Als es noch sprudelte im Kylltal

BIRRESBORN. Holz und Lohe (Eichenrinde) sowie Vulkangestein und vor allem Mineralwasser waren in der Vergangenheit die Haupterwerbszweige und Einnahmequellen in Birresborn. Heute sprudelt nichts mehr, nur noch der Basaltabbau ist – wenn auch in eingeschränktem Maß – geblieben.

Das wohl dunkelste Kapitel der Geschichte Birresborns ist gerade einmal anderthalb Jahre her: Am 11. November 2003 stellte der Birresborner Phönix-Sprudel wegen Verunreinigung zweier seiner Quellen seine Produktion nach mehr als 90 Jahren ein und schloss die Pforten. 25 Menschen, viele davon aus Birresborn selbst, verloren wie aus heiterem Himmel ihre Arbeit. "Das trifft mich auch heute noch sehr hart", sagt Ortsbürgermeister Josef Bach. Nicht primär wegen der fehlenden Gewerbesteuereinnahmen fürs Dorf, sondern wegen der Arbeitsplätze, dem dörflichen Leben und dem Imageverlust. "Der Name Phönix-Sprudel war es doch, der Birresborn bekannt gemacht hat. Außerdem war es geschmacklich das beste Wasser, das es gab", sagt Bach. Zudem seien sowohl die Gemeinde als auch die Vereine immer wieder vom Betrieb unterstützt worden. All das hat ein jähes Ende gefunden. Einige Jahrzehnte früher hat bereits der andere Sprudelbetrieb im Dorf, der Birresborner Mineralbrunnen, der im Bereich der Lindenquelle produziert hat, dicht gemacht. Nach Jahren des Leerstands wurde 1980 das Betriebsgebäude abgerissen, der Quelltempel aber Jahre später sehenswert restauriert. Bereits in der Römerzeit wurde das Wasser der Lindenquelle getrunken, seit 1721 wurde von dort das "Birresborner-Sauer-Wasser" exportiert - in den legendären Steinkrügen. Im großen Stil wurde der Mineralwasservertrieb aber erst mit der Eröffnung der Bahnlinie Köln-Trier im Jahr 1871 betrieben - vorerst bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs. Zwei Jahre zuvor, 1912, wurde nach dem Fund einer weiteren Quelle im Dorf und deren Verrohrung der Phönix-Sprudel gegründet. Weil nach dem Zweiten Weltkrieg die Nachfrage durch die beiden Birresborner Quellen aber nicht mehr gedeckt werden konnte, wurde gebohrt. So kam 1958 die "Adonis-Quelle" hinzu, die Heilwasser zu Tage förderte sowie 1979 die "Aphrodite-Quelle", die leicht schwefelhaltiges Wasser führte. An die Zeit der beiden Birresborner Sprudelbetriebe erinnert sich auch Ortsbürgermeister Bach noch gut, die Frage nach seinem geschmacklichen Favoriten aber beantwortet er diplomatisch: "Die haben mir beide gut geschmeckt." Wenngleich: "Das Apfelsinchen vom Mineralbrunnen habe ich schon sehr gerne als Jugendlicher gemocht." Nicht so sehr hingegen, bei Aushilfsarbeiten die mit den Limo-Fläschchen beladenen Holzkisten zu tragen. "Die waren schwer wie Blei, daher habe ich das Trinken dem Schleppen auch immer vorgezogen", erinnert sich Bach. Harte Arbeit in den Steinbrüchen

Hart arbeiten mussten früher auch die Leute in den Birresborner Steinbrüchen: Im 18. und 19. Jahrhundert wurden am Fischbachvulkan und am Kalem in zahlreichen Brüchen Mühlsteine für die Gerbereien der Eifel und in den Ardennen gewonnen. Auch in Birresborn spielten diese über viele Jahrzehnte eine bedeutende Rolle, da etliche Familien von der Gewinnung der Lohe aus den Eichenniederwäldern rund ums Dorf lebten. Der Spitzname "Lohkneppel", der den Birresbornern anhängt, rührt daher und ist auch dem Umstand zu verdanken, dass es die Birresborner auf Festen früher gerne auch mal "rund" gehen ließen, wie Josef Bach berichtet. Nach dem Niedergang der Gerbereien zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde nicht zuletzt dank des Ausbaus der Straßen sowie der Bahnlinie der Basaltabbau auf Kalem industriell betrieben - bis heute. Vor allem wegen seiner hohen Dichte und besonderen Druckfestigkeit wurde und wird der Birresborner Basalt geschätzt. Damit hat diese Sparte sogar den Haupterwerbszweig, die Mineralwassergewinnung, überlebt. Und dennoch wird diese auch in Zukunft für das Dorf prägend bleiben. Schließlich wurde der Ort 753 nach Christus erstmals urkundlich als "Birgisburias" erwähnt. Und das bedeutet: guter Born.

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