"Du bist der Chef der Stadt", verkündet Jannis. Wolfgang Jenssen lacht und erklärt sich mit dieser Bezeichnung einverstanden. "Bei uns ist Frau Laux der Chef", sagt Michelle und deutet auf die Kindergartenleiterin. "Du bestimmst alles", wendet Sven sich an den Stadtbürgermeister. "Das stimmt nicht ganz", räumt dieser ein und erzählt, dass er mit 24 Frauen und Männern im Stadtrat zusammenarbeitet und er selbst sich als "der Erste unter Vielen" versteht. Er stellt seinen kleinen Besuchern Robert Lorse vor und erklärt kindgerecht das Amt des Beigeordneten.Probesitzen im Bürgerbüro

Jannis, Sven und Michelle haben im Bürgerbüro an dem Tisch, den Waldarbeiter aus Bäumen des Stadtwaldes gezimmert haben, Platz genommen. 18 weitere Kinder sind dabei, drei Erzieherinnen und die Leiterin Maria Laux. Der Junge Quocvan läuft nach vorne, als Jenssen seinen Sessel zum Probesitzen freigibt. Die Kinder erzählen munter drauf los, was sie in den vergangenen Monaten in ihrer Stadt unternommen haben: den Dauner Sprudel und das DRK besucht, sich bei Feuerwehr, Polizei und Post umgesehen, zur Burg gegangen und durch den Kurpark gestreift. "Bei Schulers durften wir selbst ein Schokohäschen herstellen", erzählt ein Mädchen, und die Erinnerung daran löst auch bei den anderen Kindern noch mal Freude und Begeisterung aus. Der Bürgermeister kennt die Plätze und Gebäude auch, nur einmal, als die Kinder von ihrem Besuch im Tresorraum der Volksbank berichten, sagt er: "Da war ich noch nicht." Christian erkundigt sich noch nach der Bedeutung des Dauner Wappens, und Jannis will wissen, warum Wolfgang Jenssen nicht im Rathaus wohnt. Mit einer Überraschung beschließen die Kinder den Besuch beim "Chef": Sie tragen ein selbst gedichtetes Lied vor, in dem sie von ihren Erlebnissen erzählen und dessen Refrain lautet: "Daun ist eine schöne Stadt". "Ich bin sehr froh, dass ihr mich mal besucht habt", verabschiedet sich Jenssen von der Gruppe und bedankt sich bei der Kindergartenleiterin und ihrem Team für die Initiative. Das Projekt "Wir entdecken unsere Stadt" war erstmals für die Fünf- und Sechsjährigen des St. Nikolaus-Kindergartens konzipiert und im Laufe eines Jahres umgesetzt worden. Gemeinsam war das Haus jedes Kindes besucht worden. Nun dokumentieren Fotos und Wollfäden auf dem Stadtplan die Entfernungen zwischen den Wohnungen der Kinder und dem Kindergarten. "Die Eltern haben sich von Anfang an sehr für das Projekt interessiert und es unterstützt", rundet Maria Laux ihren positiven Eindruck ab.