"Alles wird anonymer"

KELBERG/DAUN. Im Zuge der geplanten Neuorganisation im Bistum Trier wird die Zusammenlegung der Dekanate Kelberg und Daun in Erwägung gezogen. Die Idee trifft vor Ort nicht auf uneingeschränkte Gegenliebe.

"Ecclesia semper reformanda": Peter Alt stellt das Wort von der sich stets zu erneuernden Kirche seinen Überlegungen zu einer möglichen Fusion der Dekanate Kelberg und Daun voran. Der 38-Jährige ist seit 1995 Pastor der Pfarreien Retterath und Uersfeld im Dekanat Kelberg, vor zweieinhalb Jahren wurde er Dechant. Zu seinem Dekanat gehören neun Pfarreien, die in drei Seelsorgeeinheiten von drei Pastören und einem Pastoralreferenten betreut werden. Das Dekanat zählt etwa 7800 Katholiken."Formen und Strukturen ändern sich, die Wahrheit bleibt", betont Dechant Alt. Nun sei die Zeit für Veränderungen im Bistum Trier offenbar da, und er selbst sei grundsätzlich offen für Neues. "Wir Priester befürchten aber, dass in Zukunft noch mehr Zeit als bisher drauf geht für Fahrten zu den verstreut liegenden Pfarreien und zu entfernt anberaumten Sitzungsterminen mit den Gremien", räumt Peter Alt ein.Fraglich sei zudem, wie weit Laien nach einem Zusammenschluss noch bereit seien, sich zu engagieren. "Den Ehrenamtlichen wird immer mehr zugemutet", mahnt der Dechant. Er befürchte, dass die Einheiten unüberschaubarer und damit unpersönlicher werden. "Jetzt kenne ich meine Leute noch persönlich, und die Gespräche tun uns gegenseitig gut", erzählt er. Das werde in großen Dekanaten wohl nicht mehr möglich sein. Ihm und vielen anderen Kirchenleuten sei zurzeit noch nicht klar, wem die Bistumspläne Vorteile und Erleichterungen bringen könnten.Das Ziel der geplanten Reform ist auch für Werner Rieder aus Uess noch nicht deutlich erkennbar. Wie Dechant Alt befürchtet der Dekanatsratsvorsitzende, dass es Einbrüche im Ehrenamt geben wird. "Alles wird anonymer, und gerade die kleinen Pfarreien geraten ins Hintertreffen", meint er.Von der Angst mancher Pfarrgemeinden, ihre Selbstständigkeit zu verlieren, weiß auch Ludwig Gödert, 59 Jahre alt und seit 1994 Pfarrer in Daun (St. Nikolaus) und Neunkirchen (St. Anna) und seither auch Dechant. Sein Dekanat besteht aus 16 Pfarrgemeinden mit rund 11 000 Katholiken. Neben Gödert gibt es fünf Pastöre, drei Ruhestandsgeistliche und einen Krankenhausseelsorger sowie zwei Pastoralreferenten und zwei Gemeindereferenten.Mehr Informationen gewünscht

Der Dauner Dechant erklärt, dass die Information der Gruppen und Gremien für ihn an erster Stelle stehe. "Manche Entwicklungen, die jetzt ihren Lauf nehmen, standen schon im Plan 2005, über den hier ohnehin alle im Bilde sind", erinnert Gödert.Er warnt aber gleichzeitig davor, gut funktionierende gehende Strukturen einfach aufzugeben. Es dürfe jetzt keine Schnellschüsse geben, und es könne nicht sein, dass der Bischof strikt von oben nach unten bestimme.Neben der Information und der Diskussion muss nach Gödert auch ein Bewusstseinsprozess angestoßen werden, "über die Aufgaben, Rechte und Pflichten eines mündigen Christen". Mehr Informationen erhofft Ludwig Gödert sich von der Priesterratssitzung am 6. Februar, an der er als Vertreter der Priester der Region Westeifel teilnimmt.Der Dauner Dekanatsratsvorsitzende Michael Drockur bemängelt an den Bistumsplänen, dass die inhaltliche Seite zu wenig berücksichtigt werde. "Es sieht so aus, als sei es eine Reform aus rein wirtschaftlichen Erwägungen". Zudem sei das straffe Zeitkorsett problematisch.

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