öffnungszeiten-Termin versäumt. Auch wenn Busse kommen, ist er selbstverständlich sofort zur Stelle." 87 und kein bisschen webmüde, wie lange will Schommers noch im Museum wirken? "Solange es meine Gesundheit erlaubt", erklärt der rüstige Rentner.Extra

19 Bürger schlossen sich Ende 1926 zur "Heimweberei-Genossenschaft Schalkenmehren eG" zusammen, deren "Maartuch" bald in ganz Deutschland wegen seiner künstlerisch wie handwerklichen Qualität einen guten Ruf genoss. 1925 standen 17 Webstühle im Dorf. 1983, nach fast sechs Jahrzehnten ihres Bestehens, wurde die Genossenschaft aus dem Register gelöscht. bs

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort