Auf der Matte einander näher kommen

GEROLSTEIN. Champion als Hoffnungsträger: Jurij Makarov (31), kasachischer Meister im Freistilringen, will in Gerolstein ab September eine Ringergruppe für Jugendliche gründen. Neben dem Sport steht für ihn die Integration im Mittelpunkt.

"Wenn ich ein Ziel vor Augen habe, dann muss ich auch dafür trainieren, und zwar mit Disziplin, sonst erreiche ich es nicht: Das gilt im Sport und im Leben." Mit treffenden Worten beschreibt Jurij Makarov, worum es ihm geht. Klar, vordergründig ums Ringen, "das mein Leben ist, denn seit der ersten Klasse bis heute habe ich dafür trainiert - zeitweise mehrmals täglich, sieben Tage die Woche." Das war, als er noch in Kasachstan lebte und alle paar Wochen quer durch die Sowjetunion reiste, um Meisterschaftskämpfe zu absolvieren. Und in Kasachstan, wo "Ringen, Boxen, ja der Kampfsport allgemein Volkssport wie hier Fußball ist", ist Makarov nach eigener Auskunft zwei Mal Landesmeister in seiner Alters- und Gewichtsklasse geworden: 1986 und 1992. Zuletzt hat Makarov, der seit vier Jahren in Deutschland lebt, für Koblenz-Metternich in der Regional- und dann für Koblenz-Karthause in der Oberliga gerungen. "Nach dieser Saison ist Schluss: Dann widme ich mich der Gruppe in Gerolstein", sagt der 31-Jährige, der mit Caritas-Streetworker Guido Hannawald auf der Suche nach einer Halle ist. Zwei bis dreimal die Woche soll trainiert werden. Doch um Sport geht es dem Ex-Champion nicht ausschließlich. "Ich mache das auch, damit die Jugendlichen was zu tun haben und nicht auf der Straße rumhängen", sagt Makarov, der feststellt, dass die Kriminalität unter jugendlichen Aussiedlern zunimmt. "Auch dagegen möchte ich angehen. Die Jugendlichen sollen die Möglichkeit haben, ihre überschüssige Energie und auch ihre Aggressivität in geregelten Bahnen abzubauen", sagt der Vorzeigesportler-Sportler und betont im gleichen Atemzug: "Ohne Disziplin geht bei mir aber nichts." Unter den jugendlichen Aussiedlern hat sich die Kunde bereits verbreitet, die ersten Interessierten stehen auf der Matte. So der 21-jährige Oleg Gontschar, der seit elf Jahren in Gerolstein lebt. Er sagt: "Ringen ist in Kasachstan der Trendsport, und daher will ich das Kämpfen auch lernen." Zudem würden das seine Eltern befürworten. Gleiches berichtet Waldemar Luja (21), der davon überzeugt ist, dass das Angebot ein Erfolg wird: "Die Eltern finden das gut, und die Jugendlichen werden kommen, wenn die in dem Zeitungsbericht erst einmal sehen, was der Makarov für einer ist." Auch Streetworker Hannawald ist euphorisch: "Das Angebot ist wie ein Sechser im Lotto." Seine Zuversicht gründet sich auf mehrere Punkte. Er sagt: "Ringen ist in Kasachstan Volkssport, und Makarov ist nicht nur Kasache, sondern auch ein Champion. Das macht neugierig und sorgt dafür, dass die Hemmschwelle, mal vorbeizuschauen, niedrig ist." Wer unter Jurij Makarov trainieren möchte, soll sich unter Telefon 06592/95730 oder 0160/90528719 melden.

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