Aus Gasthaus wird Bürgerhaus

Der ursprüngliche Plan, ein neues Bürgerhaus zu bauen, ist zugunsten der Umwandlung des Gasthauses Schüller aufgegeben worden. Die Gemeinde Steiningen hat das Anwesen gekauft und der Gemeinderat dem Entwurf des Architekten Roland Thelen zugestimmt.

 Aus alt mach neu: So sieht das alte „Gasthaus Schüller“ (großes Foto) momentan noch aus. Der Entwurf des Architekten Roland Thelen (eingeklinkte Skizze) zeigt, wie das daraus entstehende Bürgerhaus geplant ist. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Aus alt mach neu: So sieht das alte „Gasthaus Schüller“ (großes Foto) momentan noch aus. Der Entwurf des Architekten Roland Thelen (eingeklinkte Skizze) zeigt, wie das daraus entstehende Bürgerhaus geplant ist. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Steiningen. Die Umwandlung des Gasthauses in ein Bürgerhaus sei in mehrfacher Hinsicht die richtige Entscheidung für das 230-Einwohner-Dorf, sagte Roland Thelen vom Dauner Architekturbüro Krings und Thelen, als er seine Pläne bei einer Einwohnerversammlung vorstellte. "Ein Bürgerhaus gehört wie die Kirche mitten ins Dorf, und gleichzeitig wird leerstehende Bausubstanz genutzt", betonte er und verwies mit Blick auf die Notwendigkeit eines Gemeindezentrums auf die rege Vereinstätigkeit in Steiningen. Der Architekt zeigte Luftbild und Lageplan und stellte die Geschichte des Hauses vor (siehe Extra).

Der Entwurf sieht vor, dass der Saal und weitere Anbauten sowie ein Teil der Scheunenwände komplett abgetragen werden. Die Gaststube mit etwa 30 Plätzen soll erhalten bleiben, für größere Veranstaltungen wird in der ehemaligen Scheune Raum sein.

Als charakteristisch für das Dorfbild bleibt die Scheunentoröffnung als Fensteranlage erhalten. Über eine neue Treppe werden die Räume im Obergeschoss des Gasthauses erschlossen; dort soll ein Gruppenraum für die Jugend eingerichtet werden.

Ein Beitrag zur Dorferneuerung



"Ein Lob für diesen Beitrag zur Dorferneuerung", richtete Bauamtsleiter Matthias Brauns (Verbandsgemeinde Daun) an Ortsbürgermeister Reinhold Schäfer und den Gemeinderat. Die Gesamtkosten für die Umwandlung bezifferte er auf "fast eine halbe Million Euro".

Er erinnerte daran, dass es für einen Bürgerhaus-Neubau keinen Cent Zuschuss gegeben hätte. Ein Antrag auf Bezuschussung des Vorhabens sei bereits gestellt, und die Aussichten auf Gewährung im kommenden Jahr seien gut, sagte Brauns. Zur Reduzierung des Gemeinde-Anteils von 200 000 Euro sei Eigenleistung unabdingbar, ergänzte er. "Ich habe keine Bedenken, dass die Leute aus dem Dorf nicht mit anpacken", stellte Ortsbürgermeister Schäfer daraufhin fest - auch nicht bei dem neuen Feuerwehrgerätehaus, das mit Zuschuss aus den Brandschutzmitteln des Landes ans künftige Bürgerhauses angebaut wird.

"Bisher eher skeptisch", bezeichnete im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund der 24-jährige Mario Preis seine Einstellung zu dem Plan, aus dem Gasthaus ein Bürgerhaus zu machen. "Aber was ich heute gesehen habe, gefällt mir sehr", erklärt der Bürokaufmann, der in der Feuerwehr und im Sportverein seines Heimatdorfs ist, und er versichert: "Ich beteilige mich auf alle Fälle an den Arbeiten." Am meisten gespannt sei er auf die Meinung der Bürger gewesen, sagte der Ortsbeigeordnete Klaus Weber dem TV. "Immerhin kostet die Angelegenheit sehr viel Geld", meinte er.

Nun sei er zuversichtlich, dass die Steininger das Projekt unterstützten und der Zusammenhalt im Dorf noch größer werde.

Meinung

Chance fürs Dorf

Gut, dass sich die Steininger vom Vorhaben, ein neues Bürgerhaus zu bauen, verabschiedet haben, denn die frühere Devise "Jedem Dorf sein Bürgerhaus" hat sich längst überholt. In "fetten Jahren" wurde kräftig gebaut, kaum jemand schaute auf die Kosten - und vor allem nicht auf die Folgekosten. Daran tragen manche Gemeinden heute schwer. Für Steiningen ist der nun beschlossene Umbau richtig, ist er doch Chance und Herausforderung zugleich. Chance, weil das Dorf wieder einen zentralen Versammlungsort bekommt, und Herausforderung, weil die Bürger richtig mit anpacken müssen, will der Anteil der Gemeinde gestemmt werden. s.sartoris@volksfreund.deEXTRA Zur Geschichte: Das "Gasthaus Schüller" in der Meisericher Straße in Steiningen ist eine Gebäudegruppe, deren Zentrum das Gasthaus bildet und zu der westlich ein Saalanbau und östlich ein Ökonomiegebäude gehören. Der Bau des Hauses wird auf 1850 datiert, der Saal stammt etwa aus dem Jahr 1900. Danach wurden zahlreiche kleinere Um- und Anbauten vorgenommen. Das Gebäude steht in unmittelbarer Nähe des Festplatzes, der an der weit über die Grenzen des Dorfes hinaus bekannten Pferdesegnung an Ostern ins Blickfeld rückt. Über Jahrzehnte diente das Gasthaus als Veranstaltungsort für gesellschaftliche Anlässe des Dorfes und der Ortsgemeinde; mit der Geschäftsaufgabe der Eigentümer endete auch diese Möglichkeit. (bb)

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