Bedenken gegen die Ost-Erweiterung

GEROLSTEIN. Die Partnerschaft mit der niederländischen Stadt Gilze Rijen steht wieder in der Diskussion. Die niederländischen Politiker fordern ein trilaterales Bündnis. Das stößt sowohl bei niederländischen wie Gerolsteiner Bürgern und Vereinen auf Skepsis.

 Zum 23. Mal kamen Radfahrer der niederländischen Partnerstadt Gilze Rijen zur Vatertags-Fete auf den Brunnenplatz. Foto: Gabi Vogelsberg

Zum 23. Mal kamen Radfahrer der niederländischen Partnerstadt Gilze Rijen zur Vatertags-Fete auf den Brunnenplatz. Foto: Gabi Vogelsberg

Hott und Hü nach 25 Jahren. Schon das Jubiläum fiel sang- und klanglos unter den Tisch, weil die Stadtväter von Gilze Rijen den Gerolsteinern die Partnerschaft vorerst aufgekündigt hatten. Der Besuch einer Gerolsteiner Delegation konnte im Herbst das Ruder herumreißen (der TV berichtete). In diesem Jahr folgte dann die Forderung der niederländischen Kommunalpolitiker, dass eine Stadt eines dritten Landes mit ins Boot muss. Bevorzugt aus Osteuropa (Polen oder Tschechien). Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz erklärt: "Gerolstein ist offen für eine trilaterale Partnerschaft. Allerdings muss dann alles langfristig festgelegt werden." Schwartz favorisiert, die Beziehungen des Gerolsteiner Forstamtes nach Polen zu nutzen. "Davon könnten alle profitieren", meint er. Matthias Pauly, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gerolstein, hat auch die Kontakte der Gerolsteiner Berufsschule nach Polen im Blick. Er sagt: "Es muss eine Stadt sein, die zu Gerolstein in der Größe und in der Ausrichtung, etwa beim Tourismus, passt." Pauly sieht in einer trilateralen Partnerschaft in Richtung Osteuropa viele Chancen. Schwartz gibt sich bei der Frage, ob die Brunnenstadt überhaupt noch freies Potenzial im Bereich Engagement hat, zurückhaltend. Er sagt: "Das ist eine berechtigte Frage. Das Bündnis dürfte nicht nur auf dem Papier bestehen." Die Beziehung zu Gilze Rijen wird nämlich hauptsächlich von den Vereinen getragen. Die Gerolsteiner Feuerwehr hat mit den niederländischen Kameraden am dritten Maiwochenende das 25-jährige Jubiläum gefeiert. Wehrführer Andreas Hoffmann erklärt: "Uns reicht die Partnerschaft, aber wir haben uns ja sowieso nicht von den Entscheidungen auf politischer Ebene beeinflussen lassen." Thomas Krämer von den Gerolsteiner Burgnarren meint: "Wir sind nicht gegen eine Erweiterung, aber dann sollen von niederländischer Seite die Ideen gebracht werden, wie das Ganze mit Leben gefüllt werden kann." Krämer gibt sich skeptisch in punkto Osterweiterung. Er sagt: "Gerolstein hat ja schon eine Verbindung mit Digoin nach Frankreich. Die Niederländer könnten sich anschließen, dann wäre es ja auch trilateral." Jan van den Broek, seit 23 Jahren Organisator der Gilze Rijen-Radtour am Vatertag, unterstreicht Krämers Meinung. Der 72-jährige Niederländer sagt: "Unsere Stadt sollte Gerolstein keine Bedingungen bezüglich einer dritten Stadt stellen. Ich habe auch von der Osterweiterung gehört, aber es wäre besser, die bestehenden Kontakte nach Digoin zu nutzen."Hoffen auf Gespräche im Herbst

Van den Broek erinnert sich an eine Radtour von 1994. Damals waren die Biker von Gilze Rijen nach Gerolstein gekommen und gemeinsam mit Eifeler Radfahrern nach Digoin und dann wieder zurück nach Gilze Rijen gefahren. In der anschließenden Debatte hätten die niederländischen Stadtväter eine trilaterale Partnerschaft mit Frankreich abgelehnt, weil "Digoin zu weit weg" sei. Van den Broek meint kopfschüttelnd: "Aber Polen oder Tschechien ist von uns aus auch weit weg." Im Rahmen der europäischen Idee hält er generell ein "Band mit ausländischen Städten für wichtig". Jan Pypers unterstützt ihn: "Es ist toll, dass es mit Gerolstein weitergeht." Er war zum 15. Mal bei der Radtour am Vatertags-Wochenende dabei. Die Freundschaft ist etabliert. Etliche Gerolsteiner Radfahrer (der jüngste war der zwölfjährige Tobias Büchler, der älteste der 79-jährige Albert Wirtz) fuhren dem niederländischen Tross teilweise bis nach Limburg entgegen. Ein Entgegenkommen auf politischer Ebene braucht noch Zeit, denn nach der Kommunalwahl im März in Gilze Rijen sind die Ansprechpartner der Brunnenstädter aus dem Rennen katapultiert worden. Schwartz meint: "Es wird wohl Herbst werden, bis wir mit einer neuen Formation reden können."

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