Ausstieg aus dem Teufelskreis

Heute ist bundesweiter Aktionstag der Schuldnerberatung unter dem Motto "Schulden - was tun?". Auch Hubert Peifer von der Caritas in Daun, einziger Schuldnerberater im Kreis, macht beim Aktionstag mit.

Daun. Für mehr als drei Millionen überschuldete Haushalte stehen bundesweit lediglich 1100 gemeinnützige Beratungsstellen zur Verfügung - mit der Folge, dass lange Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen und nur etwa zehn bis 15 Prozent der betroffenen Haushalte derzeit seriös beraten werden können. Wie groß der Bedarf an qualifizierter Beratung ist, weiß auch Hubert Peifer, Schuldnerberater bei der Caritas Daun. Große Nachfrage nach Beratungsterminen

Er ist seit rund 20 Jahren "im Geschäft" und nach wie vor der einzige Schuldnerberater im Landkreis Vulkaneifel. Als er Mitte der 80er-Jahre anfing, war Daun die Schuldnerberatungsstelle zwischen Trier und Koblenz, und seit damals ist der Bedarf an Beratung stetig gestiegen. Peifer beteiligt sich auch am bundesweiten Aktionstag, aber nicht, um für seine Arbeit "Werbung" machen zu müssen, denn "die habe ich nun wirklich nicht nötig". Denn es dauert durchschnittlich gut zwei Monate, bevor ein "normaler" Termin bei Peifer zu bekommen ist. "Wenn es brennt, versuche ich natürlich so schnell wie möglich zu helfen", erklärt der 58-Jährige. Neben den "Klassikern" wie Telekommunikations- und Versandhandels-Schulden tritt nach den Erfahrungen Peifers Überschuldung häufig durch unvorhergesehene Ereignisse ein. "Ursachen können Arbeitslosigkeit, Geburt von Kindern, Heirat, Scheidung und Ähnliches und damit verbundene finanzielle Mehrbelastungen, verringertes Einkommen und vieles mehr sein", erklärt der Berater. Die Folge: Aus einer vorher überschaubaren Belastung wird ein Schuldenberg, das Schuldenkarussell dreht sich. In der Folge verlieren die Schuldner den Überblick und wissen nicht mehr, welches Loch sie zuerst stopfen sollen. Am Ende resignieren sie, öffnen keine Briefe mehr, ist ihnen der Schuldenberg über den Kopf gewachsen. "Da setze ich als Berater an", erklärt Peifer. "Wichtig ist es, mit den Betroffenen die Situation genau zu analysieren und wenn möglich eine Perspektive aus dem Teufelskreis zu eröffnen." Zwingende Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Schuldner freiwillig den Weg zum Berater antreten, denn "Zwang bringt kaum etwas", weiß Peifer aus Erfahrung. Ebenso erwartet er, dass die Rat Suchenden "Hausaufgaben" machen durch die Aufstellung eines Haushaltsplanes, dem Ordnen der Forderungsunterlagen und gegebenenfalls durch das Führen eines Haushaltsbuchs. Ist der Einstieg geschafft, kommt es natürlich auf die Kooperationsbereitschaft der Gläubiger an. "Die ist sehr unterschiedlich", berichtet Peifer. "Es sind schon Vergleiche gescheitert, in denen dem Gläubiger 60 Prozent der Forderung angeboten wurden. Andererseits gibt es Vergleiche, in denen kleine Beiträge trotz hoher Schuldenlast akzeptiert wurden." Laut Peifer bieten auch Schuldner mit unpfändbarem Einkommen Gläubigern Vergleiche mit geringen Raten an: "Viele Gläubiger honorieren das und stimmen den Angeboten zu", da für sie "der Spatz in der Hand immer noch besser als die Taube auf dem Dach" sei. Einen spezifischen "Vulkaneifel-Schuldner" hat Peifer in seinen gut zwei Jahrzehnten als Berater nicht ausgemacht. "Meine Klientel ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, zu mir kommen Leute aus allen Schichten." Eindringlich warnt Peifer davor, sich kommerziellen Schuldnerberatungen anzuvertrauen. "Ich kann nur davon raten, die Finger davon zu lassen, wenn jemand Geld für eine Beratung haben will."Am heutigen bundesweiten Aktionstag der Schuldnerberatung ist Hubert Peifer bis 20 Uhr unter Telefon 06592/95730 erreichbar.SchuldnerberatungsBILANZ 2006 2006 war bei der Schuldnerberatung der Caritas in Daun wieder ein deutlicher Zuwachs von Nachfragen zu verzeichnen. Aus 193 Anfragen ergaben sich 119 neue Beratungen. Zusammen mit den noch nicht abgeschlossenen Fällen aus den Vorjahren wurden 254 Schuldenregulierungen bearbeitet. Im vergangenen Jahr wurden in Daun 18 Fälle außergerichtlich geregelt, im gerichtlichen Schuldenbereinigungsverfahren ergaben sich zwölf erfolgreiche Lösungen, für Hubert Peifer eine "eine erfreuliche Steigerung gegenüber den Vorjahren".

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