Bauern stöhnen – Einzelhändler frohlocken

DAUN/GEROLSTEIN. Immer deutlicher kommen die Auswirkungen der Hitzewelle in der Vulkaneifel zum Vorschein. Können Badegäste und Urlauber sich noch über das hochsommerliche Wetter freuen, bereitet es den Landwirten und der Feuerwehr große Sorgen.

"Selbst wenn jetzt der Regen kommt, hilft das den Pflanzen auch nicht mehr. Die Trockenheit macht alles zunichte", lautet das bittere Fazit in Sachen Wetter von Bernd Feldges, Geschäftsführer des Bauernverbands Daun. Die anhaltenden Extrem-Temperaturen haben den Landwirten schlimme Schäden beschert. Feldges vorläufige Prognose: "Beim Getreide sind mindestens 30 Prozent Ernte-einbußen zu erwarten." Nicht nur die Tatsache, dass die Körner zu klein und von schlechter Qualität sind, mache den Bauern zu schaffen. "Sie müssen förmlich zusehen, wie das Grünfutter täglich weiter vertrocknet und kommen mit der Ernte nicht mehr nach, da die Sommergetreide-Sorten früher gereift sind, als sie sollten."Anpassung an das Wetter in Zukunft nötig

Dass sich die Hitze so drastisch auswirke wie dieses Jahr, sei selten, meint Feldges. In Zukunft werde man sich in der Eifel mit der Pflanzenzüchtung besser an solche Bedingungen anpassen müssen. In den Krankenhäusern in Daun und Gerolstein macht sich das Sommerwetter bisher wenig bemerkbar. Zwar gibt es einige Patienten, die verstärkt Kreislauf-Probleme haben, und viele Fälle von allergischen Reaktionen auf Insektenstiche - doch offenbar halten sich die Menschen an die Regeln, genügend Flüssigkeit aufzunehmen und Anstrengungen in der Sonne zu vermeiden. Eine drastisch gestiegende Aufnahme von Hitze-Opfern sei aber bislang ausgeblieben, melden die Kliniken im Kreis. Bei Birgit Bachem in der Schlossapotheke Gerolstein suchen Leute meist erst dann Rat, wenn es für die Haut schon zu spät ist. Außer Linderung bei Sonnenbrand seien bei Sportlern auch Getränke-Zusätze gefragt, da der Körper schnell unter Mineralstoffmangel leide, wenn man viel schwitze, berichtet Apothekerin Bachem. Der Einzelhandel zieht für den Sommer 2006 eine durchschnittliche Zwischenbilanz. In der Textil-Branche zeigt man sich sehr zufrieden. Da so mancher die Kleidung mehrmals täglich wechselt, füllen die Eifeler Kunden ihre Kleiderschränke mit neuen Sommersachen auf, in den Lagern der Modehäuser bleibt wenig Sommerware zurück.Eisdielen haben Hochkonjunktur

Margret Schäfer aus Üdersdorf arbeitet als Servicekraft bei "Ihr Platz" in Daun. Das Geschäft, sagt die Verkäuferin, laufe ganz normal, abgesehen davon, dass die Kunden ihre Einkaufs-Zeiten eher auf die frühen Morgenstunden oder in den Abend verlegten. Schäfers persönliche Einstellung zur Hitze: "Wir sollten uns da etwas mehr vom Süden inspirieren lassen und wenn es geht, mittags Siesta halten. Das tut dem Körper gut." Unter den Gastronomen freut das Sommerhoch nur die Eisdielen-Inhaber: "Bei dem Wetter haben die Leute immer Lust auf Eis. Im Moment ist es hier wie in Italien, ich fühl mich wohl, aber die Eifeler sind das nicht gewohnt", meint Fadil Qiku vom Eiscafé Grandelis in Gerolstein. Die Inhaberin der Stadtschänke Dubrovnik ist weniger begeistert: "Für unser Geschäft wären fünf bis zehn Grad weniger am besten, denn so bleiben Mittags die Essens-Gäste weg." Viel zu tun gibt es jedoch für die Feuerwehr. Zwar besteht durch das trockene, heiße Klima erhöhte Brandgefahr, aber personelle Probleme gibt es laut Kreisfeuerwehrinspektor Christoph Bach nicht. Er berichtet von täglichen Einsätzen: "Oft werden wir wegen Flächenbränden alarmiert. Wenn etwa ein Mähdrescher Feuer gefangen hat, greift das rasend schnell auf das trockene Feld über." Die Wasservorräte in Bächen und Weihern gingen bereits merklich zurück, sagt Bach. "Man kann nur an die Bevölkerung appellieren, vorsichtig mit Brandmitteln umzugehen und zum Beispiel keine Zigrettenstummel oder Flaschen im Freien wegzuwerfen." Sollte in nächster Zeit der ein oder andere Badetag ins Wasser fallen, wird es für die Natur auf jeden Fall ein enormer Segen sein.

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