Abschied mit weinendem Auge

DOCKWEILER. Wenn die närrische Zeit beginnt, dann beginnt auch die Saison der Karnevalsmusikgruppe "Schouten" aus Dockweiler. Nach 15 Jahren, in denen die Musikgruppe eine Institution in der Region geworden ist, löst sie sich nach der Session 2003 auf.

 Ein verschworener "Haufen" tritt zum Leidwesen ihrer vielen Fans ab: Die "Schouten" sind auf Abschiedstournee und verlassen mit Ende der Session 2003 die Bühne.Foto: Helmut Gassen

Ein verschworener "Haufen" tritt zum Leidwesen ihrer vielen Fans ab: Die "Schouten" sind auf Abschiedstournee und verlassen mit Ende der Session 2003 die Bühne.Foto: Helmut Gassen

Ob inBitburg, Gerolstein, Kelberg, Dreis oder im heimischenDockweiler: Wenn die "Schouten" auf die Bühne stürmten, dannstanden die Jecken auf den Tischen. In ein paar Wochen ist esdamit vorbei. Nur noch einige Auftritte sind zu absolvieren, dannhören die "Schouten" auf. Wir hatten alle immer weniger Zeitdurch unsere Berufe und private Verpflichtungen. Da haben wir unsgedacht, bevor der eine oder andere aufhören muss, weil er dieZeit nicht mehr findet und die Qualität unserer Musik nachlässt,machen wir noch eine gemeinsame Saison und hören dann auf",erklärt Ralf Hammes. Der Abschied von den Bühnen ist endgültigund der Auftritt heute in Dockweiler der Anfang vom Ende. Entscheidung immer wieder vertagt

Bereits vor zwei Jahren machten sich die Musiker erste Gedanken über einen Abschied von der Bühne. Die Entscheidung wurde aber immer wieder vertagt, weil es immer noch viel Spaß machte. Doch die Belastungen durch Beruf und Familie wurden immer größer. "Die Entscheidung darüber ist mehr oder weniger einstimmig gefallen, aber auf jeden Fall mit einem weinenden Auge", sagt Josef Utters.

So sieht es auch Hermann Kreuter: "Wir hören nicht gerne auf, weil es im Herzen weh tut, aber die Vernunft sagt uns, dass es so nicht weiter gehen konnte".

Die Fans, die die "Schouten" auf der Bühne erlebten, ahnten nicht, wie viel Arbeit die zehnköpfige Truppe investieren musste, um sich mit neuen Liedern auf die Session vorzubereiten. "Wir waren einfach keine Amateurgruppe mehr, sondern schon halbprofessionell. Dementsprechend hoch waren auch unsere eigenen Ansprüche an unsere Arbeit, wie wir sie letztendlich auf der Bühne haben wollten", sagt Hermann Kreuter. Allein die Vorbereitungen für das Einstudieren neuer Lieder fingen schon ein halbes Jahr vor der Karnevalszeit an. Ab September setzte sich die Musikgruppe jeden Freitag, Samstag und Sonntag für einige Stunden zusammen, um gemeinsam zu beraten und an den Arrangements zu arbeiten.

Viel Zeit also, die für Beruf, private Interessen und besonders für die Familie fehlte. Wehmut über den Abschied ist trotzdem bei allen dabei. "Man kann sagen, die Entscheidung aufzuhören, wurde im Kopf getroffen. Hätten wir sie aus dem Bauch getroffen, wäre es anders ausgegangen", resümiert Ralf Hammes.

Als kleine Truppe mit vier Mann und nur einem Lied fingen die "Schouten" 1988 an und wurden immer beliebter. Josef Utters: "Dass es einmal solche Ausmaße annehmen würde, war aber nie geplant". Besonders die letzten sieben Jahre, als die Musikgruppe bewusst professioneller und mit viel Aufwand an Technik ihre Arbeit machte, waren sehr erfolgreich. Mit einem Repertoire von 50 Liedern, wie auch dem umgetexteten Hit "Die Hände zum Himmel" von den "Kolibris" sorgten sie für Stimmung in jedem Saal oder Zelt. "Karneval", "Wir wollen alle Schouten sein", "Hey Mädchen", "Mariechen" oder "Nie wieder Alkohol" hießen einige ihrer bekannten Hits.

Die Ausrüstung wird nicht verkauft

Ihr erfolgreichster Song und ihr Markenzeichen war aber "Billy Boy", und dieses Lied hatte es in sich. Denn dabei flogen im Saal schon mal die Kondome. Für die kommende Session wurde kein neues Lied geschrieben, denn zur Abschiedstournee wird es ein "Best of" der Gruppe bei ihren Auftritten geben. Der "Schouten-Hit-Mix" beinhaltet die besten Lieder und dürfte den Fans den Abschied versüßen. In Zukunft wird es nur für manchen der zehn Musiker schwieriger werden, eine Kappensitzung zu besuchen. "Das wird für mich sicher ein Problem, ich glaube nicht, dass ich mich irgendwo hinsetzen kann als auf der Bühne", glaubt Josef Utters. Der Abschied der "Schouten" könnte aber auch die Chance sein für andere Musikbegeisterte, den "Schouten" nachzueifern.

Ralf Hammes: "Es kann ja sein, dass es Leute gibt, die das auch gerne machen würden und jetzt aus den Startlöchern kommen". Bei der Frage an die Musiker, ob es wirklich nie wieder die "Schouten" gibt, kommt zwar ein "Ja" heraus, aber die umfangreiche Ausrüstung wird vorsichtshalber nicht verkauft, denn: "Wer weiß, was die Zukunft bringt", orakelt Hermann Kreuter.

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