"Auf jeden Fall Herzblut und Zeit"

HILLESHEIM. Ein Wechsel steht bevor: Zum 1. Juli scheidet Karl-Josef Wiesner nach einem Jahr als Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Hillesheim aus. Die Suche nach einem Nachfolger, dessen Arbeitszeit von zehn auf 25 Wochenstunden erhöht wird, dauert bis zum letzten Tag.

Ihm fällt der Abschied sichtlich schwer, "doch jetzt hat meine Ausbildung erst einmal Vorrang", sagt Karl-Josef Wiesner, der zunächst nur als "Übergangslösung" bis Ende 2003 vorgesehen war, sich aber zu einer Verlängerung hat überreden lassen - und für alle Kinder und Jugendlichen schlicht "der Kalle" ist. Der scheidende Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Hillesheim, der den Job noch bis Ende Juni macht und sich dann voll und ganz seiner Erzieher-Ausbildung in Köln widmet, zieht positive Bilanz nach einem Jahr. Der 30-Jährige ist auf 400-Euro-Basis - das bedeutet zehn Stunden pro Woche - beschäftigt. "Vieles ist angeleiert worden und man kann darauf aufbauen. Mein Nachfolger wird es einfacher haben als ich", sagt der ehemalige Soldat. Allen voran nennt er den Aufbau des Jugendhauses in Hillesheim sowie die "Vernetzung mit anderen Organisationen und besonders die Zusammenarbeit mit den Jugendhäusern in Daun und Gerolstein sowie mit Jugendpfleger Kurt Laux. Das läuft mittlerweile sehr gut." Als Beispiel führt er das Sommer-Zeltlager am Kronenburger See an, das gemeinsam mit der Jugendhaus in Daun veranstaltet wird. Allein der Personalmangel und die begrenzte Zeit machten eine effiziente Zusammenarbeit notwendig, so Wiesner. Apropos Zeit. Wenn das Gespräch auf dieses Thema gelenkt wird, wirkt Wiesners Lächeln gequält. Er sagt: "Das hat nie funktioniert." Aus den vereinbarten zehn Wochenstunden sind nicht selten 25 geworden, worunter wiederum sein Familienleben gelitten hat. Und auch für die Zukunft wagt er eine Prognose: "Auch die 25 Stunden werden bei weitem nicht reichen. Für Hillesheim bräuchte man zwei Vollzeitkräfte: eine als ständigen Ansprechpartner im Haus der Jugend und eine für die Betreuung der Jugend in den Dörfern." Denn gerade, weil in der Vergangenheit so oft die Ansprechpartner gewechselt hätten, sei es gut nachzuvollziehen, dass die Jugendlichen kein Vertrauen aufgebaut hätten."Dann ist nicht gerade Kontinuität gewährleistet"

Aus diesem Grund ist Wiesner auch gegen die von der Jungen Union ins Gespräch gebrachte Idee, dem Halbtagsjugendpfleger einen Absolventen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) zur Seite zu stellen. Wiesner: "Dann ist ja gerade die Kontinuität nicht gewährleistet." Der permanente Ansprechpartner aber wiederum sei gerade in dem seines Erachtens nach zentralen Thema für die Zukunft von Bedeutung: Prävention. Wiesner: "Wenn ein Jugendlicher mit immer einem anderen Ansprechpartner zu tun hat, baut er doch kein Vertrauen auf." Gerade das sei aber wichtig, weil viele Eltern keine Ahnung hätten, was ihre Kinder so machten und was sie bewege und viele Jugendliche überhaupt keinen Draht mehr zu ihren Eltern hätten. Beispiel Alkoholkonsum. "Es ist schon Wahnsinn, was Jugendliche auf Veranstaltungen trinken, und wie selbst 13-Jährige an Alkohol kommen", sagt Wiesner, der besonders die so genannten Alcopops für gefährlich hält. Der 30-jährige Familienvater meint: "Viele Eltern unterschätzen das." Das gelte auch für den Konsum anderer Drogen. Wiesner appelliert: "Man muss jetzt, nachdem einiges auf die Beine gestellt wurde, dran bleiben." Und seine Aussage "Ich wohne ja weiterhin in Kerpen, bin also nicht aus der Welt" zeigt, dass seine Tätigkeit im vergangenen Jahr mehr als nur ein Job für ihn war. So mischen sich Freude und Wehmut kurz vor seinem Ausscheiden: "Der Job hat mir riesig Spaß gemacht, es ist einiges aufgebaut worden, und auch ich habe - nicht zuletzt von den Jugendlichen - viel dazu gelernt: nämlich, dass es oft sinnvoll ist, nicht sturköpfig der ach so tollen Theorie zu folgen, sondern sich auf die Ideen der anderen einzulassen. Da kam von den Jugendlichen viel Konstruktives." Das Haus der Jugend in Hillesheim (Telefon 06593/208947) ist geöffnet montags, mittwochs und donnerstags von 15 bis 18 Uhr sowie dienstags und freitags von 15 bis 20 Uhr. Karl-Josef Wiesner ist erreichbar unter Telefon 0173/3108836.

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