Beratung der Caritas muss neue Wege gehen

DAUN/BITBURG-PRÜM. Für 38 Aufgabenbereiche hat das Bistum Trier Sparmaßnahmen beschlossen und diese Ende Juli verkündet (der TV berichtete). Von der Ausgabenreduzierung um zehn Prozent ist auch die Caritas betroffen. Winfried Wülferath, Geschäftsführer des Caritasverbandes für die Region Westeifel, sprach mit dem TV über die Auswirkungen und den möglichen Umgang mit den Kürzungen.

Für Caritas-Geschäftsführer Wülferath, der die Einrichtungen in den Kreisen Daun und Bitburg-Prüm leitet, drehen sich die bischöflichen Sparbeschlüsse derzeit um zwei Pole. "Im Grunde haben wir großes Verständnis für die Sparbemühungen. Es ist beim Bistum und auch bei uns nicht denkbar, soziale Dienste auf Kreditbasis zu finanzieren", sagt Wülferath. Andererseits sei seine Einrichtung an einem Punkt angelangt, bei dem allein durch Veränderung der Arbeitsmethoden nicht mehr die erforderliche Beratungsleistung erbracht werden könne.Zehn Prozent müssen gespart werden

Entmutigt gibt sich Winfried Wülferath aber keineswegs. Er versichert: "Wir werden gemeinsam nach menschlichen, aber auch effizienten Wegen suchen, diese schwere Aufgabe zu bewältigen." Die Caritas Westeifel erhält ihren Kirchensteuer-Anteil vom Diözesan-Caritasverband. Aus der jährlichen Zuwendung des Bistums an den Gesamtverband von 21 Millionen Euro fließen bisher 550 000 Euro an die Geschäftsstelle in Bitburg und 280 000 Euro an die in Daun. Nun ist eine Einsparung von zehn Prozent auf Diözesanebene beschlossene Sache - das sind 2,1 Millionen Euro. Dass die Einsparung in einem Zeitraum von fünf Jahren realisiert werden soll, sei ein positives Ergebnis aus der Diskussion um die im April 2004 vorgestellten Sparvorschläge, erklärt Wülferath. Wie viel jeder Regionalverband einsparen muss, werde noch geklärt. Dabei spielten die Größe und die Wirtschaftskraft eine Rolle. "Es wird aber auch eine Diskussion in Gang gesetzt werden, welche Dienste die Caritas unabdingbar vorhalten muss und welche eventuell auch von anderen Stellen wahrgenommen werden können", sagt der Geschäftsführer. Beim Blick auf die Finanzierung der Arbeit des Caritasverbandes für die Region Westeifel mit seinen rund 300 Mitarbeitern wird klar, dass die Mittel aus Kirchensteuern nur die eine Seite sind; es gibt außerdem für die dringend erforderlichen Beratungseinrichtungen öffentliche Zuschüsse von den Kommunen, vom Land und von der Agentur für Arbeit. Die Sozialstationen finanzieren sich fast ausschließlich über die erwirtschafteten Leistungen.Festbeträge wurden seit Jahren nicht mehr erhöht

Sorgen bereiten Geschäftsführer Wülferath vor allem Dienste wie Sucht-, Schuldner- und Schwangerenberatung. So seien die vom Land gewährten Festbeträge für die Schuldnerberatung seit Jahren trotz gestiegener Fachpersonal- und Verwaltungskosten nicht angehoben worden. Auf der kommunalen Seite verhalte es sich mit den Festbetragszuschüssen für die Suchtberatung ebenso. Seit dem Ausstieg aus der gesetzlich vorgesehenen Form der Schwangerenkonfliktberatung erfolge keine Anteilsfinanzierung durch die Kommunen, und auch das Land habe seine Zuschüsse reduziert. "Hier leistet das Bistum einen finanziellen Ausgleich", berichtet Wülferath, nach dessen Bekunden sich aber die Frage stellt, ob die Caritas auf Dauer diese Dienste überwiegend aus Kirchensteuermitteln finanzieren kann. Er gibt zu bedenken: "Parallel zu dem Rückzug der öffentlichen Hand ist gerade in diesen Beratungsstellen eine hohe Nachfrage zu verzeichnen." Ein noch deutlicherer Anstieg sei mit der Umsetzung von Hartz IV am 1. Januar 2005 zu erwarten. "Die Frage, wie wir den Betroffenen in Zukunft bei immer knapper werdenden Mitteln helfen können, wird uns die nächsten Jahre in Anspruch nehmen", vermutet Wülferath. Für die Umsetzung der Sparbeschlüsse gebe es noch keine konkreten Pläne, da der genaue Einsparbetrag noch nicht bekannt sei. Die Fünfjahresregelung lasse aber Zeit, um Maßnahmen zu überlegen. "Sollte ein Personalabbau unvermeidlich sein, haben wir durch die längere Frist die Möglichkeit, dies sozialverträglich, also ohne Kündigungen, zu tun."

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