Auch 40 Jahre später unvergessen - Mann besucht Lebensretter aus der Kindheit

Uersfeld · Vor beinahe 40 Jahren rettete Hans Ferdinand Möseler in seiner damaligen nordrhein-westfälischen Heimat einem siebenjährigen Jungen das Leben. Danach verlor sich der Kontakt - bis zum vorigen Jahr. Vor kurzem trafen sich Möseler (63) und der heute 46-jährige Stefan Schwick in Uersfeld (Verbandsgemeinde Kelberg). Und wollen sich nun nicht mehr aus den Augen verlieren.

 Rettete vor beinah 40 Jahren einem Siebenjährigen das Leben: Hans Ferdinand Möseler, in der Hand die Zeitungsartikel von damals. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Rettete vor beinah 40 Jahren einem Siebenjährigen das Leben: Hans Ferdinand Möseler, in der Hand die Zeitungsartikel von damals. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Uersfeld. Wann auch immer Hans Ferdinand Möseler in all den Jahren seit jenem Tag Ende März 1976 von einer Lebensrettergeschichte hörte, kam die Erinnerung hoch. Wie er als jung-verheirateter 25-Jähriger mit seiner hochschwangeren Frau einen Spaziergang an einem Baggersee am Rand des Troisdorfer Stadtteils Sieglar machte. Das junge Paar wohnte im Nachbarort Mondorf, Möseler war Berufsfeuerwehrmann in Köln. Der Baggersee sei entlang des Spazierwegs eingezäunt gewesen, erzählt er nun dem Trierischen Volksfreund.In letzter Sekunde


An einer Stelle sei ein Loch im Zaun gewesen, und dort habe ein Kinderfahrrad gelegen. "Da hörten wir Geplätscher und ängstliches Rufen", erinnert er sich. "Und mir war sofort klar, dass hier jemand in höchster Not war", erzählt er.
Das Loch im Zaun sei für ihn zu klein zum Durchklettern gewesen, der Zaun selbst zu locker, um daran hoch- und hinüberzuklettern.
Möseler rannte los, bis er an eine Öffnung kam, und entdeckte das um sich schlagende und immer mehr im Wasser versinkende Kind. Es sei schwierig gewesen an es heranzukommen, schließlich sei es eine Bergung in letzter Sekunde gewesen.
Seine Frau und er packten den Jungen in seinen Mantel und brachten ihn zu ihrem etwa ein Kilometer entfernt geparkten Auto. "Der nächste Kraftakt", beschreibt Hans Ferdinand Möseler die Erinnerung an das Tragen des völlig erschöpften Stefan Schwick, der an dem See gespielt hatte und dabei auf dem lockeren Kies abgerutscht und ins Wasser gefallen war.
Die Eltern hätten ihr Kind dann ins Krankenhaus gebracht und ihm noch am selben Abend mitgeteilt: "Schock, starke Unterkühlung, ansonsten fit!". Die Lebensrettung machte die Runde in der Region und gelangte in mehrere Zeitungen. Stefan Schwick und seine Eltern gratulierten Möselers einen Monat später noch persönlich zur Geburt ihrer Tochter. Dann verlor sich der Kontakt zwischen Retter und Gerettetem - zumal die junge Familie Möseler 1979 in die Vulkaneifel zog, nach Kelberg.Kontakt übers Internet


Inzwischen ist der dreifache Familienvater und sechsfache Großvater Hans Ferdinand Möseler Rentner und lebt in Uersfeld. Und genau hier machte ihn im vorigen Jahr Stefan Schwick ausfindig - über das Internet und Möselers Sohn Markus. "Ich bin aus allen Wolken gefallen", erinnert Möseler sich noch gut an die erste telefonische Kontaktaufnahme durch Stefan Schwick. Vor kurzem war das Wiedersehen. "Ich habe mich riesig gefreut, und das Wiedersehen war sehr bewegend", sagt Möseler.
Zum Kaffee gab es eine von Schwicks Tochter gebackene Torte in der Form des Sieglarer Baggersees. "Wir haben uns versprochen, dass wir nun immer in Kontakt bleiben", erklärt der Lebensretter. Und sagt: "Wer hätte das gedacht, dass die Geschichte von damals noch einmal Aufmerksamkeit erfährt." bb

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