"Leute wehrt euch: Solidarität/ sonst ist bald schon vieles zu spät", sang Reimund Kaiser aus Kelberg vor der Dauner Post ins Megaphon, und alle stimmten ein. Am Freitag blieben in Daun und in der Region viele Praxen geschlossen, weil die Ärzte und ihr Personal sich der Protestbewegung in ganz Deutschland anschlossen und gegen das neue Arzneimittelpaket von Ministerin Ulla Schmidt demonstrierten. "Schon jetzt verhindern Richtgrößen und Budgetdrohungen, die auf jeder Praxis lasten, dass man als Arzt eine vernünftige Therapie für die Patienten machen kann", sagt Allgemeinmediziner Wolfgang Seubert aus Kelberg. Und die Einnahmen brechen dem Arzt ein, wie er darlegt. Das bestätigt auch der Chirurg Reinhard Kohlhaas, der in Daun eine Praxis mit einem Kollegen hat. "Die Wirtschaftlichkeit ist so schlecht geworden, dass wir in unserer Praxis vier Mitarbeiterinnen entlassen mussten." Deshalb ist auch Sprechstundenhilfe Ramona Trosdorff aus Oberstadtfeld mit von der Partie. "Ich möchte aufmerksam machen auf die Situation der Ärzte, damit mein Arbeitsplatz gesichert ist", sagt sie. Ihr Chef Torsten Drews hat schon jetzt sein Budget überschritten und deshalb Besuch von der Kassenärztlichen Vereinigung gehabt, wobei man ihm aufzeigte, wo er noch sparen könne. "Ich denke, es ist moralisch höchst bedenklich, dass ein Arzt unter ökonomischen Zwängen verordnen muss. Wir müssen den Patienten doch gute und innovative Medikamente zugänglich machen können", sagt Drews. Obwohl, wie er glaubt, 90 Prozent der Patienten hinter dem Protest der Ärzte stehen, wurde die Kundgebung in Daun wenig beachtet. Nur wenige Nicht-Mediziner schlossen sich den Ärzten und ihrem Personal an, und die Passanten interessierte der Protestmarsch wenig.