"Arrogant, lächerlich, inkompetent"

DAUN/DOCKWEILER. Das Thema Maut bleibt auf der Tagesordnung. Nach der Kündigung des Vertrags mit Toll Collect durch die Bundesregierung ist die Zukunft offen - zum Ärger der Spediteure. Sie beklagen fehlende Informationen und die defekten Mauterfassungs-Systeme.

Wenn Spediteur Hans-Josef Gräfen auf die Maut angesprochen wird, kommt der angestaute Ärger hoch. Mit der Maut wäre er einverstanden, da sie mehr Gerechtigkeit auf Europas Straßen bedeute. Aber die Auswirkungen für das Transportgewerbe erachtet er als hart. Das Theater um die Einführung der Maut hat auch ihn verärgert. Mehrere Aktenordner mit Hinweisen, Mitteilungen und Straßenkarten zum Thema Maut hat er inzwischen angelegt. "Als das Thema heiß diskutiert wurde, dachten wir sogar, wir müssten eine Bürokraft dafür abstellen. Fünf Geräte haben wir 2003 in unsere Fahrzeuge eingebaut, drei davon funktionierten schon nach kurzer Zeit nicht mehr", sagt Gräfen, in dessen Fuhrpark 50 Fahrzeuge stehen. Was ihn aber noch mehr ärgert, ist die "Arroganz" des Betreiberkonsortiums Toll Collect. "Wir haben verschiedene Veranstaltungen besucht, wo auch Vertreter von Toll Collect waren. Es wurde in beispiellos arroganter Art auf unsere Fragen geantwortet." Seine Kritik: Während der Strafenkatalog detailliert formuliert worden sei, habe es keine Hilfsangebote für Problem-Lösungen gegeben. Durch den ausbleibenden Start der Maut summierten sich die Einnahmeausfälle des Staats im Jahr 2003 auf 625 Millionen Euro, für das Jahr 2004 werden 2,8 Milliarden Euro prognostiziert. Nicht auszuschließen sind Auswirkungen auf Bauprojekte, die mit den Mauteinnamen finanziert werden sollten. Dies jedoch bestreitet die Bundestagsabgeordnete Elke Leonhard (SPD) auf Anfrage des TV . "Das Verkehrsministerium ist sicher, dass der Ausfall der Maut nicht auf Kosten der Infrastrukturmaßnahmen geht. Derzeit überprüft das Ministerium Maßnahmen zur Überbrückung dieser Ausfälle. Verkehrsminister Manfred Stolpe hat noch einmal bestätigt, dass die Mautausfälle auf langläufige Projekte keine Auswirkungen haben werden". "Toll Collect ist eine Blamage hoch drei für unser Land geworden. Was die sich erlaubt haben, ist schlichtweg unerträglich", sagt Hans Ludwig, Spediteur aus Dockweiler. Zehn so genannte "Onboard Units", also Mauterfassungsgeräte, hatte der Unternehmer von einer lizenzierten Werkstatt für 300 Euro pro Stück einbauen lassen. Sieben davon funktionierten aber nicht. Für die Mautgebühr hat auch Ludwig Verständnis, obwohl sie ihn rund eine halbe Million Euro pro Jahr kosten wird: "Die Maut ist eine vernünftige Lösung, wenn sie gerecht eingesetzt wird. Da müssen wir Spediteure mit leben."Forderung nach anderem Vertrag

Auch Rudolf Müller, Geschäftsführer der Mehrener Spedition mit 50 Fahrzeugen, ist nicht gut auf Toll Collect zu sprechen. "Wir hatten drei Fahrzeuge mit Mauterfassungsgeräten ausgerüstet, aber keins davon hat funktioniert. Was man sich da erlaubt hat, ist lachhaft und gleichzeitig inkompetent gewesen. Das Verkehrsministerium hätte in der Anfangsphase einen anderen Vertrag aushandeln müssen." Für die Spedition bedeutet das Aus von Toll Collect, dass Investitionen von rund 3000 Euro nicht getätigt werden müssen. Außerdem hätte man im Falle der Mautgebühr Preiserhöhungen von etwa zwei Prozent bei den Verladern durchsetzen können. "Der größte Hohn ist aber, dass die Bundesregierung sich überhaupt für dieses Projekt entschieden hat, das den Steuerzahler jedes Jahr Geld kostet", resümiert Rudolf Müller.

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