Arbeiten mit Senioren im Altersheim - 200 Jugendliche machen bei Aktionswoche in der Region mit

Daun/Gerolstein/Kelberg/Traben-Trarbach · Raus aus der Schule, rein in die Praxis: Junge Menschen lernen im Altenheim die Arbeit mit Senioren kennen.

 Einer der vier Standorte war das von Lilly Lindner (hinten links) geleitete Regina-Protmann-Stift in Kelberg – hier Bewohner und Teilnehmer mit der Betreuungsfachkraft Petra Disch (hinten rechts). TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Einer der vier Standorte war das von Lilly Lindner (hinten links) geleitete Regina-Protmann-Stift in Kelberg – hier Bewohner und Teilnehmer mit der Betreuungsfachkraft Petra Disch (hinten rechts). TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Wo sonst im Erdgeschoss des Regina-Protmann-Stifts Café-Betrieb herrscht oder sich der Chor der Bewohner trifft, stehen jetzt Pflegebett, Tuchlifter, Rollstuhl und Rollator zur Demonstration. Drum herum: Mädchen und Jungen aus den neunten und zehnten Klassen der Realschulen plus Kelberg und Nachtsheim (Kreis Mayen-Koblenz).
Sie sind Teilnehmer an der Aktionswoche Altenpflege, sie interessieren sich für einen Beruf aus diesem Bereich. So wie Vanessa Gäb, Lena Theisen und Enrico Zink. "Wir wünschen uns einen Beruf, bei dem wir direkt mit dem Menschen zu tun haben", sagen die drei übereinstimmend.
Nun starten Vanessa, Lena, Enrico und die anderen in Gruppen zu den fünf Stationen, die die Mitarbeiter des Stifts für sie vorbereitet haben. Sarah Blum weist die Schüler in die Behandlungspflege und den Ablauf eines Stationsalltags ein. Petra Hoffmanns Station heißt "Zeit zum Zuhören"; soll heißen: die Gruppe besucht einen Bewohner in seinem Zimmer, stellt ihm Fragen, hört zu, erzählt selbst. Um einen Austausch über Spielsachen aus früheren Zeiten in Gang zu bringen, hat Petra Disch eine Puppe, einen Teddybären und Glasmurmeln mitgebracht, und die Besucher erfahren von den Bewohnern, wie es um Spielen und Spielzeug in den eher kargen Zeiten ihrer Kindheit bestellt war. "Ich habe mit 21 Jahren mein erstes Fahrrad bekommen. In dem Alter haben heute schon alle ein eigenes Auto", erzählt ihnen eine Seniorin. "Backen wie zuhause" - nämlich Apfelwaffeln - heißt die Devise an der Station, die von Gisela Göbel und Lilli Ziegler betreut wird. "Ich fühle wie du" lautet das Motto an der Station, an der die Jugendlichen Selbsterfahrungsübungen machen, angeleitet von Tanja Zirbes und Sylvia Lukas von dem in Kelberg ansässigen Pflegedienst "ambulant Eifel".
"Diese Aktionswoche ist einmalig in Rheinland-Pfalz", bringen es Susanne Arenz und Alexander Hack vom Bundesfamilienministerium auf den Punkt. Sie begleiten das Projekt seit seiner Premiere vor vier Jahren und erklären: "Es wird immer größer und professioneller." Bei aller zusätzlichen Arbeit, die die Aktionswoche mit sich bringt, ist auch Lilly Lindner von dem Konzept und dem Nutzen überzeugt. "Wir haben zurzeit zwar noch keinen Notstand an Pflegepersonal, aber wir müssen an die Zukunft denken, und deshalb beteiligen wir uns gerne an der Aktionswoche", sagt die Leiterin des Regina-Protmann-Stifts.
Um die 200 Jugendliche und junge Erwachsene haben sich nach Auskunft von Hermann-Josef Melchiors, Leiter der Pflegeschulen Maria Hilf in Daun, an der Aktionswoche mit 15 Kooperationspartnern und an vier Standorten beteiligt (siehe Info). Zudem kamen zur Podiumsdiskussion zum Auftakt 160 Besucher in das Forum Daun. "Auch wenn es Monate der Vorbereitung kostet und viel Aufwand für alle Beteiligten bedeutet", räumt Melchiors ein - "ich gehe davon aus, dass es nächstes Jahr wieder eine Aktionswoche gibt." Diese sei nicht nur wertvoll für die Berufsorientierung.
Der Austausch von Mitarbeitern aller Einrichtungen der Altenpflege - allein im Landkreis Vulkaneifel gibt es über 20 davon - wirke sich positiv auf die Arbeit und die Ausbildung aus, betont der Schulleiter. "Wichtig ist aber, dass die allgemeinbildenden Schulen auch dahinter stehen, indem sie ihre Schüler entsprechend informieren und den Besuch an den Aktionstagen ermöglichen", sagt er.
AKTIONSWOCHE AN VIER STANDORTEN

Extra

Standorte waren am Regina-Protmann-Stift in Kelberg, am Seniorenhaus Regina Protmann in Daun, am Maternus-Stift am Auberg in Gerolstein und am Ida-Becker-Haus in Traben-Trarbach. Unter Federführung der Pflegeschulen Maria Hilf Daun beteiligten sich als Kooperationspartner: ambulant Eifel/Pflegeteam Tanja Kracht, Ambulanter Pflegedienst Marion Schneider, Beratungsteam Altenpflege Ausbildung, Bundesagentur für Arbeit Trier, Caritas-Sankt-Katharina GmbH/Dienste für Senioren, Caritasverband Westeifel, Evangelisches Altenzentrum Ida-Becker-Haus, Haus Sonnental, Jobcenter, Landkreis Vulkaneifel, Maternus-Seniorencentren, Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz, Regina-Protmann-Stift, Seniorenhaus Regina Protmann, Verbandsgemeinde Daun.

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