"Affenstadt mit Betonklotz"

GEROLSTEIN. Trotz teurer Karten ausverkauftes Haus: "Heute hau’n wir auf die Pauke" hieß das Motto der Prunksitzung des Karnevalclubs (KC) Sarabodis. 480 Besucher setzten die Devise in die Tat um. Dabei fehlte es keineswegs an Kritik. Vermeintliche Fehler in der Stadtpolitik und die teuren Eintrittskarten kamen an den "Jecken"-Pranger.

"Alle 480 Karten sind weg", wurde kurz nach Sitzungsbeginn von der Kasse gemeldet. Der KC hatte bei den Preisen kräftig zugeschlagen. Satte drei Euro mehr als im Vorjahr, also elf Euro, kostete eine Karte. Das sorgte bereits im Vorfeld für heftige Kritik. Tanja Lakotta, die als WM-Schiri auf die Bühne ging, zeigte dem KC-Vorstand dafür die rote Karte. Die KC-Vorstände Sandra Kalmes und Monika Pilsner erklärten auf TV-Anfrage: "Wir brauchen das Geld, weil wir außer dieser Veranstaltung und den Beiträgen keine Einnahmen haben." Der Verein profitiere nicht vom Verzehr. Kalmes meint: "Wenn wir in einen anderen Saal gehen würden, hätten wir auch mehr Profit." Von der Betreibergemeinschaft der Stadthalle würde nur ein sehr geringer Obolus verrechnet. Mag das ausverkaufte Rondell den KC-lern für ihre Strategie Recht geben, Nackenschläge aus den eigenen Reihen mussten sie dafür aber dennoch verkraften. Auch die KC-Urgesteine Hermann-Josef Brauns und Jakob Conen legten ihre Finger in diese Wunde: "Elf Euro sind Preise wie im Kuscheleck." Als "Jupp und Jäb" sind die zwei KC-ler legendäre Büttenredner und quasi als "Theken-Räumer" bekannt. Keiner wollte ihren Auftritt verpassen. Ihre Verbalattacken setzten sie gekonnt. So wurde der Stadtteil Lissingen wegen dem Flutlicht-Knatsch als "Sündenpfuhl, regiert vom Diktator Rainer Schulte-Loh" bezeichnet und auf die "Rodermann-Affäre" (Ex-Bürgermeister erhielt Strafbefehl wegen Untreue) folgten Au-Au-Au-Gesänge. Jupp und Jäb forderten einen Sessellift zwischen Auberg und Munterley sowie eine andere Beschilderung in der Stadt. Dabei fehlte auch ein Hinweisschild zur "Affenstadt" Daun nicht. Affenstadt wegen der Affenschlucht im Dauner Tierpark. Doch die Häme gegen die Kreisstädter ging noch weiter. In "Dauner Großkotzigkeit-Manier" würde das Kino als Palast bezeichnet. Dabei erinnere der "fensterlose Betonklotz eher an die Ardennen-Offensive". Immer wieder wurden die zwei Redner von Szenenapplaus unterbrochen. Sie heimsten auch von Kollegen der Burgnarren Lob ein. Achim Hell sagte: "Ich hätte denen noch eine halbe Stunde zuhören können. Bei denen vergehen 20 Minuten wie im Flug." Stadtkater haben Kracher im Gepäck

Kracher hatten aber auch die "Stadtkater", Frank Kalmes und Ralph Theveßen, sowie "De Kläävbotze" im Gepäck. Der Sketch der sieben Frauen, die ein Fitnessstudio auf der Bühne einrichteten, sorgte für Stimmung pur. Egal ob aufgespritzte Lippen, Bauchringe oder Hängebusen - sie zeigten dem neugierigen Publikum alles. Seit der ehemalige Wehrleiter Ernst Krämer Moderator bei der KC-Sitzung ist, nimmt die Präsenz der Feuerwehr stetig zu. Der Feuerwehr-Spielmannzug zeigte eine Show vom "Caluna Hotel" (in Anlehnung an die Boy-Group Tokio Hotel) bis nach Istanbul. Die aktiven Feuerwehr-Kameraden tauschten ihre roten Schutzjacken gegen Sträflingsanzüge und kamen als "Gefangenenchor aus Nabucco" auf die Bühne. Aufgelockert wurde das 4,5 Stunden Programm mit Tanzdarbietungen der KC-Frauengruppe als "Original WM-Fußbälle", der KC-Garden sowie der Garden der Burgnarren und Pelmer Ulkvögel. Erheiterung lösten auch die großen Katzen- und Hundefotos aus, die sobald ein Elferratsmitglied den Tisch verließ, an dessen Platz aufgestellt wurde. Die KC-ler hatten bei der Burgnarren-Sitzung Häme dafür einstecken müssen, dass im TV-Vereinsporträt erwähnt worden war, dass auf ihrer Mitgliederliste auch Haustiere stehen würden. Deshalb konterten sie auf der eigenen Sitzung mit Selbstironie. "KC - tierisch gut" könnte das nächste Motto heißen.

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