Alle Wege führen durch den Wald

GEROLSTEIN/BÜDESHEIM. 2,6 Millionen Euro sollen die zwei Flurbereinigungsmaßnahmen in Lissingen und Hinterhausen kosten. 85 Prozent werden aus EU-, Bundes- und Landesmitteln finanziert. Der Löwenanteil des Geldes wird der Wegebau verschlucken: 50 Kilometer neue Wege, meist im Wald, sollen gebaut werden.

"In Lissingen gibt es große Areale, in denen es nicht einen Quadratmeter öffentlichen Weg gibt. Da hat man sich beholfen und ist über die Flurstücke anderer Besitzer gefahren, um an sein Grundstück zu kommen", erklärt Michael Vicktorius vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR). Peter Leuwer, Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft (TG) Lissingen, ergänzt: "Da hat es oft lange Gesichter gegeben, denn ohne Fahrspuren zu hinterlassen, ging es ja nicht." Vorteile für Holzbesitzer

Auf der Lissinger Gemarkung gehören hauptsächlich Waldflächen zum Verfahren. Da es im Wald keine Nachteile wegen Durchschneidungen gibt, wurde dort mit dem Ausbau der Wege begonnen. DLR-Projektleiter Günter Hack: "Im Bereich Denkelseifen und Deckert gab es bisher nur einen Weg. Nun werden acht Wege mit insgesamt zehn Kilometern Länge gebaut." Der Wegebau als zukünftig wichtiger Faktor für die Waldbewirtschaftung war auch für die Büdesheimer das Kriterium, sich am Hinterhausener Verfahren anzudocken. Manfred Schifferings, stellvertretender Vorsitzender der TG Hinterhausen/Büdesheim, erklärt: "In Büdesheim betrifft es nur eine Waldinsel von 400 Hektar, wobei alles Privatwald ist." Schifferings wertet es als Vorteile, dass die Wege jetzt in Gemeindehand kommen und gleichzeitig neue Wanderwege geschaffen werden. Auch für die Holzvermarktung sieht er Vorteile: "Wenn man das geschlagene Holz kilometerweit rücken muss, rechnet sich der Verkauf nicht mehr." Bisher wurden auf der Büdesheimer Gemarkung fünf Kilometer und auf der Hinterhausener vier Kilometer neue Wege gebaut. Das verschlang 300 000 Euro der insgesamt 1,4 Millionen Euro Verfahrenskosten. Je Verfahren sollen 25 Kilometer neue Wege gebaut werden. In Lissingen kosteten die bisher gebauten sieben Kilometer 200 000 Euro der insgesamt 1,2 Millionen Euro. Bei beiden Verfahren gibt es erhebliche Unterschiede. DLR-Bauingenieur Helmut Jüngels erklärt: "Im Lissinger Wald haben wir eine ganz schwierige topografische Lage mit großen Schluchten und steilen Hängen. Auf Büdesheimer Seite ist es ebener, aber dafür ist der Unterbau wesentlich problematischer zu bearbeiten." Für die Vorsitzenden ist es trotzdem wichtig, an einem Strang zu ziehen. Heinz Koßmann, Vorsitzender TG Hinterhausen/Büdesheim, meint: "Die drei Orte sind miteinander verzahnt. Auch bei den Eigentumsverhältnissen." Zur TG Lissingen gehören 450 Grundbesitzer und zur TG Hinterhausen/Büdesheim 350. DLR-Projektleiter Hack: "Die Strukturprobleme hören ja nicht an Gemeinde- oder Kreisgrenzen auf. Die drei Orte brauchten dringend eine agrar-strukturelle Entwicklungsplanung." Kleine Parzellen seien nicht mehr zeitgemäß für die moderne Landwirtschaft. Nach der Flurbereinigung seien 80 Meter Feldfurchen passé und 300 Meter der Durchschnitt. Leuwer freut sich: "Wir haben in Lissingen keinen Vollerwerbslandwirt mehr. Dann bekommen wir künftig unser Land besser verpachtet als vorher." Bewirtschaftete Landschaft statt brachliegende Flächen ist das Ziel der neuen Bodenordnung. Der Wegebau für die zwei Verfahren wird erst in drei bis vier Jahren abgeschlossen sein. Für die Grundbesitzer bleibt eine Eigenbeteiligung von 15 Prozent an den Kosten. Sie kommen günstiger weg als andere im Bund. Vicktorius erklärt: "Weil die Eifel wegen der Topografie und dem Klima ein landwirtschaftlich benachteiligtes Gebiet ist, gibt es ein paar Prozent mehr Förderung." Weitere Informationen zur Bodenordnung allgemein oder zu den laufenden Verfahren stehen im Internet unter www.dlr-eifel.rlp.de.

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