Abschuss auf Raten

DAUN. Jagd-Hattrick: Zum dritten Mal in Folge kommt die beste Hirsch-Trophäe im Land aus dem Kreis Daun. Der 22-Ender wurde im Revier Borler erlegt - allerdings unter kuriosen Umständen.

Kein Jägerlatein, sondern eher das Sprichwort "Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte" passt zur Geschichte der besten Hirsch-Trophäe im Land. Am 25. September 2003 versuchte ein Jäger im Revier Niederehe den Hirsch zu erlegen. Er traf aber nur den rechten Vorderlauf. Das haute den "König der Eifelwälder" nicht um. Humpelnd wechselte der Hirsch ins Revier Senscheid im Kreis Ahrweiler. Dort hatte ein weiterer Jäger nicht den rechten Zielblick. Mit einem Schuss in die Keule wurde der Hirsch verletzt, aber nicht erlegt. Stark blutend wechselte der Hirsch erneut das Revier - nach Borler, zurück in den Kreis Daun. Dort spürte ihn am 30. September ein Nachsuchetrupp mit Hunden auf. Der Nachsucheführer erlegte den Hirsch mit einem Fangschuss. Dann ging der Zank los. Wem gehört nun die Trophäe? Eine wichtige Frage unter Jägern. Die beiden Schützen stritten sich. Für Kreisjagdmeister Ulli Umbach ist der Sachverhalt klar: "Nach Landesrecht und Jagdgesetz gehört das Wildbret und die Trophäe demjenigen, in dessen Bereich der Fundort ist. Also dem Pächter des Reviers Borler, auch wenn er gar nicht geschossen hat." Derweil wurde die kuriose Geschichte weidlich ausgeschmückt in einer Jagdfachzeitung veröffentlicht. Durch den Spitzenplatz bei der Landestrophäenschau in Bad Neuenahr-Ahrweiler ist sie landesweit das Gesprächsthema in Jägerkreisen. Allerdings macht der Kreis Daun auch wegen des dritten Siegs in Folge bei den kapitalen Hirschabschüssen die Runde. Stellte vor zwei Jahren das Revier Gerolstein-Büscheich mit einem 28-Ender die größte Hirschtrophäe der Nachkriegsgeschichte, war im vergangenen Jahr das Revier Steffeln Spitzenreiter. Der diesjährige Landessieger aus dem Revier Borler erhielt 206 Punkte, bewertet nach einer international gültigen Formel. "Vor 30 Jahren war in der Eifel an das Überschreiten der 200er-Marke gar nicht zu denken", erinnert sich Umbach. Er macht die Bildung der Rotwildhegegemeinschaften und den daraus resultierenden revierübergreifenden Jagdstrategien für die "enorme Qualitätsverbesserung" beim Rotwild verantwortlich.Rotwild wird nicht gezüchtet

Der Kreis Daun übernahm 1997 mit der Gründung von Rotwildhegegemeinschaften die Vorreiterrolle im Land. Siegfried Neuerburg, Vorsitzender der Kreisgruppe des Landesjagdverbands, hält Rotwildhegegemeinschaften mittlerweile "für unerlässlich". Hintergrund: "Dann setzen sich alle an den Tisch, um Abschusspläne und Jagdstrategien zu vereinbaren." Vermutungen, dass im Kreis Daun das Rotwild in den Wäldern gezüchtet werde, widersprechen Umbach und Neuerburg. Umbach erklärt: "Wir haben weder einen größeren Rotwild-Bestand noch höhere Wildschäden als andere Eifelkreise." Die Reduzierung der Wildschäden stehe klar im Vordergrund. "Dafür greifen wir auch schon mal zu unpopulären Maßnahmen und geben Zukunftshirsche für den Abschuss frei", sagt Umbach mit Blick auf die Abschusspläne.

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