Abhängen ist "out", mehr Initiative ist "in"

GEROLSTEIN. (mh) Neue Wege: Die Leitung des Gerolsteiner Hauses der Jugend (HdJ) will Eltern und andere an der Jugendarbeit Interessierte als Mitarbeiter gewinnen, um die Arbeit im gut besuchten Haus bewältigen und das Freizeitangebot verbessern und ausweiten zu können.

"Wir suchen Leute, die noch jugendlich denken, aber großes Verantwortungsbewusstsein haben", sagt der 38-jährige Erzieher Frank Böhmer, der gemeinsam mit der 28-jährigen Diplom-Pädagogin Ute Schmitt das Jugendhaus leitet. Zudem sollten die Interessenten den Autoführerschein besitzen, denn auch an Angebote außerhalb des Jugendhauses ist gedacht.Zwei Ziele werden mit der Gewinnung verlässlicher, ehrenamtlicher Mitarbeiter verfolgt: Zum einen erhoffen sich Schmitt und Böhmer eine merkliche Entlastung, denn nach eigener Auskunft ist die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht. Und die Hoffnung auf einen festen dritten Mitarbeiter haben die beiden so gut wie aufgegeben.Schmitt weist darauf hin, dass in den vergangenen beiden Jahren die Besucherzahlen kontinuierlich gestiegen und derzeit durchschnittlich 40 bis 50 Menschen zwischen 14 und 21 Jahren im Haus sind. Und das ist immerhin täglich bis 21 Uhr geöffnet.Von den Älteren würde zwar der ein oder andere mal eine Aufsicht oder den Thekendienst übernehmen, "und darüber freuen wir uns auch", so Ute Schmitt. "Aber wir suchen vor allem eine Entlastung bei den Kursangeboten, die wir zum anderen qualitativ verbessern wollen."Ein Beispiel: Seit geraumer Zeit ist der Donnerstag Kindertag. Für Sechs- bis Zwölfjährige gibt es Bastel- und Spielangebote, Kinotage oder Freizeitfahrten. Während dieser Zeit ist das Jugendhaus für alle anderen Besucher geschlossen, "damit wir uns auf die Kinder konzentrieren können", sagt Böhmer.Zudem sei durch diese Regelung das Vertrauen der Eltern und die Zahl der Anmeldungen rapide gestiegen. Daher soll sie auch beibehalten werden. "Da die Veranstaltungen aber einer Vor- und Nachbereitung bedürfen, und wir auch nebenher noch viel Organisatorisches leisten müssen, damit das Haus läuft, ist das Angebot, um es überspitzt zu formulieren, bislang nur eine halbe Sache."Künftig nicht mehr nur Zeitvertreib

 Ute Schmitt und Frank Böhmer vom Haus der Jugend in Gerolstein haben mehr als genug zu tun. Foto: Mario Hübner

Ute Schmitt und Frank Böhmer vom Haus der Jugend in Gerolstein haben mehr als genug zu tun. Foto: Mario Hübner

Oder, wie Ute Schmitt sagt: "Galten unsere bisherigen Veranstaltungen als Zeitvertreib und waren unverbindlich, so wollen wir künftig so etwas wie ein Bildungsangebot für Kinder bereitstellen". Als Beispiel nennt sie einen Töpferkurs oder einen Kurs für Babymassage, für die bereits erste Kontakte zu Leiterinnen geknüpft worden seien. Schmitt: "Eine Teilnahme ist dann aber an eine verbindliche Anmeldung geknüpft."Neben dem Kindertag mit neuen kreativen Kursen werden zwei weitere Schwerpunkte in diesem Jahr gesetzt: das Projekt Offener Kanal auch in Gerolstein zu etablieren und Freizeitfahrten und Aktionswochen aufrecht zu erhalten beziehungsweise auszubauen.Bislang kaum bekannt ist laut Böhmer, dass im Haus der Jugend mittlerweile vom Offenen Kanal Daun eine kleines Aufnahmestudio eingerichtet worden ist und das Medien-Mobil des Medien-Kompetenz-Netzwerks Eifel ebenfalls zur Verfügung steht. Um nun aber auch Sendungen produzieren zu können werden nach Einschätzung des Erziehers "drei bis vier Leute, zum einen mit technischem Verständnis zum anderen mit einem Händchen fürs Filmemachen, als Mitarbeiter benötigt".Böhmer appelliert vor allem an Vereine, Jugendgruppen und Schulen: "Gerolstein sollte die Möglichkeit nutzen, eine regelmäßige Sendung über die Brunnenstadt zu machen. Denn das ist kein Offener Kanal des Jugendhauses, sondern einer für Gerolstein." Auch soll die Aktionswoche nach der prima Premiere 2002 in diesem Jahr fortgesetzt werden. "Doch auch dafür brauchen wir verlässliche Helfer", nennt Schmitt die wichtigste Voraussetzung.Ansprechen will das Duo daher Eltern, deren Kinder ebenfalls das Jugendhaus besuchen. Aber auch andere Erwachsene. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass viele Erwachsene an aktiver Jugendarbeit Interesse aber ebenso Berührungsängste haben, hier her zu kommen und nachzufragen", vermutet Böhmer.Berührungsängste zwischen den einheimischen Besuchern und den Aussiedlern gibt es laut Böhmer und Schmitt hingegen nicht mehr. "Das klappt mittlerweile richtig gut", sagt Schmitt. Und Böhmer fügt hinzu: "Das Thema Integration ist bei uns bereits durch, das läuft prima." Vor allem die Regelung, dass die Hinterzimmer nur zu speziellen Veranstaltungen geöffnet werden, sich ansonsten "alles in der großen Cafeteria abspielt, hat sich bewährt, denn so haben die Jugendlichen gelernt, miteinander auszukommen." Die Thekendienste beispielsweise machen Einheimische wie Aussiedler. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat sich das Jugendhaus mittlerweile zu einem beliebten Treffpunkt für Jugendliche gemausert.Nun soll es aber auch Erwachsene, die mithelfen wollen, anziehen. Denn noch ein weiterer positiver Nebeneffekt wird mit der Gewinnung neuer Mitarbeiter verfolgt: ein höherer Bekanntheitsgrad. Böhmer sagt: "Auch Eltern, Erwachsene, ja die gesamte Gerolsteiner Bevölkerung soll merken, dass hier etwas für die Jugend passiert." "Bislang", so Böhme, sei "das HdJ nicht in den Köpfen der Gerolsteiner drin".Nähere Infos erteilen Frank Böhmer und Ute Schmitt (Telefon 06591/5535 oder E-Mail: webmaster@jugend-gerolstein.de).

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