"Besser zu früh als gar nicht"

GEROLSTEIN. Zur Einstimmung auf die Adventszeit gibt’s in Gerolstein erst einmal Streit: Während einige Geschäftsleute und Bürger sich über die für sie zu früh aufgehängte Weihnachtsbeleuchtung aufregen, ärgert sich die Feuerwehr, die die Lichterketten anbringt, über Kritik und Beschimpfung.

Ob Groß oder Klein, ob Passant oder Geschäftsmann: An der Weihnachtsbeleuchtung erfreut sich eigentlich jeder, der durch die Gerolsteiner Innenstadt schlendert. Aber nur, wenn sie nicht schon zu früh aufgehängt wird."Die Aufregungen in diesem Jahr mit Beschimpfungen und Androhungen nahmen überhand. Das reichte von ,Das kommt in die Zeitung, in den Karneval, zum Bürgermeister'. Und das nur, weil wir eine Woche früher waren als sonst", berichtet Andreas Hoffmann, Wehrführer der freiwilligen Feuerwehr in Gerolstein.

Grund für den früheren Start seien "Zeit- und Termingründe" gewesen. Hoffmann: "Die Vorbereitung der Lichterketten, bei denen stets Teile zu reparieren sind, und das Anbringen dauert mindestens 160 Stunden. Hätten wir wie sonst angefangen, wäre es im diesem Jahr nicht möglich gewesen, die komplette Beleuchtung bis zum 1. Advent anzubringen."

Unter Verweis darauf, dass ein engagierter Feuerwehrmann in seiner Freizeit rund 250 Stunden im Jahr für Übungen, Lehrgänge und sonstige Aktivitäten aufbringt und die Wehr zudem zu 100 Einsätzen gerufen wird, betonte Hoffmann: "Die Bewohner der Stadt können doch froh sein, dass es immer noch Menschen gibt, die ihre Freizeit für andere opfern und manchmal auch ihre Gesundheit zum Wohle der Bevölkerung aufs Spiel setzen. Schließlich gehören wir noch immer einer freiwilligen Feuerwehr an, sind aber immer da, wenn wir gebraucht werden." Zwar hat der Wehrführer in gewissem Maß Verständnis für den Unmut ("Es sieht schon komisch aus, wenn im T-Shirt die Lichterketten aufgehängt werden"), dennoch kritisiert er den Ton, der angeschlagen worden sei. Hoffmann: "Einige Geschäftsleute haben gemeckert, von einigen wurden wir heftig beschimpft. Und das kann ja wohl nicht sein."

Die Feuerwehr hat vor gut sechs Jahren den Job übernommen, nachdem sie von der Stadt darum gebeten wurde - nicht zuletzt, um die Belastung der Stadtarbeiter und die Kosten für die Stadt zu minimieren. Einzige Entlohnung: Die Wehr hat laut Hoffmann die Garantie, bei der St.-Anna-Kirmes einen Pavillon aufzustellen, muss die Standgebühr aber dennoch zahlen.

Heinz Weber, Vorsitzender des Gewerbevereins "Gero-Team" begründet die vereinzelte Kritik aus den eigenen Reihen damit, "dass man sich gegen den Trend wehren möchte, dass bereits nach den Sommerferien das Weihnachtsgeschäft beginnt". Er sagt aber auch: "Ich kann aber nicht verstehen, wenn ein Feuerwehrmann angemacht würde. Denn besser, die Beleuchtung wird zwei Wochen zu früh angebracht als gar nicht."

In die gleiche Kerbe schlägt Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU). Er sagt: "Ich kann die Kritik zwar nachvollziehen, halte sie dennoch für ungerechtfertigt." Man müsse wissen, wie viel Arbeit dahinter stecke und was die Feuerwehr in dieser Jahrszeit sonst noch zu tun habe, bevor man kritisiere. "Vor allem aber sollen sie die jungen Burschen von der Feuerwehr in Ruhe lassen und sich lieber bei mir beschweren", empfahl Karl-Heinz Schwartz.

Trotz aller Aufregung und allen Ärgers - über eine Sache muss Wehrführer Hoffmann dann auch schmunzeln. Er sagt: "So ganz ist nicht zu verstehen, dass manche Geschäftsleute sich aufregen, aber schon seit Anfang Oktober Weihnachtsartikel im Schaufenster ausstellen."

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