"Ich bin stolz darauf, mein Leben gemeistert zu haben. Es war hart und entbehrungsreich, arbeitsintensiv und unruhig." Das sagt Alfred Schmitz aus Brockscheid. 90 Jahre ist er alt. Aber diese sind ihm nicht anzumerken. Körperlich rüstig und mit kräftiger Stimme berichtet er aus seinem ereignisreichen Leben. Und das war geprägt von Armut und Pflichtgefühl, von harter Arbeit und Gemeinschaftssinn. Und er weiß viel zu berichten: von einer ärmlichen Jugendzeit, in der seine Eltern mehrmals umzogen, von Tettscheid nach Luxemburg, zurück ins Maifeld, dann wieder nach Elsass-Lothringen, um sich letztlich in Brockscheid eine Existenz aufzubauen. Von Kriegserlebnissen, Unfällen und humorvollen Begebenheiten.

All seine Erinnerungen hat Alfred Schmitz nun in einem kleinen Buch niedergeschrieben. "Damit mein Wissen, meine Erfahrungen und meine Erlebnisse nicht verloren gehen. Ich möchte den Leser mit auf eine Zeitreise durch meine neun Lebensjahrzehnte nehmen, damit er sich ein anschauliches Bild machen kann von ehemaligen Lebens- und Arbeitsbedingungen unserer Vorfahren", erklärt er. Schmitz ist sich bewusst, dass er kein außergewöhnliches Einzelschicksal darstellt, aber er schreibt sich seine Gefühle von der Seele, hält in Worten fest, was vor Jahrzehnten so alltäglich war, dass man es kaum beachtete, heute aber zu rasch in Vergessenheit gerät. "Wenn man dies alles erheblich Jüngeren erzählt, erntet man ungläubiges Kopfschütteln und ein scheinbares Nicht-glauben-wollen", sagt er.

Ohne Schnörkel und sentimentale Verklärung, manchmal auch mit einem Augenzwinkern berichtet Schmitz in seinem Buch, wie er sich mit Tatkraft, Fleiß und unerschütterlichem Gottvertrauen den Herausforderungen stellt, die das Leben für ihn bereithält.
Groß geworden in einer kinderreichen Familie in einem kleinen Dorf der Vulkaneifel, das mit seinen Normen und gesellschaftlichen Regeln hemmend wirken konnte, lernte er früh den harten Lebenskampf eines kleinen Bauernbetriebes ums tägliche Brot kennen. Eingebunden in die häusliche Erziehung durch einen sehr strengen Vater, wuchs er auf. "Dabei hätte ich gerne studiert, was auch mein damaliger Volksschullehrer empfohlen hatte. Aber zum einen fehlte dazu das notwendige Geld, und zum anderen war es auch verkehrsmäßig nahezu unmöglich, das Gymnasium in Wittlich zu besuchen. Zudem waren damals meine Eltern auch auf meine Arbeitskraft angewiesen."

Nachdem er die Erfahrungen des Krieges hinter sich hatte und zum Glück als Wehrpflichtiger nicht eingezogen worden war, machte er sich zunehmend selbständiger. Mit Lastkraftwagen unternahm er Lohnfuhren zu Molkereien, Sandfuhren zu den verschiedensten Baustellen von Straßen und Flugplätzen. "In dieser Zeit habe ich öfter im Fahrerhaus des LKW als zu Hause im Bett geschlafen", erinnert er sich. Letztlich ließ Alfred Schmitz sich in Brockscheid nieder, wo er mit seiner Frau Maria Steffes aus Udler sich ein Haus erbaute und vier Kinder großzog. "Nein", sagte er, "ich bedauere mein hartes und unruhiges Leben nicht. Ich würde es nochmal genauso erleben wollen. War es auch von viel körperlichem Aufwand, großer Verantwortung und Disziplin sowie Einfühlungsvermögen durchzogen und geprägt, so bescherte es mir aber auch Erkenntnisse und Erfahrungen mit vielen unterschiedlichen Menschen."

Heute ist Familie Schmitz froh, dass ihre Kinder und Enkel ein erheblich leichteres und reicheres Leben genießen können, dass sie freier und seelisch geborgener aufwachsen dürfen. "Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben", meint Schmitz. Eine Weisheit, die er sich stets zu Herzen genommen hatte und die auch die Botschaft seines Buches "Erinnerungen an unruhige Zeiten" sein soll.
Das 96-seitige Taschenbuch "Erinnerungen an unruhige Zeiten: Ein Leben in der Vulkaneifel" ist im Buchhandel, bei amazon und Books on Demand zum Preis von 9,50 Euro erhältlich.