Alles andere als Erholung

GEROLSTEIN-HINTERHAUSEN. Mit massiven Vorwürfen geht Hans Krings gegen die Gerolsteiner Verwaltung vor. Über rechtswidrige Änderungen des zweiten Bauabschnitts des Ferienparks Hillenseifen im Stadtteil Hinterhausen resultiere ein finanzieller Vorteil von knapp einer Million Euro für den holländischen Investor. Krings hat gegen Klaus Jansen, Leiter der Bauabteilung, Dienstaufsichtbeschwerde erhoben und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Die Gerolsteiner Verwaltung weist alle Vorwürfe zurück.

"Hier, die Trierer Staatsanwaltschaft hat mir schon das Aktenzeichen 2010 JS 015669/06 mitgeteilt", triumphiert Hans Krings. Der 78-jährige Bauingenieur aus Leichlingen kennt den Ferienpark Hillenseifen aus dem Effeff. Er war vor 20 Jahren als Projektleiter bei der Firma Hochtief für die weitere Erschließung des Ferienparks zuständig. 73 Häuser standen schon, weitere 50 sollten im zweiten Bauabschnitt gebaut werden. Doch soweit kam es nicht. Es blieb bei der Erschließung und dem Bau von zwei Musterhäusern, wovon eines Krings' Tochter gehört. Nach Hochtief kamen ein neuer Investor und dann noch einer, die niederländische Firma Hofstate Vastjoed. Seit 2002 wurden 15 Ferienhäuser gebaut. Krings wirft der Gerolsteiner Verwaltung vor, die Baugenehmigungen dafür vorsätzlich entgegen gültigem Recht erteilt zu haben. Jansen hält dagegen: "Die Genehmigungen wurden einzeln geprüft und mit Zustimmung der Stadt erteilt. Dabei wurden die Möglichkeiten des rechtskräftigen Bebauungsplans voll und ganz berücksichtigt." Einzelhäuser statt Doppelhäuser

Das lässt Krings nicht gelten: "Im B-Plan sind Doppelhäuser vorgeschrieben, und jetzt stehen Einzelhäuser da." Seit Januar 2006 ist der ehemalige B-Plan sowieso überholt, weil eine Änderung rechtskräftig wurde. Von allen städtischen Gremien abgesegnet. Jansen erklärt: "Im bisherigen Zuschnitt wären die Häuser nicht zu vermarkten gewesen, und die Stadt will, dass die Häuser gebaut und verkauft werden, deshalb wurde der B-Plan geändert." Danach gelten neue so genannte Baufenster, also bebaubare Grundstücksflächen. "Wie in jedem üblichen Neubaugebiet obliegen die Grenzen jetzt dem Nachbarschaftsrecht", sagt Jansen. Krings gibt sich damit nicht zufrieden und hat ausgerechnet, dass mit der Änderung ein "geldwerter Vorteil für den Investor von 916 300 Euro" einhergeht. Krings fragt: "Welche Beweggründe muss ein Beamter der Stadt Gerolstein haben, um derartige Entscheidungen zu fällen?" Weiterhin sorge er sich mit Blick auf den Investor, "dass hier jemand nur die schnelle Mark macht, das Geld dann in den Kofferraum packt und verschwindet, wie schon bei der vorherigen Firma im Jahr 2003 passiert". Neben den angeblich rechtswidrigen Baugenehmigungen prangert Krings die Rodung des Geländes an. Er schimpft: "Während der Brutzeit der Vögel wurde im Mai und Juni der gesamte Laubwald abgeholzt." Dabei hätten je Baugrundstück, laut Punkt vier der "grünordnerischen Festsetzungen", zehn Bäume stehen bleiben müssen. Auf dem Areal des künftigen Spielplatzes hätte der Baumbestand komplett erhalten bleiben müssen. Hofstate machte aber tabula rasa. Jansen: "Es ist eine Katastrophe wie es da jetzt aussieht, aber nur das Areal des Spielplatzes wurde rechtswidrig abgeholzt." Der Investor müsse in diesem Frühjahr als Ersatz Laubbäume pflanzen. Krings ließ als Bevollmächtigter seiner Tochter über Leverkusener Anwälte am 27. Januar gegen Jansen eine Dienstaufsichtsbeschwerde los. "Weil so viele Dinge, die von öffentlichem Interesse sind, ich nicht für mich behalten will, habe ich am 14. März auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet", erklärt er. Ebenfalls am 14. März diktierte Bürgermeister Matthias Pauly seine ausführliche, dreiseitige Antwort, wonach er keinerlei Fehlverhalten des Fachbereichsleiters Jansen sehe und deshalb auch keine Sanktionen gegen ihn einleiten werde. Die Kommunalaufsicht sehe das ebenso, ließ Pauly später verlauten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch. Krings war in der Zwischenzeit aber nicht untätig. Vielen Stadträten und Fraktionsvorsitzenden hat er die Örtlichkeit gezeigt und seine Sichtweise dargelegt. Jansen sieht derweil den staatsanwaltlichen Ermittlungen gelassen entgegen und meint: "Wir sind eine Baugenehmigungs- und keine Bauverhinderungsbehörde."

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