Auferstehung aus Ruinen

BORLER. Ein kleines Dorf macht sich auf in die Zukunft. Jahrzehntelang tat sich wenig in Borler, nun ist das Dorf eine Großbaustelle, denn alle Straßen werden erneuert. Bis Mitte 2006 wird sich das Aussehen des Orts grundlegend verändern.

Im 94-Einwohner-Dorf Borler (Verbandsgemeinde Kelberg) hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht viel getan. Vielleicht auch deshalb verließen viele Jugendliche und junge Familien das Dorf und zogen weg. Die Gemeinde geriet als ein Dorf ohne Zukunft in den Blickpunkt der Medien. Der Grund: In den vergangenen zehn Jahren hatte es in Borler keine Geburt mehr gegeben, es gibt einen übermäßig hohen Anteil von älteren Mitbürgern, niemand baute mehr, das Dorf präsentierte sich, was die Straßen und Außenanlagen betrifft, in einem Zustand wie in den 60er Jahren."In der Vergangenheit wurden viele Fehler gemacht, die man vielleicht nicht gemacht hätte, wenn man sich der Tragweite bewusst gewesen wäre", sagt Ortsbürgermeister Peter Franke.

Doch jetzt tut sich etwas: Nicht nur, dass im Frühjahr wieder ein Kind geboren wurde. "Borler ist ein Dorf im Aufbruch", verkündet Franke. Wegen des Kanalneubaus und der notwendigen Verlegung neuer Wasserleitungen mussten viele Straßen ohnehin aufgerissen werden. Das wurde für eine "Radikalsanierung" des Dorfs genutzt. Alle Straßen, auch die Nebenstraßen, werden seit Juni 2004 erneuert, was der Gemeinde gleichzeitig die Chance eröffnet, das Dorf zu verändern.

Und das wird genutzt. Die Hauptstraße wird schmäler, was kein Problem ist, da wenig Durchgangsverkehr besteht, und sie wird mit einer Begrünung und neuen einseitigen Gehwegen ausgestattet. Am Ortsrand wurde sogar noch ein Weg hinzugenommen, um für die Zukunft noch einige Baugrundstücke mit Kanal und Wasser zu versorgen. Franke: "Wir haben es uns nicht einfach gemacht und hin und her überlegt, ob wir das machen sollten. Aber wir werden in Zukunft kein Geld mehr für solche Dinge haben, deshalb war die Entscheidung richtig."

Auch der Spielplatz im Ort musste für zwei neue Bauplätze weichen, er wird aber in einer naturnahen Form einige Meter weiter neu gebaut. Einige Straßen sind inzwischen schon fast fertig. Zudem wurde ein Bachlauf offen gelegt, sodass der Bach nun sichtbar am neuen Spielplatz vorbeifließt. Zudem wird die Buswartehalle abgerissen und an anderer Stelle neu gebaut, und eine Infotafel soll Bewohner und Gäste über die Umgebung informieren.

Die Totalsanierung hat auch die Bürger angesteckt, obwohl sie am Anfang aus finanziellen Aspekten nicht bei allen auf Zustimmung stieß. "Manche Leute waren sauer auf mich, aber jetzt sagen doch die ersten, dass es richtig schön wird", freut sich Franke und fügt hinzu: "Was hier passiert, erstaunt mich, auch weil viele, von denen ich dachte, sie machen nichts, jetzt doch etwas getan haben." Erste gute Ansätze sind schon zu sehen. Achtlos über Jahre liegen gelassene Erdhügel wurden abgetragen, sandige Einfahrten und fast zugewachsene Wege sind gepflastert worden, uralte Mauern wurden eingerissen, und heranwachsendes Grün bedeckt die Stellen. Die Gemeinschaftsmaßnahme, die bis Mitte nächsten Jahres beendet sein soll, wird vom Kreis, den VG-Werken, der Gemeinde und den Anliegern getragen (siehe Hintergrund).

Wiederkehrende Beiträge, die auf vier Jahre verteilt wurden, sollen den Bürgern helfen, die finanzielle Last besser zu überbrücken. "Die ganze Dorfsanierung geht nur, wenn alle bezahlen. Ich weiß, dass es manche hart trifft, und es sehr schwer für sie wird. Aber angesichts der riesigen Baumaßnahme ist der Quadratmeteranteil sehr niedrig", sagt der Ortsbürgermeister.

Auch die Gemeinde verbraucht für die Maßnahme ihre Rücklagen. Als Folge der Zahlungen wollen nun manche Grundstücksbesitzer Bauplätze verkaufen, die lange ungenutzt waren: eine weiterer Chance.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort